Quereinsteiger sollen die Zukunft sein

Allgemeines Gestöhn in Brandenburg: Uff, fast geschafft! Das Schuljahr geht in den Endspurt, ab morgen sind Ferien. Schüler wie Lehrer sind auch geschafft – vom Bildungskuddelmuddel und vom Noten-Hin- und Her. Und fehlenden Lehrern. Da konnten auch die sogenannten Quereinsteiger nichts rausreißen. Wie denn auch? Sie sollen die Lücken der fehlenden ausgebildeten Lehrer schließen. So wie nach dem Kriege. Da gab es schlichtweg zu wenige geeignete Lehrer, die nicht durch eine NS-Vergangenheit belastet waren. Zudem hatten die Neulehrer damals wie die Quereinsteigerlehrer heute keine pädagogische Erfahrung und waren in Kursen außerhalb eines Studiums „grundgeschult“ worden. Wie die jetzigen Seiten- oder Quereinsteiger-Lehrer. Die meisten von ihnen sind auch nicht belastet – durch pädagogische Erfahrung. Ende 2018 arbeiteten an den staatlichen Schulen der Mark bereits zwölf Prozent der knapp 20000 Lehrkräfte ohne Pädagogik-Studium. Mitte 2017 waren es noch 8,5 Prozent. Doch ohne diese Quereinsteiger geht kaum was. Sie sollen die Lösung sein für eine verfehlte Lehrerausbildung des Landes. Die wurde in den vergangenen Jahren durch die Landesregierung sträflich vernachlässigt. Verlierer ist wieder einmal das Bildungswesen in unserem Land. Und daran haben fast alle der zahlreichen bisherigen Brandenburger Bildungsminister ihre Aktie. In den kommenden Jahren werden noch deutlich mehr Seiteneinsteiger benötigt, da es auch dann nicht genügend ausgebildete Pädagogen gibt. Dazu kommt, dass die Zahl der Pensionierungen in den kommenden Jahren vor allem an Förderschulen und Oberschulen rasant zunimmt. Dort sind bereits jetzt 20 bzw. 18,5 Prozent der Lehrer älter als 60 Jahre. Und von den heutigen 7850 Grundschullehrern gehen 16 Prozent bis 2027 in Pension. Der Grund: Nach 1990 bis etwa 2015 sind praktisch gar keine Lehrer mehr eingestellt worden – weil die Verantwortlichen kurzsichtig waren und nur sahen, dass die Schülerzahlen wegen des Geburtenknicks massiv zurückgingen. In den nächsten Jahren könnte und muss es deshalb wohl auch jede zweite Lehrkraft ein Quereinsteiger sein. Den Quereinsteigern gehört die Zukunft! Nicht nur bei den Lehrern. Auch anderswo. Zum Beispiel kann ja ein Gärtner auch als Friseur ran: Ob nun Garten- oder Haarschere ist doch egal: einfach nur schnippeln. Oder ein Schneider als Kfz-Mechaniker. Ein Schnittplan ähnelt schließlich einem Motorelektronikplan. Und ein Rohrreiniger könnte auch als Urologe gebraucht werden. Und wenn ein Klempner als Zahnarzt rangelassen wird – ja und? Brachial ging es dabei schon im Mittelalter zu. Und überhaupt.