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Jeder Zehnte hat Schulden

SchuldnerAtlas Brandenburg 2018: LDS mit abnehmender Tendenz

Der Volksmund sagt, der Geist denkt, das Geld lenkt. Es wird gekauft, was das Konto hergibt. Oder eben nicht. Zu Weihnachten im letzten Jahr gab jeder im Durchschnitt für Geschenke 472 Euro aus, 2011 waren es noch 338 Euro. Es muss immer mehr und immer teurer sein. Auch wenn man es sich nicht leisten kann. 

Dr. Rainer Bovelet – Synergie 2 Überschuldung der Verbraucher: Analyse

Und: Man gibt Geld aus, so der bekannte amerikanische Autor Walter Winchell einmal, das man nicht hat, für Dinge, die man nicht braucht, um damit Menschen zu imponieren, die man nicht mag. Die Folge: Schulden. Oder wie es korrekt heißt: „nachhaltige Zahlungsstörungen“. Solche „nachhaltigen Störungen“ hatte in Deutschland per 1. Oktober 2018 fast jeder zehnte Erwachsene – 6,9 Millionen Personen – und 19000 mehr als noch ein Jahr zuvor. In Brandenburg dagegen hat sich der positive Gegen-Trend aus dem Vorjahr bestätigt. Auch 2018 nahm hier die private Überschuldung ab. Zum Stichtag 1. Oktober 2018 wiesen insgesamt 209.969 Personen sogenannte Überschuldungsmerkmale auf. Das waren 1680 Überschuldungsfälle (bzw. 0,8 Prozent) weniger als im Jahr zuvor (2017: 211.649). Die wenigsten Schuldner hat Bayern mit 7,43 Prozent, die meisten Bremen mit 13,94 Prozent. 

Häufigste Schulden-Gründe waren mit abnehmender Tendenz Arbeitslosigkeit mit 20 Prozent, Erkrankung, Sucht und Unfall. Der SchuldnerAtlas des Inkassounternehmens Creditreform definiert Überschuldung als einen Zustand, in dem die Ausgaben und Zahlungsverpflichtungen einer Person dauerhaft höher sind als deren Einnahmen oder Vermögen. Dabei wiederum gibt es „harte“ und „weiche“ Überschuldung. Weich heißt, dass unter anderem Mahn- und Inkassofälle mehrerer Gläubiger noch nicht zu gerichtlichen Negativeinträgen geführt haben. Harte  Fälle sind Einträge in Schuldnerverzeichnisse oder ein Antrag auf Privatinsolvenz. 

Deutlich abgenommen hat die Zahl bereits hart überschuldeter Personen (- 3,1 Prozent). Brandenburgweit wurden noch 126.604 Überschuldungsfälle mit einer solch hohen Überschuldungsintensität gezählt. Die Zahl der weichen Überschuldungsfälle nahm hingegen spürbar zu (+ 2,9 Prozent). So gibt es in dieser Gruppe mittlerweile 83.365 Personen. Gleichwohl ist – wie es im Juristendeutsch heißt – weiterhin die Mehrzahl der Überschuldeten (60,3 Prozent) bereits „mit harten Überschuldungsmerkmalen besetzt“. 

Vier Landkreise (Elbe-Elster, Oder-Spree, Spree-Neiße und Prignitz) verzeichneten aber gegen den Landestrend einen Anstieg der Überschuldungsquote der Verbraucher. Die übrigen Regionen wiesen Rückgänge der Schuldnerquote auf. Am stärksten verringerte sich die Verbraucherüberschuldung in Cottbus (- 0,27 Prozentpunkte), gefolgt vom Landkreis Dahme-Spreewald (- 0,25 Prozentpunkte). Positiv wirkten sich die gute Arbeitsmarktsituation und auch der Bevölkerungsanstieg beim Rückgang der Verschuldung aus. So konnten bislang überschuldete Verbraucher ihre Zahlungsrückstände aufarbeiten und ihre Schuldenbelastung verringern. 

Der Landkreis mit der niedrigsten Schuldnerquote in ganz Brandenburg war auch 2018 Potsdam-Mittelmark. 7,55 Prozent der erwachsenen Einwohner gelten hier als überschuldet. Die höchste Schuldnerquote verzeichnet weiterhin Brandenburg an der Havel (15,72 Prozent). Dahme-Spreewald liegt im Mittelfeld und hat mit 9,19 Prozent eine abnehmende Tendenz. Konkret heißt das aber, dass 12.907 LDS-ler verschuldet sind. Unser Nachbar Teltow-Fläming steht bei 10,54 Prozent. 

Männliche Einwohner Brandenburgs sind weniger stark überschuldet als noch im Vorjahr. Die Schuldnerquote für die Männer verringerte sich von 12,18 auf 12,06 Prozent und liegt mittlerweile deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (12,55 Prozent). Leicht zurückgegangen ist die Überschuldungsquote der Frauen in Brandenburg (von 7,75 auf 7,72 Prozent). Dieser Wert liegt aber über dem Bundesdurchschnitt von derzeit 7,65 Prozent. 

Die Schuldnerquote von jungen Erwachsenen unter 30 Jahren hat spürbar abgenommen (- 0,27 Prozentpunkte). Aktuell sind noch 8,64 Prozent der Brandenburger in dieser Altersgruppe überschuldet. Ebenfalls klar rückläufig, aber weiter überdurchschnittlich hoch, ist die Überschuldungsquote in der Altersklasse der 30- bis 39-Jährigen (16,01 Prozent; – 0,39 Prozentpunkte). Erhöht hat sich die Schuldnerquote indes in der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen. 2017 waren 12,96 Prozent der Personen in dieser Altersklasse überschuldet, ein Jahr später sind es bereits 13,54 Prozent. Im Vergleich mit anderen Altersgruppen sind die Senioren (70 Jahre und älter) in Brandenburg weiterhin kaum von Überschuldung betroffen. Sie kaufen nur, was sie wirklich brauchen. Oder sie halten es nicht nur als Neujahrsvorsatz mit dem biblischen Philosophen Philemon: „Erbitte Dir zuerst Gesundheit. Dann Wohlergehen. Drittens ein frohes Herz und zuletzt: Niemandes Schuldner zu sein.“  

UR; Creditreform/F: CR

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