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Mittwoch, November 29, 2023
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LESERBRIEF: Coronazeit – Nachdenkzeit

Es ist eine ungewöhnliche Zeit – die Coronazeit. Kontaktsperre – keiner sollte rausgehen! Viele Dinge erledige ich jetzt, während ich sonst „normalerweise“ in der Turnhalle bei meinen Turnkindern wäre. Man kann zum Beispiel lesen – viel lesen. Oder auch nachdenken – über Vergangenes oder Künftiges. Meine Eltern hätten in diesem Jahr kurz vor Ostern ihren 75. Hochzeitstag gefeiert. Wir konnten ihn nur noch mit meiner Mutter begehen. Ja, wie war es vor 75 Jahren in Eichwalde? Heiraten im Krieg – in dieser Zeit ein Abenteuer, als sogar am Hochzeitstag Bombenalarm war und lange vorher die Fleischmarken für das Festmahl aufgespart werden mussten?

Das Oberkommando der Wehrmacht rief am 23. April 1945 sogar alle Menschen dazu auf, ob bewaffnet oder unbewaffnet, insbesondere südlich von Berlin bei Halbe den „bolschewistischen Todfeind“ zu besiegen. Am gleichen Tage rückte gegen 14 Uhr die Rote Armee von Norden her nach Berlin-Karlshorst vor, womit dort für diese Truppenteile der Krieg beendet war. In Eichwalde war von aktiven Kriegshandlungen nicht viel zu spüren, aber die Angst saß tief. Vor dem 23. April wurden bereits einige Aufklärungstrupps der Roten Armee gesichtet, die dann aber wieder verschwanden, um am Abend dieses Tages dann von Norden und Osten her Eichwalde zu besetzen. Am 24. April 1945 hisste der amtierende Bürgermeister Streichan mutig ein weißes Tuch auf dem Rathaus, um weiteres Unheil von Eichwalde abzuwenden. Die Freude war geteilt, da keiner wusste, was da kommen würde ob der Schuld, die Deutschland auf sich geladen hatte. Dennoch wurde einige Tage später eine provisorische Gemeindeverwaltung gebildet, die die Rückkehr zur Normalität sichern sollte. Die sowjetische Kommandantur in Eichwalde unternahm alles, um das Leben wieder zu normalisieren und übergab offiziell die Amtsgeschäfte an Bürgermeister Streichan.

Auch heute haben wir eine ungewöhnliche Situation, der wir folgen müssen und von der keiner weiß, wann sie zu Ende sein wird. Heute ist es kein Krieg und auch wenn eine Pandemie ebenfalls weltweite Auswirkungen hat, gibt es gute Aussichten, diese in friedlicher Weise zu regeln und darüber hinaus haben wir ein neues Gefühl für die Gefahren für unsere Erde gewonnen. Ziehen wir die Lehren daraus und bemühen wir uns, unserer Umwelt und unserer Gemeinschaft ein neues Gepräge zu geben!

Christel Marggraf

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