Das bedrohte Braunkehlchen ist Vogel des Jahres Rückzugsorte für den Singvogel in LDS
Der aktuelle Vogel des Jahres ist ein kleiner hibbeliger Singvogel, der gern knickst und wippt, wenn er auf einem Strauch oder Zaunpfahl in der freien Landschaft nach Insekten Ausschau hält. Sein munteres Verhalten und die charakteristische Zeichnung mit dem weißen Streifen über dem Auge hat ihm den Spitznamen „Wiesenclown“ eingetragen. Doch den lustigen Vogel sieht man nur noch selten, die Anzahl der Brutpaare in Deutschland nimmt jährlich ab. Die intensive Landwirtschaft macht ihm das Leben schwer. Allein in Brandenburg ging die Zahl der Brutpaare seit 2007 von 15.000 auf 4.500 Brutpaare zurück. Noch dramatischer ist die Lage im Westen Deutschlands. Bis auf Schleswig-Holstein und Niedersachsen wird das Braunkehlchen auf den Roten Listen der westlichen Bundesländer in der Kategorie „Vom Aussterben bedroht“ geführt.
Schon 1987 war das Braunkehlchen Vogel des Jahres. Denn schon damals hatte man seine Gefährdung und die anderer Wiesenbrüter durch die Intensivierung der Landwirtschaft erkannt. Von 1992 bis 2007 galt eine EU-weite Verpflichtung zu Flächenstilllegungen in der Landwirtschaft, was auch dazu führte, dass sich die Braunkehlchen-Population erholte. Seit der Abschaffung dieser Verpflichtung nimmt sie wieder ab. Umso wichtiger sind Rückzugsräume, in denen keine Pestizide zum Einsatz kommen und wenig bis gar nicht gemäht wird. Denn der zwölf bis 14 Zentimeter kleine Vogel ernährt sich vor allem von Insekten, aber auch von Spinnen, Würmern und kleinen Schnecken.
Im April legt das Weibchen drei bis acht blaugrüne Eier in ein gut getarntes Nest am Boden und brütet in etwa zwei Wochen den Nachwuchs aus. Damit der Nachwuchs ungestört flügge werden kann, sollten Wiesen nicht vor Mitte Juli am Boden bearbeitet werden. Auch auf Ackerflächen können durch die Schonung feuchter Senken und Feldraine wieder mehr Lebensräume für die bedrohte Vogelart entstehen. Solch ungestörte Flächen findet das Braunkehlchen unter anderem auf ehemaligen Truppenübungsplätzen und in Bergbaufolgelandschaften. Dort gibt es noch große offene Flächen ohne wirtschaftlichen Nutzungsdruck so wie in den brandenburgischen Naturlandschaften der Heinz Sielmann Stiftung. Die offenen Flächen des ehemaligen Truppenübungsplatzes „Döberitz“ und des „Bombodroms“ in der Kyritz-Ruppiner Heide oder auch die Bergbaufolgelandschaft Wanninchen bieten der bedrohten Vogelart letzte Rückzugsräume.
RED / PI Heinz Sielmann Stiftung