Wahlen sind doch toll. Da hört plötzlich wieder von Leuten, von denen man glaubte, es gibt sie gar nicht mehr. Zum Beispiel unsere Bundestagsabgeordnete hier für den Wahlkreis. In den letzten zwei, drei Jahren haben mich öfter Leser gefragt, was macht eigentlich Jana Schimke? Ich habe diese Frage ja auch einige Male hier in der Zeitung gestellt – keiner wusste es so richtig. Ja, der Playboy hat sie als schöne Abgeordnete erkoren. Aber was hat sie so für die Bürger getan hat? Auch KWer CDU-Politiker, die ich fragte, wussten nichts Genaues nicht. Leute aus ihrem Team speisten mich auch nur mit Floskeln ab. Jedenfalls hier im Nord-Wahlkreis war wenig von ihr zu hören und zu sehen, es sei denn mal auf einem Foto zu irgendwas. Doch nun, wo die Wahl oder Nichtwiederwahl droht, taucht sie wieder auf. Das ist schön, denn man will doch wissen, was sie uns für eine Wiederwahl so alles verspricht. Wie schon die Abschaffung des Mindestlohnes.
Aber mit dem Versprechen ist das ja so eine Sache. Die Merkelin hatte vor der letzten Wahl ja auch hoch und heilig versprochen, mit ihr wird es keine Autobahnmaut geben! Wahlversprechen – Wahlversprecher halt. Otto von Bismarck, ein brillanter Analytiker, hat ja mal gesagt, dass nie so viel gelogen wird wie nach einer Jagd, im Krieg und vor Wahlen. Und auf Beerdigungen und bei Hochzeiten, weiß man inzwischen. Wahlplakate mit den Selbstbeweihräucherungen der Kandidaten sind der beste Beweis: Es gibt keine Besseren als sie! Tröstlich, dass von den Gut-besser-am besten-Kandidaten immer nur einer gewählt werden kann.
Weshalb sollten wir wählen gehen? Weil sich Leute die Mühe gemacht haben, landauf, landab das Land mit Plakaten zu verunstalten? Nee, weil wir wollen, dass unsere Wähler-Anliegen gehört und von kompetenten Politikern umgesetzt werden. Sie sollen unser Land fit für die Zukunft machen, Städte und das Land regierbar erhalten. Aber haben wir genug mit Kompetenz, die nicht letztlich nur Lobbyisten oder in den Zwängen ihrer Partei gefangen sind oder nur auf ihren Diäten schielen, statt allein ihrem Gewissen und dem Wählerauftrag zu folgen? Oscar Wilde hat mal bekannt, dass er die politischen Parteien liebe. Sie sind der einzige noch übrig gebliebene Ort, wo die Menschen nicht über Politik reden. Gute Ansichten von Politikern sind wertlos. Es kommt ja darauf an, wer sie hat und ob seine Partei was zu sagen hat. Gerade deshalb dürfen wir die Politik nicht denen überlassen, die was zu sagen haben möchten. Wir dürfen wir unsere Errungenschaften nicht leichtfertig aufs Spiel setzen – indem wir Feinde unserer Demokratie wählen oder selbst nicht wählen gehen. Wählen zu gehen ist entscheidend für unserer Land, für unsere Kommunen. Macht Euren Haken!