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Freitag, März 29, 2024
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Oh, wie schön

Das Ganze hatte etwas Gespenstisches: Montag­abend letzter Woche, es regnete, die Pflastersteine glänzten nass, der Wind wirbelte nasse Blätter durch die menschenleeren Straßen von KW. Die Bahnhofstraße wie ausgestorben. Aber so menschenleer war sie dann doch nicht: vor der Gaststätte „Zum Jagdschloss“ wankte ein Betrunkener am Zaun entlang, sich mit einer Hand mühsam am Gitter festhaltend, mit der anderen eine Flasche. Die Hose war ihm in die Kniekehlen gerutscht, er pinkelte an einen Pfeiler, dabei laut vor sich hin schimpfend. Richtig lauter Lärm dann um die Ecke an der Scheederstraße, wo sich einige ausländische Jugendliche in die Haare geraten waren und lautstarke gegenseitige Beschimpfungen und Bedrohungen lieferten. Die eine Gruppe jagte dann die andere – nicht ohne Vorbeikommende zu bedrohen. Aus dem Schlosspark aus Richtung Bahnhof kam ein Jugendlicher geradelt, warf das Fahrrad in ein Gebüsch und schloss sich den anderen mit Gebrüll an. Mir kam in den Sinn, dass meiner Kollegin in der Woche zweimal ein neues Rad geklaut worden war. Was waren das noch für Zeiten, als zwei Mitarbeiter einer Fahrradwache die Räder rund um den Bahnhof im Blick behielten?! Eine Frau zerrte ihren kleinen Hund beim Gassigehen hinter sich her, beide sahen so aus, als wollten sie möglichste schnell wieder in die Sicherheit von Frauchens Wohnung. Auch besser so. Aus der Ferne hörte man die sich entfernende Sirene eines Polizeiautos.

Momentaufnahmen eines Augustabends in der Dahme­landmetropole. Nicht in Panama. KW hat mit Panama ja auch nichts zu tun. Aber im Kopf hatte ich das Lied „Oh, wie schön ist Panama“: „Ja, da unten am Fluss, da wo der Rauch aufsteigt, wo man nur Felder und Wälder sieht, weit und breit, da steht neben dem großen Baum ein Haus, das sieht so gemütlich aus.“ KW ist leider nicht so gemütlich oder schön. Besonders abends. In den Parktaschen an den Straßen sammelt sich Unrat, auf den jahrelang prächtigen Blumenrabatten an der Brückenstraße wächst nur noch Gras. Auf den Gehwegen sprießt Unkraut vor sich hin, die wenigen noch mit Blumen bepflanzten Rabatten könnten auch Pflege gebrauchen. In einer Stadtbroschüre wurde mal behauptet, in KW könne man sich wie ein König fühlen. Oh, wie schön. Man muss es nur glauben.

Und überhaupt.

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