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Montag, Dezember 11, 2023
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Kann Wildau beim Wohnungsbau doch eine Insel sein?

Die größten Unterschiede der Kandidaten liegen beim Weg aus der Wohnungs- und Mietenkrise

Wildau ist nicht irgendein Ort im Landkreis Dahme-­Spreewald. Dort schlägt das Forscher- und auch das industrielle Herz der Region. Dort wird Zukunft gedacht und gemacht. Man könnte fast despektierlich sagen – egal, was im Rathaus und im Gemeindesaal so läuft. Die Technische Universität, die Science-Betriebe, die industrielle Basis des Ortes sind zu groß, zu stark, zu dynamisch, zu zugkräftig, die senden ihr Potential, ihre Signale auch über ein „kleines Volkshaus“ hinweg hinaus in die Welt – siehe dazu auch die Beiträge auf Seite 5 dieser Ausgabe. Aber mit einem Rathaus, das diese Stärken des Ortes bündelt und sie sich im Sinne der Bewohner zu Nutze macht, wäre der Ort vermutlich so etwas wie die erste Geige oder ein Taktgeber fürs kommunale Wohl einer ganzen Region. Man kann getrost sagen – wir, der Landkreis, hatte(n) das ja auch schon mal so – lesen Sie dazu auch nebenstehenden Kommentar!

Und so sind denn auch die bevorstehenden Wahlen am Sonntag für die gesamte Region von solchem Belang, so dass der KaWe-Kurier in den letzten drei Ausgaben alle Kandidaten für das Bürgermeisteramt so ausführlich, wie das eben einer Wochenzeitung möglich ist, zu Wort kommen ließ. Fasst man alle Positionen zusammen, so kann man konstatieren, sie sind sich in einigen Punkten durchaus recht einig: Die Lösung des Schulproblems, ein wie auch immer genannter Energieverbund, eine neue Art der Kommunikation zwischen Verwaltung und Bevölkerung, eine Vermittlerrolle in der Stadtverordnetenversammlung – das alles haben sich die fünf Bewerber auf die Fahne geschrieben. Egal wer am Ende das Rennen macht, sie sollten sich alle stets daran erinnern und dafür auch in den nächsten acht Jahren werben. Dass in absehbarer Zeit der Stichkanal saniert ist, das Wildorado erhalten ist, es ein Nahversorgungszentrum gibt – das haben wir ja nun noch mal schwarz auf weiß von allen versichert bekommen. Also sollten sie sich unabhängig und überparteilich, wie sie sich alle geben, dafür einsetzen, auch wenn sie nicht gewählt worden sind. Dann wäre auf alle Fälle schon viel für Wildau gewonnen.

Immerhin – auch beim Thema der Mieten, die in Wildau im Querschnitt auf Höchstniveau sind, herrscht Einigkeit darüber, dass dies ein Kernproblem des Ortes ist. Aber der Weg, auf dem Abhilfe geschaffen werden könnte, unterscheidet sich in den Ansichten der Bewerber doch erheblich. Alle wollen zwar die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft WiWO in die Pflicht nehmen, dass diese bei Neuvermietungen des Bestandes auf Mieterhöhungen weitgehend verzichtet und vor allem Wildauer und deren Kinder bei der Vergabe berücksichtigt.

Bei Neubauten aber scheiden sich die Geister. Martin Stock und Enno von Essen sprechen sich für maximal punktuelle Lücken-­Projekte aus. Sie lehnen einen Mietspiegel entschieden ab. Axel Corte nennt das bestehende Bau­moratorium als die schlechteste aller Lösungen und hält den Mietspiegel für ein geeignetes Instrument. Lázsló Ungvári spricht von einer Mietbremse und bei Neubauten fordert er 30 Prozent kostengedämpfte Wohnfläche ein. Er bekennt sich wie auch Axel Corte zu behutsamen Wachstum. Dazu gehöre auch, dass am Dahme-Nordufer zügig etwas geschehen muss und kann. Beide betonen, dass das auch zur Zuverlässigkweit einer Stadt bei der Zusammenarbeit mit Investoren gehöre, die sich auf Zusagen aus der Verwaltung verlassen müssen können. Frank Nerlich sieht bei Neubauten ebenfalls einen sozialen Mietzins innerhalb einer Mischkalkulation erforderlich. Er sagt auch, dass Investoren über Verträge ihren Anteil für die Infrastruktur des Ortes leisten sollen. Ansonsten ist überraschenderweise von Investoren-Ansiedlung bis auf die Aussagen von László Ungvári zu einer unternehmerfreundlichen Gewerbepolitik in den Statements so gut wie gar nicht die Rede. TM

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