Die Gemeinde Heidesee hat mit ihrem Heimbleiber-Service in kürzester Zeit ein beispielhaftes Hilfsangebot für ihre älteren Bürger geschaffen / Senzig zieht nach
Abstand halten und zusammen rücken – für den Bürgermeister der Gemeinde Heidesee Björn Langner und seine MitarbeiterInnen im Rathaus ist das keine Quadratur des Kreises. Noch bevor die Bundes- und die Brandenburger Landesregierung vor gut anderthalb Wochen die Kontaktsperrren verkündeten, um die Verbreitung des Virus Covid 19 zu verlangsamen, hatten sie begonnen, ein Hilfsnetzwerk zu knüpfen. „Wir hatten schon in der Phase davor Anfragen von Unternehmen, Gaststätten und Einwohnern, die nicht mehr wie gewohnt ihrer Arbeit nachgehen konnten“, erzählt der Gemeindechef. „Die wollten trotzdem was tun. So entstand ganz schnell die Idee, über die unmittelbare Nachbarschaftshilfe hinaus eine Plattform zu schaffen, die Serviceangebote für die gesamte Gemeinde koordiniert.“
Die Beschäftigten der Gemeindeverwaltung beließen es nicht dabei, die eingehenden Angebote zu sammeln und auf der Internetseite der Gemeinde unter www.gemeinde-heidesee.de zu veröffentlichen. Sie klemmten sich auch ans Telefon, um weitere Helfer mit ins Boot zu holen, so dass alle 11 Ortsteile in das Netzwerk einbezogen werden können. Ob Gaststätten oder Getränkeservice, ob Lebensmittelhandel oder Freizeitunternehmen – viele machen mit und bieten Abhol- und Lieferservice oder Kurierdienste an. Diese sind übersichtlich unter der Überschrift „Service für Heidesee-Heimbleiber“ nach Orten mit Telefonnummer und Adresse aufgelistet und im Internet unter www.gemeinde-heidesee.de veröffentlicht. Der Friedersdorfer Edeka-Markt Wilde hat die Einkaufs-Telefonnummer 0151/61660769 geschaltet, unter der Lebensmittel-Bestellungen für Lieferungen ins Haus abgegeben werden können. Die Kollegen von den KiEZen am Frauen- und am Hölzernen See sowie vom Team Haufe am Wolziger See stehen mit ihren Fahrzeugflotten bereit, um eventuelle Kurierdienste für Rezepte und Medikamente zu übernehmen. Die Vermittlung dieser Fahrten wird über das Gemeindebüro gemanagt.
Dafür hat die Gemeinde eine Sonderrufnummer eingerichtet, an die sich insbesondere die älteren Einwohner wenden können, wenn sie eines der entsprechenden Angebote wahrnehmen wollen und mit dem Internet möglicherweise nicht so vertraut sind. Die Nummer lautet 033767/79554. „Die Leute sollen sich nicht scheuen anzurufen“, sagt Björn Langner. „Es geht einfach darum, dass Oma oder Opa zu Hause bleiben und sich so vor der Krankheit schützen können.“ Um etwaige Hemmungen für eine Bitte um Hilfe zu umgehen, sind auch alle 11 OrtsvorsteherInnen mit involviert. Sie haben alle ihre Handynummer mit veröffentlicht und können ebenfalls kontaktiert werden. „Auf den Dörfern kennt man sich ja doch noch eher persönlich“, so der Bürgermeister, „deswegen bin ich sehr dankbar, dass sich die ehrenamtlichen Ortsvorsteher auch als Ansprechpartner mit zur Verfügung stellen.“ Und auch weitere Helfer, die sich noch mit speziellen Angeboten einbringen wollen, sind herzlich eingeladen, sich über die Gemeindehotline zu melden. „Wir aktualisieren unseren Heimbleiber-Service ständig und freuen uns, wenn er auch anderswo weiter Schule macht“, betont Björn Langner.
Im Königs Wusterhausener Ortsteil Senzig hat zum Beispiel das Netzwerk für Senzig, in dem sich die Mitglieder der SG Südstern und viele Firmen schon lange aktiv engagieren, ein ähnliches solidarisches Hilfsangebot auf die Beine gestellt. Eine Übersicht über alle Initiativen ist in dieser Ausgabe auf Seite 3 zum Ausschneiden veröffentlicht. Sie ist auch im Internet unter www.netzwerk-senzig.de zu finden. Mehr als zwei Dutzend Einwohner, die derzeit ihrer Arbeit nicht nachgehen können, haben ihre Bereitschaft zu Botengängen oder zum Ausführen des Hundes erklärt. Unternehmen wie die Gaststätten des Ortes, die Bäckerei Wahl, Getränke-Hoffmann, der Edeka-Markt oder die Jasmin-Apotheke bieten in Kooperation mit ihnen Abhol- und Lieferservice an. Nicht nur denen, die zu Hause auf Hilfe angewiesen sind, soll unter die Arme gegriffen werden. Auch für die Gewerbeeinrichtungen, deren Existenz bedroht ist, hat man sich was einfallen lassen. Für Friseure, Physiotherapie, Kosmetik- oder Ayurveda-Behandlung können schon jetzt Gutscheine gekauft werden, die später eingelöst werden. So könnte schon jetzt wenigstens etwas Geld fließen. Wer Hilfe anbieten will oder Hilfe braucht, kann sich unter der Email info@netzwerk-senzig.de oder der Rufnummer 0176/ 20496762 an das Netzwerk wenden. Der agilen Koordinator Jürgen Müller (Rufnummer 0151/25262110) und Ortsvorsteher Günter Hörandel (Rufnummer 0171/ 8360005) stehen ebenfalls als Ansprechpartner zur Verfügung. So bewährt sich in schwierigen Zeiten, dass sich das unabhängige, von Bürgern für Bürger organisierte Netzwerk für Senzig schon seit vielen Jahren um eine intakte Dorfgemeinschaft verdient macht.
TM