Dem Land Brandenburg blüht im August wieder Ambrosia-Ungemach / Die hochallergene Pflanze wächst auch in LDS, die Lage ist aber noch entspannt
Nicht nur die Hitze schwirrt dieser Tage schwer in der Luft. Auch die Pollen haben wieder Hochkonjunktur – Allergiker können davon ein Lied singen. Zu den unangenehmsten Zeitgenossinen unter den Pflanzenexemplaren, die ihre gesundheitsgefährdende Tracht in Brandenburg in die Luft schleudern, gehört die Ambrosia Artemisiifolia, das Beifußblättrige Traubenkraut.
Als „Speise der Götter“ hat die Pflanze zwar in der griechischen Mythologie einen guten Ruf. Aber da die Menschen eben doch nicht auf dem Olymp, sondern hiernieden auf Erden zu Hause sind, verursacht der Kontakt bei ihnen nicht selten Symptome wie Tränen, Lichtempfindlichkeit, Augenjucken, Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Heuschnupfen. Direkte Berührungen können zu Hautreaktionen führen. Der Grund: Die Ambrosiapollen sind um ein Vielfaches aggressiver als Erlen-, Hasel-, Birken- oder Gräserpollen. Und sie sind in Brandeburg vor allem im Süden und damit auch in einigen südlichen Regionen des Landkreises wie zum Beispiel Märkische Heide auf dem Vormarsch. „Trotz Bekämpfungsmaßnahmen ist seit den 90er Jahren ein stetiger Zuwachs zu verzeichnen“, sagt der Ambrosiabeauftrage des Landes Matthias Hoffmann, dessen Stelle extra vor drei Jahren beim Landesamt für ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung (LELF) in Wünsdorf, einer Behörde des Brandenburger Agrarministeriums, eingerichtet wurde, um Landkreisen, Kommunen und Gemeinden mit einer systematischen Strategie zur Eindämmung des invasiven Unkrauts zu helfen.
Die gute Nachricht bis jetzt: Auch wenn der Ambrosia-Schwerpunkt des Landes in direkter Nachbartschaft des Kreises vor allem in der Region zwischen Cottbus, Drebkau, Calau und Vetschau liegt und sich auch Richtung Märkisch Oderland und Frankfurt/Oder verstärkt Vorkommen in landwirtschaftlichen Kulturen und an Straßenrändern finden, so ist LDS bislang bis auf wenige Ausnahmen noch relativ verschont geblieben. Nach Auskunft aus dem Klinikum Dahme-Spreewald spielen von Ambrosia verursachte Beschwerden in den Allergie-Beratungen und Behandlungen der beiden Krankenhäuser derzeit keine besondere Rolle.
Das heißt aber nicht, dass der Landkreis auf der Ambrosia-Landkarte ein weißer Fleck wäre. Dem KaWe-Kurier liegen Leserhinweise vor, wonach sich selbst im Norden, insbesondere im Königs Wusterhausener Ortsteil Niederlehme, gleich mehrere Stellen hartnäckig halten und auch ausbreiten. „Ja, der Standort ist uns bekannt“, bestätigt Matthias Hoffmann. „Es handelt sich dabei um eine Besonderheit – das sogenannte ausdauernde Traubenkraut oder die Staudenambrosia, die mehrjährig ist, starke Wurzeln im Boden bildet und daher auch äußerst resistent gegen Bekämpfungsmaßnahmen ist.“
Um die Ambrosia-Ausbreitung einigermaßen in Schach zu halten, werden beim einjährigen Beifußblättrigen Traubenkraut in der Regel ab dem späteren Frühjahr Mahden vorgenommen. Damit soll die Blüte im August und somit die Vermehrung über den Samenflug verhindert werden. Oft werden von den Kommunen auch sogenannte Ausreißaktionen organisert, bei dem das Land mittlerweile auch finannzielle Unterstützung gewährt. Seit dem letzten Jahr steht ein jährliches Volumen von 500000 Euro zu Verfügung, mit dem gezielt lokale Projekte zur Ambrosia-Bekämpfung gefördert werden. Die Zuwendungen werdenin Form einer Anteilfinanzierung beziehungsweise eines Zuschusses gewährt. „In diesem Jahr können noch bis zum 30. Juni Anträge bei unserem Landesamt gestellt werden“, informiert Matthias Hoffmann, „das wäre zum Beispiel auch ein Weg, um in Niederlehme tätig zu werden.“
Aber auch das Land selbst wird nach aktueller Bestandsaufnahme tätig. Es beauftragt verschiedene Dienstleister, die dem Unkraut an Schwerpunktstellen im Juni und Juli zu Leibe rücken. Dabei soll in diesem Jahr erstmalig vor der Blüte im August ein neues Verfahren mittels Heißwasser angewendet und getestet werden. Es wird vor allem an Straßenrändern eingesetzt, um möglichst schonend ohne Pflanzenschutzmittel auskommen zu können. „Ob das auch für Niederlehme in Frage kommt, das müsste man prüfen“, so der Ambrosia-Landesbeauftragte.
Da sich die Pflanze auch auf bewirtschafteten Feldern sehr wohlfühlt und dort immense Schäden anrichtet, wird zugleich mit koventionellen wie auch ökologischen Betrieben ein Konzept erarbeitet, um auf stark befallenen Schlägen die Verbreitungswege zu unterbrechen. Dazu gehören alternative Nutzungsmöglichkeiten der Felder und Versuche einer veränderten Fruchtfolge. Die Ergebnisse sollen nach dem Ende der Saison betroffenen und interessierten Landwirten vorgestellt werden. TM
Infos und Kontakt:
Informationen zum Förderprogramm für die Ambosia-Bekämpfung gibt es auf https://mluk.brandenburg.de/mluk/de/service/foerderung/landwirtschaft/foerderung-bekaempfung-ambrosia/. Allgemeine Infos zu den Ambrosia-Pflanzen sind auf https://lelf.brandenburg.de/lelf/de/landwirtschaft/pflanzenschutzdienst/pflanzenschutz-im-ackerbau-und-gruenland/unkraut-ambrosia/ erhältlich. Der Ambrosia-Beauftragte des Landes Brandenburg Matthias Hoffmann, der auch Meldungen über Ambrisia-Vorkommen entgegen nimmt, ist wie folgt zu erreichen: Matthias Hoffmann, Am Steinplatz 1, 15806 Zossen, Ortsteil Wünsdorf, Rufnummer 033702/2113658, E-Mail: Matthias.Hoffmann@LELF.Brandenburg.de RED