Bis Ostern haben rund 1000 ukrainische Flüchtlinge eine Bleibe
im Landkreis gefunden / Integration in Kita, Schule und Arbeit muss folgen
Fast auf den Tag genau zwei Monate sind es nun, dass die täglichen Nachrichten von der Zerstörung und dem Leid in der Ukraine immer wieder aufs Neue erschüttern und betroffen machen. Und seit zwei Monaten kommen auch weiter täglich Menschen in den Landkreis, die vor den Greuel und Verbrechen in ihrem Heimatland fliehen. Die Bereitschaft derDahmeländer, ihnen zu helfen, hält genauso unvermindert an. Eines der jüngsten, beeindruckenden Zeichen dafür war das von mehreren Gemeinden des Kreises initiierte Friedens- und Benefizkonzert auf dem Funkerberg, bei dem rund 10000 Euro an Spendengeldern zusammen kamen (lesen Sie dazu auch den Beitrag auf Seite 2 dieser Ausgabe).
Nicht weniger berührend ist, was die ehrenamtlichen Solidaritätsaktionen zur praktischen Hilfe bewirken. Ein Beispiel dafür ist das Netzwerk „Helfende Hände“ des Wildauer Kinder und Jugendvereins KJV e.V. , das insbesondere in den ZEWS-Gemeinden aktiv ist. Mit Ankunft der ersten Flüchtlinge wurden in Eichwalde Treffen organisiert, auf denen sich Helfer und Geflüchete informieren und miteinander austauschen konnten (der KaWe-Kurier berichtete bereits). Dabei geht es dort längst nicht mehr nur um Fragen der Registrierung, zu notwendigen Behördengängen oder zur materiellen Unterstützung, sondern auch um schulische Bildung für die Kinder und die soziale Integretation.
Aglaya Vasilyeva, eine Russin, die ihrer Heimat schon vor vielen Jahren den Rücken kehrte und seit sieben Jahren in Eichwalde zu Hause ist, hat sich bei einem der Treffen spontan als Übersetzerin gemeldet und Einheimischen und Gästen eine gemeinsame Plattform über die sozialen Netzwerke geschaffen. Sie hat zugleich die Betreung für eine geflüchtete Familie aus Odessa übernommen. Es ist ihr Weg, etwas zu tun gegen den Schmerz und auch die Scham angesichts dessen, was ihre Landsleute in der Ukraine anrichten. Christel Marggraf vom Sportverein Ajax Eichwalde hat die Gelegenheit genutzt, um für sportliche Freizeitangebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu werben, die inzwischen fleißig genutzt werden. Anna Rosliakova, eine Deutsch-Russin aus Eichwalde, bringt mit Freunden in der kleinen privat organisierten Schule Jonas Wal in Eichwalde ukrainischen Kindern erste Sätze in Deutsch bei.
Die meisten der UkrainerInnen, die vor dem Krieg geflohen sind, sagen zwar bei den Treffen, dass sie zurück wollen in die Heimat, um sie wieder aufzubauen. Aber sie wissen auch, dass dafür wohl noch lange nicht die Zeit ist angesichts der neuen russischen Angriffe. Und so rücken – auch wenn die ukrainischen Mütter und ihre Kinder für derartige ehrenamtliche Hilfe dankbar sind – mehr und mehr auch der Bedarf nach „richtiger“ Kitabetreuung, Schule und eigener Arbeit in den Vordergrund.
Da sind die Angebote noch immer rar bzw es fehlt ein genauer Überblick. Aus dem Friedrich-Wilhelm-Gymnasium von Königs Wusterhausen war zu erfahren, dass der erste ukrainische Schüler vor Ostern begrüßt wurde. In der kommenden Woche sollen weitere dazu kommen. Laut Brandenburger Schulministerium, das wöchentlich Zahlen veröffentlicht, werden derzeit 670 ukrainische Schülerinnen und Schüler im Land unterrichtet,wobei aber auch bereits über 1800 Anmeldungen vorliegen (Stand Woche vor Ostern).
Mittlerweile gibt es für den Landkreis auch konkrete Zahlen, wie viele Menschen aus der Ukraine überhaupt eine Bleibe in Dahme-Spreewald gefunden haben. Kurz vor dem Osterwochenende waren es über 1000 Flüchtlinge, die bei der Ausländerbehörde von LDS erfasst sind. Die Kreisverwaltung informiert darüber, dass dies die erste Anlaufstelle für die Gäste hier vor Ort bzw. die Helfer, die Menschen aufgenommen haben, sein sollte. Da für die Flüchtlinge aus der Ukraine aber keine Residenzpflicht besteht und sich sicher noch nicht alle registriert haben, dürfte die Zahl laut Auskunft der Behörde noch etwas höher liegen.
Von den bereits erfassten insbesondere Frauen und Kindern sind rund 900 privat bei Helfern und Bekannten untergekommen, die anderen haben ein Obdach in den drei Gemeinschaftsunterkünften des Landkreises in Uckley, Kolberg und Gussow gefunden. Weitere Standorte werden derzeit vorbereitet, da innnerhalb der Ukraine noch viele Menschen auf der Flucht sind und aufgrund der aktuellen Lage im Osten des Landes mit den nächsten gerechnet wird. Diejenigen, die über die Grenze kommen und kein konkretes Ziel wie Angehörige oder Freunde haben, werden über die zentrale Ausländerbehörde in Eisenhüttenstadt bzw. deren Außenstelle in Schönefeld auf die Bundesländer, die Landkreise und kreisfreien Städte verteilt. TM
Wichtige Ansprechpartner
Die Ausländerbehörde des Landkreises ist unter der Telefonhotline. 03375/262105 und 03375/262106 die gesamte Woche von Montag bis Donnerstag von 8 bis 16 Uhr und Freitag von 8 bis 12 Uhr erreichbar. Für soziale Leistungen ist das Sozialamt über die Rufnummer 03546/201949 zu erreichen. Das Sozialamt mit Hauptsitz in Lübben hat eine Außenstelle im Verwaltungsgebäude Schulweg 1b in Königs Wusterhausen eröffnet – Sprechzeiten am Dienstag von 8 bis 18 Uhr und am Donnerstag von 8 bis 16 Uhr; Email an LB-ukraine@dahme-spreewald.de; Rufnummer 03546/201949. Eine Leistung des Asylbewerberleistungsgesetzes umfasst auch eine gesundheitliche Versorgung. Das Klinikum Dahme-Spreewald bietet in Königs Wusterhausen in den Räumen der Kinderarztpraxis des MVZ Erstuntersuchungen für schulpflichtige Kinder an. Sprechstunden nach Voranmeldung Mittwoch von 14 bis 16 Uhr und Donnerstag von 16.30 bis 18 Uhr. Telefonische Anmeldung unter 03375/288608 (Montag bis Freitag 8 bis 12 Uhr). Der Verein KJV informiert auf der Homepage www.kjv.de/zews-hilft über sein Angebot.und ist per Email an zews-hilft@kjv.de zu erreichen. RED