Lust aufs Frühlingserwachen

Streuobstwiesen sind vom Menschen geschaffene Kulturlandschaften. Die Artenvielfalt ist außergewöhnlich hoch. Aber sie ist bedrpht, weil die Wiesen zu den stark gefährdeten Biotoptypen in Deutschland gehören. Foto: Holger Spiering

Heinz-Sielmann-Stiftung bietet im Februar digitale Ausflüge in die Natur an
Der in Berlin-Spandau gesichtete Wolf war übrigens ein Hund

Mit einem neuen Programm an digitalen Ausflüge in die Natur will die Heinz ­Sielmann Stiftung die tristen grauen Tage überbrücken und Lust aufs Frühlingserwachen machen. Im Februar sind artenreiche Obstbaumwiesen, die Turteltaube als Liebessymbol, der Wohnraum Schwarzspechthöhle und bedrohte Feldhamster die Themen des Monats. Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist kostenlos. Ein Computer mit Internetzugang reicht aus, um faszinierende Informationen und Bilder aus der Vielfalt der Natur zu genießen.

Zum Valentinstag am 14. Februar erfahren die Teilnehmenden etwas über die reale Bedrohung der Turteltaube, die als Symbol der romantischen Liebe bekannt ist. Am 16. Februar gibt Prof. Volker Zahner, Stiftungsratsmitglied der Heinz Sielmann Stiftung und Autor des Buches „Specht & Co“, einen Einblick in das faszinierende Leben in Schwarzspechthöhlen. Um den Feldhamster, der in Deutschland fast verschwunden ist, geht es am 21. Februar. Die Webinare beginnen jeweils um 18 Uhr und dauern 45 Minuten. Für Anmeldungen steht jeweils ein Link auf der Website unter www.sielmann-stiftung.de/natur-­erleben/veranstaltungen/digital zur Verfügung. Informationen gibt es auch unter der Rufnummer 05527/914416 oder per Emaila an katharina.schlabitz@­sielmann-stiftung.de.

Zugleich informiert die Stiftung, dass der vermeintliche Wolf aus Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide, der im Januar in Berlin Spandau gesichtet wurde und auch wild durch die Presse geisterte, ein Hund war. Das Tier wurde anhand von Fotos und Videoaufnahmen von einem Experten der Berliner Senatsverwaltung als Hund identifiziert. Auch eine Besitzerin wurde ausfindig gemacht. Sie war froh, dass sie ihren Hausgenossen wieder hatte. 

Im Internet und auch in Radio, TV und Nachrichtendiensten hatte sich der Fehlalarm vom Wolf in der Kleingarten-Anlage rasant verbreitet. Die Biologin Rebecca Oechslein, Ansprechpartnerin der Heinz Sielmann Stiftung für Fragen zum Wolf, rät: „Bei angeblichen Wolfssichtungen ist es wichtig, nicht in falschen Aktionismus zu verfallen. Besser ist es zu klären, ob das beobachtete Tier wirklich ein Wolf ist. Immer wieder gibt es Verwechslungen mit Hunden, sogar in den meisten Fällen. Selbst bei Rissen, wo der Wolf verdächtigt wird, stellt sich oft heraus, dass die Tiere von einem Hund getötet wurden.“ Wer unsicher ist, ob er einen Wolf oder einen Hund gesehen hat, kann sich mit Fotos oder Videos an das brandenburgische Wolfsmanagement im Landesamt für Umwelt (LfU) oder an die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt wenden.

In Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide westlich von Berlin lebt seit anderthalb Jahren ein Wolfsrudel. Ein Elternpaar und seine Jungen vom letzten und von diesem Jahr leben in dem 4500 Hektar großen Naturschutzgebiet. Insbesondere in der Kernzone leben sie vom Menschen weitgehend ungestört. In dem wildreichen Gebiet finden sie reichlich Nahrung. Insofern gebe es keinen Grund für die Wölfe, einen Spaziergang nach Berlin-Spandau zu unternehmen, erklärt die Sielmann-Stiftung.

Richtig sei, dass Wölfe wandern. Nach spätestens zwei Jahren Zusammenleben begeben sich die meistens jungen Wölfe auf die Suche nach einem neuen Revier. „Wölfe haben kein Navi. Sie laufen im wahrsten Sinne des Wortes der Nase nach“, erklärt Peter Nitschke, Projektleiter der Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide. „Bis zu 70 Kilometer pro Nacht können sie zurücklegen. Dabei bevorzugen sie wildreiche Gebiete ohne Besiedlung.“ In seltenen Fällen komme es vor, dass sie sich verlaufen und auf diese Weise ungewollt in die Nähe menschlicher Siedlungen geraten. Deshalb gibt es auch in jedem Jahr eine relativ hohe Anzahl von Wölfen, die im Straßenverkehr zu Tode kommen.

In Deutschland reproduzieren sich seit den 2000er Jahren die Wölfe wieder. Die Tiere in der Döberitzer Heide wurden wie alle anderen brandenburgischen Wölfe nicht in Deutschland angesiedelt, sondern sind aus freien Stücken und in freier Wildbahn aus Polen nach Deutschland eingewandert. Mit einer steigenden Wolfspopulation für die nächste Zeit ist zu rechnen, auch da einige große Bundesländer bislang nur sehr dünn oder teilweise gar nicht besiedelt sind. Brandenburg hat seit 2018 eine aktualisierte Wolfsverordnung. Der gesetzliche Schutz der Wölfe ist darin festgeschrieben. Näheres findet man in der Brandenburgischen Wolfsverordnung auf https://bravors.brandenburg.de.

RED / PI Heinz-Sielmann-Stiftung