Ohne Wasser kein Leben

Wasserbetrieb mahnt mit Schülern zu schonendem Umgang mit dem kostbaren Gut

Die Königs Wusterhausener Schüler bei der Präsentation ihrer Ergebnisse. DT | KaWe-Kurier online

Es ist ein weiter Weg von den Muschel- und Krebstierbeständen in den hiesigen Dahme- und Nuthegewässern bis hin zu den provisorisch angelegten Bohrbrunnen im Stadtgebiet von Kapstadt im Süden Afrikas, wo sich die Menschen derzeit mit Eimern und Schüsseln ihre tägliche Ration Wasser abholen müssen. Und doch zeigte die äußerst frische, aber auch nachdenklich stimmende Feierstunde, die die Dahme-Nuthe Wasser-, Abwasserbetriebsgesellschaft mbH (DNWAB) in der vergangenen Woche anlässlich des Internationalen Tages des Wasser veranstaltete, wie dicht alles Leben im und am und mit dem Wasser zwischen Nord und Süd, West und Ost beieinander liegt.  „Kapstadt, wo es seit Monaten keinen Niederschlag gibt und die Reservoire dramatisch zurückgehen, ist keine Stadt irgendwo in den dürren Wüsten Afrikas“, so der Geschäftsführer des Betriebes Dr. Gunar Gutzeit vor den geladenen Gästen aus Politik, Wasserzweckverbänden und Schulen der Landkreise Dahme-Spreewald und Teltow-Fläming. „Es ist eine durchaus moderne Metropole, die normalerweise im Durchschnitt fast die gleichen

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Jahresniederschlagsmengen verzeichnet wie unsere Region.“ Dort geschieht etwas, was so oft schon gesagt und geschrieben wurde und dennoch keiner glauben will – das Wasser wird zum raren Gut, nach dem man in einer durchaus entwickelten Großstadt Schlange stehen muss.

Wasser ist Natur, Wasser ist Leben – wenn sein Kreislauf durcheinander kommt, dann zerstört das DIE Existenzgrundlage des Menschen. In diesem Sinne sollte jeder Tag ein Tag des Wassers sein – dies waren einige der Kernaussagen während des kleinen Symposiums zu Ehren des lebensstiftenden Elixiers. Auf dem – so ist es schon Tradition im Hause des DNWAB – kamen wieder ein Teil der Mitarbeiter gemeinsam mit Experten und jungen Forschern ins Gespräch, um sich über aktuelle Fragen zum Wasser- und Umweltschutz auszutauschen. Nach dem Grundsatz, dass Wissen und Verstehen zur Herausbildung eines Gewissens beitragen, regt der Betrieb seit vielen Jahren Schüler zu Forschungsprojekten an den einheimischen Gewässern an. 1997 hat das Unternehmen seinen ersten sogenannten Wassergenerationenvertrag mit dem Friedrich-Schiller-Gymnasium von Königs Wusterhausen abgeschlossen. Seitdem folgten weitere mit mehreren Schulen aus Dahme-Spreewald und Teltow-Fläming. So haben sich mittlerweile rund 250 Schüler beider Landkreise in zum Teil mehrjährigen Projekten mit regionalen Wasser- und Umweltfragen beschäftigt. „Ich bin immer wieder fasziniert, wie sich die Jugendlichen in ein Thema verbeißen“, sagt Firmenchef Gunar Gutzeit, „so machen sie ihre eigenen Erfahrungen, werden sensibel für eine der Grundfragen unseres Umgangs mit der Natur und legen dabei zurecht den Finger in offene Wunden.“

