Lasst die Jugend mal machen!

Multifunktionalität im originellen Design zeichnet das neue Kompetenzzentrum der Schulzendorfer Elektrofirma aus. Landrat Stephan Loge zeigte sich von den frischen Ideen der drei jungen Macher Alexander Gunder, Marina Schöning und Philipp Mally (kleines Bild, v.l.n.r) begeistert. Fotos. T. Müller

Mit dem neuen Ausbildungs- und Kompetenzzentrum der Schulzendorfer se.services GmbH 
hat der Firmennachwuchs eine Vorzeigeobjekt geschaffen

Äußerlich ist das Haus in der Karl-Marx-Straße 9 in Schulzendorf eher unscheinbar und schmucklos. Aber innen hält es einige Überraschungen bereit, die selbst einen Landrat ins Staunen bringen. Das neue Ausbildungszentrum der Schulzendorfer Firma se.services GmbH, das in den letzten drei Jahren im betriebseigenen historischen Gebäude entstanden ist, macht den ansonsten eher sachlich- pragmatischen LDS-Verwaltungschef Stephan Loge ja sogar fast ein bisschen euphorisch. „Was Sie hier geschaffen und vor allem wie Sie das hinbekommen haben, das ist in jeder Beziehung große Klasse“, sagte er jüngst bei einem Besuch in der betrieblichen Bildungs- und Sozialeinrichtung, die in dieser Form im Landkreis bislang einmalig ist.

Da ist zum einen die Multifunktionalität des Hauses mit modernen Ausbildungs-Equipment für angehende Elektroniker; mit Unterkunftsmöglichkeiten für auswärtige Azubis und internationale Austausch-Praktikanten; mit dem Qualifikations-KnowHow für Meisterlehrgänge der Handwerkskammer; mit Arbeitsplätzen für junge Eltern in Spielzimmern, damit sie in unerwarteten Situationen ein Auge auf ihre Kinder werfen können; mit sanitären Einrichtungen und mit Chillout-Räumen für die jugendlichen und erwachsenen Kollegen, um nach der Arbeit gemeinsam die Billardkugeln rollen zu lassen oder auf einen Schwatz in der Couch zu versinken. Da ist das auf das Firmenprofil abgestimmte Interieur der Räume, bei dem gemeinsam mit den Partnern des Betriebes Elektroschränke, Kabelrohre, Metallschienen, Scheinwerfer oder Lichtleisten zu einer geradezu avantgardistischen Inneneinrichtung zusammengefügt wurden. Und da ist die Entstehungsgeschichte, wonach das gesamte Projekt in die Verantwortung der jungen Kollegen des Hauses gelegt wurde. So konnten die Qualitätsmanagerin Marina Schöning, der Ausbildungsverantwortliche Phillip Mally und der Projektleiter Alexander Gunder sozusagen frei schalten und walten und mit ihren frischen Ideen Funktionalität und Design miteinander verbinden. „Wir haben uns an unsere eigene Ausbildung erinnert und gefragt, was war gut, was hat uns gefehlt“, erzählt Phillip Mally, der selbst in der Firma in die Lehre ging. „Und wir haben natürlich die Azubis von heute und weitere Kollegen mit einbezogen und wollten wissen, was sie sich wünschen.“

Das schließlich umzusetzen, hatte freilich auch seinen Preis. Rund 176000 Euro hat die Schulzendorfer Elektro in ihr neues Ausbildungs- und Kompetenzzentrum gesteckt. Besonders hellhörig wurden Landrat Stephan Loge und die Landtags-Abgeordnete Tina Fischer, als das junge Team über die Finanzierungsquellen berichtete. So konnten 50000 Euro aus dem Förderprogramm des Lausitz-Beauftragten der Landesregierung Brandenburg genutzt werden. „Das gehörte natürlich auch zu unserem Job“, so Marina Schöning, „dass wir hier keine Luftschlösser bauen, sondern praktikable Wege aufzeigen und uns auch über mögliche Fördertöpfe schlau machen.“ Für den Landrat war es ein besonderes „inneres Fest“, dass das Lausitz-Programm auch im Norden des Landkreises konkrete Spuren hinterlässt. „Wir haben lange darum gerungen, dass der gesamte Landkreis zur Förderkulisse gehört. Wunderbar, dass Sie diesen Weg gefunden haben. Das findet hoffentlich Nachahmer und ermutigt uns, weiter für den Landkreis zu streiten“, sagte er.

Das neue Zentrum ist für die se.services GmbH ein weiterer logischer Schritt in der Firmenentwicklung. Seit Jahrzehnten setzt der Betrieb auf die eigene Nachwuchsgewinnung und -förderung. Weit mehr als 50 Prozent der derzeit 132 Mitarbeiter haben in der Firma gelernt – darunter auch die heutige Geschäftsführung um Thomas Troppens und Torsten Audien. Derzeit sind 22 Auszubildende und duale Studenten mit an Bord. „Dieses Haus ist ein Werk unserer jungen Kollegen. Gut, dass wir sie haben machen lassen“, sagte Geschäftsführer Thomas Troppens. „Sie haben das Vertrauen und die Verantwortung mehr als nur zurückgegeben. Ich bin absolut stolz auf das Ergebnis.“ Der Firmenchef, der vor rund 40 Jahren als Azubi in den Betrieb kam, denkt sogar schon ein Stückchen weiter. „Irgendwann wird es Zeit, den Staffelstab an die nächste Generation zu übergeben. Sie soll aus unserem Hause kommen, das ist unser Ziel. Ich bin mir sicher, dass wir das hinkriegen.“ TM