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Dienstag, November 28, 2023
Pension am Schloss
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LESERBRIEF 32. Woche 2019*

Ein sittsamer Brauch – der Liebstenschein

Sie war schön – die gute alte Zeit! Wir, Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen, regierten gnädigst huldvoll unser Land, rauchten im Kreise kluger Männer unser Pfeifchen in unserem Jagdschlosse zu Wusterhausen und liebten unsere Soldaten, die Langen Kerls, über alles. Zu deren redlich verdienter Ergötzung erfanden wir den „Liebstenschein“, die Ehe für ein Jahr. Meine Untertanen waren zufrieden, doch die liebenswerte Zeit ist längst vergessen, vergangen und vorüber! Vergessen? Nein! In Treue ihrer Tradition verbunden feiern nicht nur ehrenwerte preußische Bürger der Stadt Königs Wusterhausen im Park des historischen Schlosses Friedrich Wilhelms daselbst das Schlossfest. Auch die Tradition der Ehe auf 365 Tage per Liebstenschein wird dabei gepflegt. Preußische Tugend und Ordnung werden sinnvoll bewahrt. Ja, da können viele von Preußens lernen. So nimmt es nicht Wunder, daß selbst ins meilenferne Auslande namens Bayern die Kunde des alten Brauches dringt. Dort soll es ja noch üblich sein, daß kurzbehoste, brünstige Männer mittels Leitern die keuschen Schlafgemache sittsamer, junger Damen erstürmen, um sich diese zu erobern. Wie ziemlich ist es dem gegenüber, sich gesittet einer Dame mittels Liebstenschein für ein Jahr verpflichtend anzuvertrauen. Behufs dessen wurde vor kurzem zu Königs Wusterhausen mit größter Sorgfalt ausgewählten Paaren aus bayrischen Nestern namens Straubing und Passau die allerhöchste Gnade erwiesen, sich sittsam und ehrfürchtig per Liebstenschein zu verbinden. Eben auch zuvorderst erst auf ein Jahr. Bürger von Königs Wusterhausen taten alles, um ein Gelingen dieses bedeutenden Tages in ihren Mauern zu ermöglichen. Bedanken fürs Gelingen möchten wir uns beim Hoftheater Schau + Spiel, beim Herrn Offizier, bei unseren Wirtsleuten von der Pension am Schloss und vielen anderen im Hintergrund. Es war ein unvergessliches Erlebnis.  

Elke Cornelius, Würzburg

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