Manches wiederholt sich. Ich hatte letzte Woche ein Déjà vu. Zufällig war ich in Zernsdorf und dort wurde gerade ein Discounter wiedereröffnet. Und wie weiland 1989, als die Westeinkaufsmärkte über uns kamen, stürzten die Menschen dorthin. Da gabs vielleicht was Besonderes. Damals Bananen, in Zernsdorf Banales: Alls, was es sonst auch gibt. Oder gerade nicht. Wie Sonnenblumenöl. Also so viele Flaschen wie möglich einsacken. Die Verkäuferinnen hatten voll damit zu tun, jedem Kunden nur zwei Flaschen im Einkaufswagen zu gestatten. Das gab ein Gezetere und Geschimpfe! Sonnenblumenöl ist das neue Klopapier. Beides ist oder war Hamsterware. Hamstern ist in. War es vor einigen Wochen Klopapier wegen Corona, ist es jetzt Sonnenblumenöl wegen des Ukrainekrieges. Fragt man, weshalb so viel, dann heißt es: Machen doch alle. Was macht man mit so viel Öl? Frittieren die Leute neuerdings alles, brauchen sie es als Gleitmittel für erotische Spielchen oder reiben sie sich damit ein, damit die Coronaviren abglitschen? Oder kippen sie es wegen der hohen Spritpreise in den Dieseltank? Erst mal haben und bevorraten – auch wenn man es nicht braucht und es dann ranzig wird. Fakt ist, das Hamstern ist kein rein deutsches Phänomen. Auch die Franzosen tun es. Aber sie sind nicht so bekloppt wie die Deutschen. Sie bevorraten sich mit Dingen, die sie echt brauchen: Statt von Klopapier oder Sonnenblumenöl legen sie sich einen Vorrat an Rotwein und Kondomen zu. Ich hätte eine Lösung bei der Speiseölhamsterei: In den Geschäften nur eine Flasche zum Normalpreis abgeben. Bei der 2. Flasche dann 10 Euro Zuschlag erheben und bei der 3. Flasche 20 Euro. Hamstern ist ja nicht neu. Nach dem Krieg waren bis weit in die 50er Jahre Lebensmittel rationiert. Da ergab Hamstern noch einen Sinn. Viele Städter fuhren aufs Land, um ein paar Kartoffeln oder ein Stück Speck im Tausch gegen ein Federbett oder einen Mantel zu ergattern. Dann gab es aber auch die Schieber-Hamsterer. Bauern aus Schöneiche bei Mittenwalde erzählten mir, sie fuhren damals regelmäßig von KW aus mit der S-Bahn nach Westberlin. Pilze aus den märkischen Wäldern hinschaffen, die dort zu verkloppen und Westgeld zu hamstern. Das gut umzurubeln – davon sind einige wohlhabend geworden. Ich wollte jetzt auch hamstern. Aber es gab keine Hamster. Letztes Jahr habe ich mich mit zwei der Tiere bevorratet. Jetzt toben bei mir 32 rum. Ostern steht vor der Tür. Mein Tipp: Mehl und Klopapier hamstern. Daraus kann man Blätter-Teig machen. Das Mehl ist knapp? Mit Koks oder Gips strecken! In der Apotheke gibt es übrigens Ölix, ein Schmalspur-Idiotikum gegen Panikmache und Hamsterkäufe. Das hilft fix.
Also am besten gleich ein paar Flaschen hamstern.
Und überhaupt.