Wie zum Beispiel Annegrit Hübner, Swantje Pieplow und Felix Pochert vom Schiller-Gymnasium. Ihr Engagement ist jenseits aller trockenen Theorie. Die Zwölftklässler untersuchen schon länger das hiesige Nutzwasser nach Mikroplastik-Rückständen. Ob als Abrieb von der Kleidung, ob als Verstärker für den Peeling-Effekt in Kosmetik, ob in der Nahrung oder als Abprodukte aus der Industrie – die Plastikpartikel gelangten über viele Wege in unseren ganz alltäglichen Wasserkreislauf. Die Gymnasiasten durften in der vom DNWAB betriebenen Kläranlage in Ludwigsfelde Proben nehmen. „Wir haben im Ablauf, also in dem Wasser, das wieder in die Natur zurückfließt, durchschnittlich 100 Teilchen pro Milliliter gefunden“, berichtet Annegrit Hübner. Wenn man das hochrechne, komme man auf zig Tausende Partikel pro Tag. Auch wenn sie noch keine verfeinerten Aussagen darüber treffen könnten, was genau Mikroplastik und was andere Fremdkörperchen seien,  hätten sie diese Ergebnisse erschreckt. „Das geht in die Natur, das kann nicht abgebaut werden, das bleibt da einfach drin, wird Teil der Nahrungskette – so wie der Plastikmüll im Meer“, ergänzt Felix Pochert. „Wir hoffen, wir können dazu beitragen, dass alle neu nachdenken.“

Spannend sind auch die Untersuchungen der Königs Wusterhausener Mädchen und Jungen, die sich mit den Muschelvorkommen in Nottekanal und Dahme als natürliche Wasserfilter beschäftigen. Oder die Züchtungsversuche von Ludwigsfelder Schülern mit Kleinstlebewesen wie der Artemia Nauplien aus einheimischen Salzgewässern. Besonderen Eindruck hinterließ auch die Mess- und Steuertechnik, die junge Programmierer aus dem Schülerforschungszentrum an der Paul-Dessau-Gesamtschule Zeuthen entwickelten. Zum Beispiel sei ihre schon ziemlich ausgeklügelte Premium-Variante eines Weindetektors zur Bestimmung verschiedener Inhaltsstoffe auch in modifizierter Form für die Wasseranalyse einsetzbar, versicherten sie. „Das sind schon verblüffende technische Lösungen, die durchaus auch mal für unsere Branche interessant werden könnten“, ermutigt Gunar Gutzeit die jungen Partner des Betriebes zum Weitermachen. So wurden denn auch gleich wieder neue Forschungsaufträge übergeben, bei denen es unter anderem um den Bau einer Anlage zur Beseitigung von Mikroplastik im Abwasser, um die Salztoleranz von Gemüsepflanzen oder die energetische autarke Kleinstadt gehen wird. So wird sich Königs Wusterhausen Wasserbetrieb weiter mit seinen jungen Nachwuchsforschern dafür einsetzen, dass der Zusammenhang von den Kleinstlebewesen und -schadstoffen im einheimischen Wassergraben mit den globalen Problemen wie Recourcenknappheit und Müllteppich in den Weltmeeren gesehen wird. Und zwar nicht nur am Internationalen Tag des Wassers.

INFO

Bei der DNWAB sind rund 270 Mitarbeiter beschäftigt, frisches Trinkwasser bereitzustellen sowie  Abwasser ordnungsgemäß zu entsorgen und wieder aufzubereiten. Derzeitig werden im Einzugsgebiet, das sich über die Landkreise Teltow-Fläming, Dahme-Spreewald, Oder-Spree und Elbe-Elster zwischen Dahme und Nuthe erstreckt, rund 246000 Einwohner versorgt, für mehr als 224.000 Einwohner wird die umweltgerechte zentrale Abwasserableitung und Abwasserbehandlung gewährleistet. Jährlich werden rund 13 Millionen Kubikmeter Trinkwasser bereitgestellt, welches in 22 Wasserwerken nahezu ausschließlich aus Grundwasser der Region aufbereitet wird. In der Region werden pro Kopf und Tag rund 120 Liter Wasser verbraucht.

T+F: TM

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