Bis Johanni Spargel „Spargel & Genuss“ – regional und nachhaltig
Man sagt, er sei eine „liebliche Speis für Leckermäuler”. Rechtzeitig zu Ostern können wir ihn nun wieder genießen: den Spargel. Am letzten Donnerstag war in Beelitz offizieller Anstich für das Brandenburger Edelgemüse aus der Region. Den nahm die diesjährige Spargelkönigin Joelina Jakobs mit Ehrengästen vor. Auch der KaWe-Kurier war mit im Königinnengefolge. Die neue Spargelhoheit erstmals natürlich in ihrer neuen Königinnenrobe. Für dieses Jahr will sie möglichst oft die Spargelstadt repräsentieren. Die ist gleichzeitig Stadt der Landesgartenschau, die am morgigen Donnerstag eröffnet wird. Das Motto der diesjährigen Saison ist „Spargel & Genuss“. Mit Spargel kennt sich die 17-jährige Abiturientin aus Beelitz aus: Schon als Kind war sie mit Vater Jürgen Jakobs auf den heimischen Feldern unterwegs, half später beim Schälen des Edelgemüses und auch in der elterlichen Gastronomie. Ihr Vater, Jürgen Jakobs, gleichzeitig Vorsitzender des Beelitzer Spargelvereins, ist stolz, dass Joelina die 25. Spargelkönigin ist, aber erst die dritte, die eine Tochter von Spargelbauern ist. Spargel ist mit Blick auf den Flächenanteil die bedeutendste Gemüsekultur im Land Brandenburg. Vor 161 Jahren wurde in Beelitz der erste Spargel angepflanzt. 2021 wurde auf fast 3900 Hektar gestochen. Die Ertragsfläche war um 100 Hektar kleiner als 2020, während die Erntemenge um 6 Prozent auf 21100 Tonnen stieg. Das entsprach einem Ertrag von 55 Dezitonnen je Hektar. Die Spargelanbauern wurden in den letzten Jahren von Umweltschützern wegen der Folien auf den Feldern z.B. zur besseren Steuerung des Spargelwachstums kritisiert. Ihnen wurde vorgehalten, dass das der Umwelt allgemein und dem Boden im Besonderen schaden würde. Insbesondere das Bodenleben leide. Jetzt schuf die Wissenschaft Klarheit: Unter Spargelfolien lebt der Boden! Daran ändern auch die schwarzen oder weißen Folien nichts, die ausschließlich in der Ernteperiode verwendet werden. Eine Forschungsreihe des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau (IGZ) in Brandenburg hat gezeigt, dass die Entwicklung von Bodentieren sowie Mikroorganismen (z.B. Pilze und Bakterien) in zeitweise abgedeckten Spargeldämmen nicht unterdrückt, sondern sogar überwiegend gefördert wird. Auch wenn abgedeckte Felder optisch störend wirken, überwiegen die positiven Umwelteffekte des Folieneinsatzes in der Erntezeit. So wird Bodenabtrag durch Wind auf sandigen Flächen stark vermindert. Gerade das Verhindern des Verlustes an fruchtbarem und aktivem Oberboden sichert die Bodenfruchtbarkeit nachhaltig. Daneben unterdrücken die Folien den Unkrautwuchs auf den Dämmen, was den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln deutlich reduziert. Zudem erleichtert die Folie den Erntehelfern das Spargelstechen, weil die Erde der Dämme lockerer bleibt und die Pflanzen durch die Temperarturerhöhung in kürzeren Abständen neue Stangen treiben. Die Produktionskosten lassen sich dadurch um bis zu 40 Prozent senken. Das garantiert frischen, hochwertigen Spargel aus der Region zu erschwinglichen Preisen, kurze Lieferketten und somit weniger CO2-Verbrauch. Auch im Dahmeland stehen jetzt wieder überall Spargelstände. Denn: „Bis Johanni nicht vergessen: täglich Spargel essen.“ Die Spargelsaison endet am 24.Juni. Dann, wenn die Kirschen rot, ist der Spargel tot. Bei Wilhelm Busch heißt es in der „Frommen Helene“: „Spargel, Schinken, Koteletts sind doch mitunter auch was Netts.“ So is(s)t es.
Ulrich Rochow (T+F)