Auf der allerletzten Seite der 1. Ausgabe des Jahrgangs 2022 des wohl neuen Wildauer Stadtmagazins „Stadtbote“ ist ein Beitrag zu anvisierten Kaltmietenerhöhungen der WiWO veröffentlicht worden. Der Beitrag will wohl eine Art moralische Legitimierung der Mieterhöhungen geben. Dabei geht der unbekannte Autor vollkommen unprofessionell vor. Da werden Mietspiegel und Mieten aus anderen Städten Deutschlands als Beispiele angeführt. Städte, die weder von der Größenordnung, noch von der sozialen Struktur mit Wildau vergleichbar sind. Ein Grundprinzip einer fundierten Analyse ist es, dass man keine Birnen mit Äpfeln vergleicht. Dies scheint dem Autor dieser Darstellung entgangen zu sein.In Wildau ist sowohl die Einkommens- als auch die Altersstruktur eine andere. Das durchschnittliche verfügbare Einkommen in Wildau in den betroffenen Wohnungen ist erheblich niedriger als in den in dem Artikel aufgeführten westlichen Großstädten. Also der Begründungsversuch ist voll daneben.
In diesem Zusammenhang sollte es doch erwähnt werden, dass es in Wildau aus irgendwelchen Gründen nach wie vor keinen Mietspiegel gibt. Das Land Brandenburg hat schon vor geraumer Zeit auf diese Situation hingewiesen, aber dies wurde einfach nicht bearbeitet. Die Aufgaben der WiWO in den Häusern, an den Häusern, in den Gärten und den Straßen entlang wurden in den letzten Jahren – wenn überhaupt – sehr dürftig erledigt. Es gibt kein Zuzugsmanagement: Alle damit verbundenen Arbeiten wie Kommunikation mit dem Einwohnermeldeamt, Nebenkostenanpassungen, Klingel- und Briefkastenschilder sind nach Aussagen von Mietern mangelhaft.
Die bekannt gewordenen Überschüsse der WiWO in den Jahren 2019 (3,2 Millionen Euro) und 2020 (1,9 Millionen Euro) begründen keinerlei wirtschaftliche Notwendigkeit für eine Erhöhung der Kaltmieten. An ein solches Vorhaben in der Zeit, wo die kostenmäßigen Folgen der Pandemie für die Menschen wie Inflation, steigende Energie- und Wasserpreise, Einkommensverlust durch Arbeitslosigkeit erst jetzt deutlich werden, überhaupt zu denken, ist zutiefst unsozial! Vor diesem Hintergrund ist die Erhöhung der Kaltmieten in einer Stadt, deren Bürgermeisterin sich als Sozialdemokratin bekennt, ein menschenverachtendes Vorgehen!
Prof. Dr. Prof. E. h. mult. Dr. h. c. mult. László Ungvári