
Drei Einwohner machen einen Selbstversuch
Bus und Bahn sollen die Alternative zum Auto sein. Für die vielen Pendler in der Gemeinde Heidesee bedeutet dies vor allem, dass geeignete, schnelle Verbindungen an die größeren Bahnhöfe bestehen müssen. Doch Heidesee ist nicht nur Pendler-, sondern auch Flächengemeinde. Die Busanbindung von und nach Heidesee und die Verbindungen zwischen den Ortsteilen stehen zunehmend in der Kritik.
Wie steht es mit der Möglichkeit, die einzelnen Ortsteile zu erreichen? Lassen sich ohne Auto die größeren Ortsteile Friedersdorf und Prieros mit ihren Schulen und Einkaufsmöglichkeiten erreichen? Die Gemeindevertreter Falko Brandt und Sascha Reimann machten zusammen mit Vicky Klode-Hammitsch den Selbstversuch und fuhren auf unterschiedlichen Routen durch ganz Heidesee. Beim Schülerverkehr waren sie bereits aktiv und erreichten nach langen Verhandlungen im Kreistag die Senkung der Zumutbarkeitsgrenzen. Nun ging es ihnen um Alltagswege – zum Beispiel zum Supermarkt, zur Sparkasse, zum Rathaus, die eigentlich jeder auch ohne Auto erledigen können sollte.
Um 6.55 Uhr starteten Falko Brandt und Sascha Reimann an der Haltestelle Prieros-Dorf. Der 723er führte sie über Kolberg, Blossin, Dolgenbrodt, Wolzig, Friedersdorf bis Dannenreich und weiter bis Königs Wusterhausen, denn der Bus in die Gegenrichtung wäre erst mehrere Stunden später gekommen. „Dieser Bus verkehrt nur an Schultagen, wird tatsächlich aber nicht nur von Schülern benötigt. Ob Pendler oder Rentner, viele nutzen diese Busverbindung zwischen den Ortsteilen“, stellte Sascha Reimann fest. In Königs Wusterhausen mussten beide die Buslinie wechseln, um nach Bindow, den drittgrößten Ortsteil der Gemeinde, zu kommen. Der 722er verkehrt nur zwischen Königs Wusterhausen und Bindow. Um 8.43 Uhr wieder in Königs Wusterhausen angekommen, ging es um 9 Uhr mit dem 724er über Gräbendorf, Gussow und Prieros bis Streganz. Um 9.54 Uhr endete knapp drei Stunden später die Rundreise. „Eine touristisch sicherlich reizvolle Route mit einem Manko: Zwischendurch aussteigen würde einen mehrstündigen Aufenthalt bis zum nächsten Bus bedeuten und eine Rundtour unmöglich machen. Für Alltagswege fehlt es insbesondere auf der Nord-Süd-Strecke zwischen Friedersdorf und Prieros an geeigneten Verbindungen“, resümierte Falko Brandt.
Vicky Klode-Hammitsch bekam das zu spüren. Nur etwas später in Dolgenbrodt eingestiegen, ging es zwar problemlos über Gräbendorf und Gussow nach Königs Wusterhausen. Für den Rückweg in die Gemeinde Heidesee half nur die Bahn bis Friedersdorf. Doch für die 6 Kilometer bis Dolgenbrodt ging es nur zu Fuß weiter. „Über 120 vorbeifahrende Fahrzeuge und kein Rad- und Fußweg, dafür aber zwischendurch Leitplanken links und rechts, die das Ausweichen noch zusätzlich erschweren – ein unhaltbarer Zustand“, sagt Vicky Klode-Hammitsch. Im Ergebnis fühlten sich alle drei in ihrer Ausgangsthese bestärkt: „Für den Berufsverkehr brauchen wir auch in Ferienzeiten in den Morgen- und Abendstunden mehr Fahrten von und nach Heidesee. Für die innerörtliche Verbindung zwischen den Ortsteilen fehlt der Lückenschluss zwischen Bindow und Gussow oder Dolgenbrodt, um den zeitaufwendigen Schlenker nach Königs Wusterhausen überflüssig zu machen.“ Außerdem brauche es den Radweg zwischen Friedersdorf über Blossin und Kolberg bis Prieros und weiter bis Streganz für den Anschluss an den Nachbarkreis, der sowohl für den Tourismus als auch die Verkehrssicherheit unerlässlich sei.
RED/ PI DIE LINKE