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Dienstag, Oktober 3, 2023
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Jahrespressekonferenz mit Überraschungen

WiWO zieht Bilanz und gibt einen Ausblick
Thema Kerber spielt kaum eine Rolle

Schon der Einladungstext zur Jahrespressekonferenz der Wildauer Wohnungsbaugesellschaft (WiWO) am vergangenen Montag klang ungewöhnlich. Normalerweise befasst sich eine Jahrespressekonferenz ja mit einem Rückblick auf das abgelaufene Geschäftsjahr und den Plänen für die nähere Zukunft des Unternehmens. Nicht so bei der WiWO, die in ihrer Einladung das Urteil des Arbeitsgerichts Cottbus über die Rechtmäßigkeit der Kündigung ihres ehemaligen Geschäftsführers Frank Kerber in den Mittelpunkt stellte und gerade einmal in einem Satz auf den eigentlichen Inhalt einer solchen Veranstaltung hinwies: „Nach einem kurzen Rückblick über das Jahr 2021 möchten wir Sie, liebe Medienvertreterinnen und -vertreter, über die laufenden und zukünftigen Projekte der WiWO informieren.“ Für Fragen zum Fall Frank Kerber wurden aber gleich vier Ansprechpartner angekündigt: Die Bürgermeisterin Angela Homuth, der Aufsichtsratsvorsitzende der WiWO Mark Scheiner sowie zwei Fachanwälte der WiWO.

Umso erstaunlicher für die anwesenden Pressevertreter war dann der Verlauf des Pressegesprächs. Denn das Thema Frank Kerber wurde erst ganz am Ende und in erstaunlicher Kürze abgehandelt. Der Rechtsanwalt der WiWO Lars-Jonas Schmidt von der Potsdamer Kanzlei Schwoerer und Kollegen sagte, dass die Urteilsbegründung des Arbeitsgerichts in erster Linie auf dem „zerrüttete Vertrauensverhältnis“ zwischen dem amtierenden Aufsichtsrat und dem ehemaligen Geschäftsführer der WiWO beruht. Und Angela Homuth ergänzte: „Ich bin froh, dass das so ausgefallen ist.“ Damit war das Thema Frank Kerber auch schon beendet.

Der Rest der Veranstaltung war dann – anders als angekündigt – eine ganz „normale“ Jahrespressekonferenz einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft. Sven Schulze, seit 1. Juni Geschäftsführer der WiWO, gab einen Rückblick über das noch laufende Geschäftsjahr. Zunächst habe er sich durch den enormen Mitarbeiterwechsel im Zuge der Entlassung seines Vorgängers auf die personelle Neuaufstellung des Unternehmens konzentriert. Er gab bekannt, dass die Kita am Hasenwäldchen am 1. Dezember inoffiziell an den künftigen Betreiber übergeben worden sei. Dabei seien die geplanten Kosten von 10 Millionen Euro nicht überschritten worden. Wann die Kita tatsächlich ihren Betrieb aufnehmen wird, blieb dagegen offen. Der Jahresumsatz der WiWO, so Sven Schulze weiter, beträgt in diesem Jahr rund 15 Millionen Euro, bei einem Gewinn von 1,5 Millionen Euro, die komplett für neue Investitionen verwendet werden sollen.

Für das laufende und die kommenden Jahre kündigte er an, dass die WiWO verstärkt in die technische Ausstattung ihrer Gebäude – also die Erneuerung von elektrischen, Sicherheits- und Lüftungsanlagen – investieren werde. Außerdem müssten in den nächsten Jahren die Aufzüge der Gebäude im Hückelhovener Ring für rund 700000 Euro erneuert werden. Als Neubauvorhaben präsentierte er geplante „Kopfbauten“ an den Wohnhäusern im ­Hückelhovener Ring, wo 23 ­
Drei- und Vierzimmerwohnungen sowie Fünfzimmerwohnungen im Dachgeschoss entstehen sollen. Ein weiteres Neubauprojekt soll in der Birkenallee mit 100 sozial verträglichen Wohnungen errichtet werden. Und auch die Planungen für das ehemalige Meyer-Beck-Gelände sollen forciert werden. Hier warte man aber erst die Ergebnisse der Planung des neuen Hortgebäudes ab, bevor man selbst aktiv wird. Entstehen sollen dort sowohl Wohnungen als auch Gewerbeflächen. Insgesamt will die WiWO in den nächsten Jahren 23 Millionen Euro in die Instandhaltung und Modernisierung des Bestandes sowie in den Neubau investieren.

Zur Überraschung der Pressevertreter gab der WiWO-Geschäftsführer dann bekannt, dass das Grundstück am Dahme-Nordufer nun doch an die Berliner Bauwert AG verkauft werden soll. Die Verträge sollen bereits im Februar kommenden Jahres unterschrieben werden. Auf Nachfrage des KaWe-Kuriers sagte Sven Schulze, dass laut neuem Vertragsentwurf der Kaufpreis des Grundstückes um rund 15 Prozent höher liege, als in den bisherigen Vorverträgen festgeschrieben. Dr. Jürgen Leibfried, Gründer und Vorstand der Bauwert AG, bestätigte gegenüber dem KaWe-Kurier, dass sein Unternehmen der WiWO Anfang Oktober ein neues Kaufangebot unterbreitet hat, das auch mit Herrn Schulze besprochen wurde. Darauf hin hat die Bauwert AG Anfang November einen Vertragsentwurf an die WiWO gesendet, darauf aber noch keine Reaktion bekommen. Trotzdem, so Jürgen Leibfried weiter, sei er froh darüber, dass der neue Vertragsentwurf offensichtlich die Zustimmung der WiWO bekomme. Auch wenn er sich darüber wundert, aus der Presse darüber zu erfahren.

Ein weiteres Thema war dann die längst fällige Sanierung und Neubebauung des Stichkanal-Areals. Hierzu gab Aufsichtsratschef Mark Scheiner bekannt, dass eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben wurde, deren Ergebnisse man für Anfang 2022 erwarte. Auf Rückfrage des KaWe-Kuriers, ob es eine solche nicht schon seit Jahren gäbe, antwortete er: „Es gab viele tolle Ideen, aber keine Machbarkeitsstudie.“ Eine Aussage, die doch etwas verwundert. Gab es doch bereits Anfang 2019 ein städtebauliches Grundkonzept, das das Berliner Büro „m2r architecture“ gemeinsam mit der WiWO entwickelt hatte und von der damaligen SVV am 30. April 2019 bestätigt wurde. Darauf hin wurde sogar der Beschluss gefasst, „die Bebauung südlich und nördlich des Stichkanals … mit einem Parkhaus sowie Wohn- und Geschäftsbauten planen zu lassen.“ Im WiWO-Magazin „Köpffchen“ vom Februar 2019, in dem das Konzept vorgestellt wurde, war sogar die Rede davon, dass „nach der Festsetzung eines zu erarbeitenden Bebauungsplans im Frühjahr 2021 Baubeginn sein könnte.“ Bleibt die Frage, warum seitdem offenbar rein gar nichts in „Sachen Stichkanal“ geschehen ist? VE

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