9.5 C
Königs Wusterhausen
Mittwoch, November 29, 2023
Pension am Schloss
StartKaWe-Kurier - AktuellesLESERPOST zum Wildauer Wahlkampf

LESERPOST zum Wildauer Wahlkampf

Klären Sie vollständig auf, Herr von Essen!

Mit einem Video auf Facebook setzt der Wildauer Bürgermeisterkandidat Enno von Essen die bisherige Politik von Angela Homuth und ihrer Mitstreiter lückenlos fort. Darin behauptet er hinsichtlich des Dahme-Nordufers: „Es gibt aktuell keine Anhaltspunkte, dass diese Fläche künftig saniert werden muss. Dass es also einen Zwang dazu gibt, steht aktuell außer Frage.“ Diese Auskunft habe er bei einem Telefonat mit der unteren Naturschutzbehörde in Lübben erhalten, das er „gerade“ geführt habe. Herr von Essen hat an so ziemlich jeder Veranstaltung in den letzten Wochen zum Nordufer teilgenommen. Gerade bei der Bürgerversammlung gab es sehr tiefe und präzise Ein­blicke in den aktuellen Stand.

Mit wem hat also Herr von Essen nun telefoniert? Denn hier bringt Herr von Essen vermutlich absichtlich die Dinge ein wenig durcheinander. Vielleicht weiß er es auch nicht besser.

Die hier erneut genährte Hoffnung, dass alles so bleiben könnte, ist bereits in der Bürgerversammlung eindeutig zerschlagen worden. Herr Scheiner hatte konkret danach gefragt, worauf Herr Krowas als Leiter des Umweltamtes klarstellte, dass dem so nicht sei. Im Gegenteil. Der Grundstückseigentümer habe auf eigene Kosten das Grundstück zu sanieren, einschließlich einer damit verbundenen Entsorgung von Altlasten. Allein das kostet rund 25 Millionen Euro zuzüglich einer Herrichtung und Aufpflanzung des Geländes. Sollte durch Brand, Überschwemmung oder anderer Katastrophen Gefahr in Verzug sein, würde eine Anordnung auch unverzüglich erfolgen.

Sollte eine Bebauung jetzt endgültig aufgegeben werden, müssen erneut eine Sanierungskonzeption und eine Sanierungsplanung erarbeitet werden. Diesmal für eine Grün- oder Freizeitnutzung. Gerade aber bei einer Grünnutzung muss sehr umfangreich der Kontaktbereich Boden-Mensch sowie die Grundwasserbelastung untersucht und gelöst werden. Pflanzen, die im belasteten Grundwasser stehen, gelangen in den Kontaktbereich. Ein einfaches Aufschütten des Geländes ist keine Lösung. Dann würden zum einen alle vorhandenen Bäume und Pflanzen eingehen, gleichzeitig aber weiterhin Gefahren von den Altlasten ausgehen, weil umfallende Bäume die Altlasten aufwirbeln. Genau das war der Grund für eine Fällung sämtlicher betroffener Bäume im Hasenwäldchen. Die dortige „Sanierung“ hat 4 Millionen Euro gekostet. Auch hier sind Altlasten entsorgt worden.

Für das Nordufer bedeutet das, und das wurde in der Bürgerversammlung klar herausgearbeitet, dass die Bäume und Pflanzen weitgehend gefällt und beseitigt werden müssen, dass dann die Altlasten umfassend entsorgt werden müssen und anschließend eine Neuaufforstung oder Neubepflanzung erforderlich werden.

Sicherlich wird das Umweltamt der Stadt und der WiWO ein wenig Zeit einräumen, um für dieses neue Szenario eine Sanierungsplanung anzufertigen. Insofern kann man auf Zeit spielen. Bauwert – der Investor, der ein Sanierungskonzept vorgelegt hat – hat für alle Vorüberlegungen im Rahmen der Sanierungsplanung bisher wohl 4 Millionen Euro ausgegeben. Was glaubt denn Herr von Essen, kostet eine Sanierungsplanung die WiWO? Allein die Sanierungsplanung wird Millionen kosten. Die WiWO müsste zudem selbst und auf eigene Kosten die Altlasten untersuchen oder die Vorarbeiten von Bauwert erwerben. Wer soll das bezahlen? Die Mieterinnen und Mieter der WiWO?

Herr von Essen behauptet, man müsse lediglich die kontaminierten Bereiche einzäunen. Ja wo sind diese denn? Mit Ausnahme des Uferstreifens wird das gesamte Nordufer eingezäunt werden müssen, restlos. Wie bisher auch. Damit wird das vermeintlich attraktivste Grundstück der Stadt mit rund 90000 Quadratmetern dauerhaft den Bürgerinnen und Bürgern für eine Nutzung entzogen. Auch Spaziergänge im Gelände sind nicht erlaubt. Möchte das Herr von Essen wirklich? Wollen das die Bürgerinnen und Bürger?

All das wissen die Verantwortlichen und inzwischen auch Enno von ­Essen. Er hält aber das selbstgesteckte Narrativ von Frau Homuth, Herrn Scheiner, Frau Ziervogel und ihren Mitstreitern aufrecht und täuscht damit die Bürgerinnen und Bürger erneut und wider besseres Wissen. „Unabhängig“ ist das nicht. Also Herr von Essen: Klären Sie vollständig auf und nicht nur nach dem Wunschdenken von Frau Homuth, die als erste Ihren Beitrag „geliked“ hat.

Frank Kerber, ehemaliger Geschäftsführer der WiWO

RELATED ARTICLES

Meist gelesen

Kommentare