Wir mussten so lange darauf verzichten und nun feiern wir wieder. Und so dringt „Aus dem hohlen finstern Tor, ein buntes Gewimmel hervor. Jeder sonnt sich heute so gern. Sie feiern Auferstehung … Denn sie sind selber auferstanden von Coronas Zwängen. Aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern, Aus Handwerks- und Gewerbesbanden, Aus dem Druck von Giebeln und Dächern, aus der Straßen quetschender Enge, aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht sind sie alle ans Licht gebracht.“
Bei Meister Goethe wird so im „Osterspaziergang“ das Ende des Winters gefeiert. Wir haben jetzt Sommer und wir feiern, dass wir nach eineinhalb Jahren zwar noch immer eingeschränkt maskiert sind, wir aber wieder mehr Freiheiten haben. Endlich wieder raus können. In Restaurants, Parks, in Strandbäder, auf Liegewiesen. Und sogar wieder Liebe unter dem Sternenhimmel machen können. Worauf wir lange verzichten mussten. Eine Umfrage ergab, 35 Prozent aller Paare träumen von Liebe unter freiem Himmel oder am Strand, 20 Prozent vom Bett im Kornfeld, 12 Prozent wollen „Sex in the City“ nicht nur im Fernsehen anschauen, sondern wieder selbst erleben. Wir mussten ja so lange darauf verzichten. Je Sommer, desto Liebe. Jeder dritte Deutsche bekommt mehr Lust darauf, wenn das Thermometer steigt. Und die Madels sich in ihrer ganzen Schönheit zeigen wie unsere Märkische Schöne auf der letzten Seite. Bei aller Kritik an unseren Nackten: Sie sind nicht wirklich nackt, sie haben bloß nichts an. Es ist ja erwiesen, wenn Frauen nicht wissen, was sie anziehen sollen, ziehen sie sich aus. Was Männern wie aber auch Frauen gefällt. Auch wenn deutsche Männer in dem Ruf stehen, sie seien die einzigen auf der Welt, die über ein Dutzend nackten Frauen hinwegsteigen würden, um an eine Flasche Bier zu gelangen.
Liebe in der freien Natur, im Wald und auf der Heidi ist aber nicht ungefährlich. Liebe am Strand heißt zum Beispiel, Sand in allen Ritzen. Oder von Zecken gebissen zu werden. Eine Lösung ist des Försters Hochsitz, wenn der gerade nicht im Anstand ist. Kiefern sind nichts zum Anlehnen – zu rau und der Boden nadelig pieksend. Gefahr droht auch beim Bett im Kornfeld – wegen der Mähdrescher. Deshalb ist es besser, es dort vor dem Erntetreiben zu treiben. Gefährlich ist auch die Liebe im Stoppelfeld: da kann ein Storch vorbeistaken und die Gespielin beißen. Bleibt die Liebe im Mais. Der steht länger. Aber beim Liebemachen im Freien guckt schon der Staat wieder hin. Wer erwischt wird, für den kann es eventuell teuer werden. 150 Euro für verbotene Liebe. Die Jüngeren sind da sowieso etwas „schisserig“: Nur jeder Dritte zwischen 16 und 29 hatte schon einmal Sex im Freien, wohl aber 41 Prozent der Generation 50+. Je öller, je döller. Na und?! Versuchungen sollte man nachgeben – vor allem, weil wir so lange darauf verzichten mussten. Wir sind zwar voller Gottvertrauen, dass Corona zurückgedrängt ist, aber wer weiß, ob der Spaß uns eventuell doch nicht wieder verboten werden kann. Kommen Sie befreit über den Sommer. Und das tägliche Mittagsschläfchen nicht vergessen, wie meine Kollegin Elli immer sagt. Und überhaupt.