Also, wenn man mich fragt, was hältst Du von Vögeln, dann sage ich: Mehr als von Schlangen! Mit Vögeln ist es ja jetzt, wenn die Sonne wieder scheint, eine wahre Freude. Und überall piept es. Denn es ist Frühling. Jetzt tun es die Vögel wieder. Die Bienen tun es, die Schmetterlinge tun es auch. Die Jugendlichen juckt es, sie möchten es auch so gerne tun. Aber sie können nicht fliegen. Am Sonntag geht der Lenz offiziell ins Rennen. Alle sind schon wild auf ihn. Anders als bei ihren Männern sind die Frauen beim Frühling nicht sauer, wenn er zu früh kommt. Oder gar nicht. Die Frühlingsgefühle übermannen uns – oder gendermäßig korrekt: überfrauen uns. Zählt Frühjahrsmüdigkeit auch zu den Frühlingsgefühlen? Es gibt aber auch Leute, die haben gar keine Frühlingsgefühle. Sie sind das ganze Jahr scharf wie Nachbars Lumpi. Die Hormone spielen nun verrückt. Ich könnte jetzt auch Bäume ausreißen. Naja, nicht gleich Bäume. Aber vielleicht einen alten Ast von einem Baum. Oder die vertrockneten Stauden im Garten. Bäume ausreißen, es müssen ja nicht gleich Bäume sein. Na gut, das Gras. Und schon bald hört man die ersten Hochdruckreiniger bei den Autos zischen. Es dauert nicht lange, dann sind auch die Rasenmäher zurück aus dem Süden oder kommen aus ihren Verstecken. Rentner staksen mit weißen Beinen in Sandalen herum. Und die märkischen Schönen sind wie Rotkäppchen und zeigen, was sie im Körbchen haben. Sie tragen wieder ihr knappstes Outfit. Oder bald am See – auch wenn wir das jetzt nicht mehr zeigen können – nackicht nüscht. Angebermutig stürzen sich die Ersten in das noch arschkalte Wasser und tun so, als wäre es karibikwarm. Wobei das mit dem Temperaturempfinden schon komisch ist: 10 Grad im Frühling: „Boah, schön warm!“ – 10 Grad im Herbst: „Eine verdammte Kälte wieder!“ Und wenn es noch mal kalt wird? Wohin dann mit den Frühlingsgefühlen? Erst einmal auf Eis legen – dann bleiben sie frisch. Halten wir es doch einfach ganz mit Erich Kästner, der in seinem immer wieder schönen Gedicht „Atmosphärische Konflikte“ solche Frühlings-Fragen auf die ganz einzigartige Weise formuliert, fragt man sich alsbald: „Raus mit die Stühle oder rin mit die Gefühle – oder was?“
Der Frühling ist die Zeit des Verliebtseins und des sich wieder selbst Entdeckens. Im Frühling erwacht auch die Lust auf Sex – falls die Winterschlaf hielt. Aber es ist anders als sonst: Man/frau muss wegen Corona beim Sex zwei Meter Abstand Abstand halten. Genau wie beim Küssen. Und dabei an die Maske denken. Frühling – die Tage beginnen sich zu dehnen. In zwei Wochen werden die Uhren wieder umgestellt. Mach ich nicht. Mir gefällt es, wo meine Uhr in der Stube steht. Und wer jetzt kein E-LAN hat: Raus ins Grüne, mang die Gefühle! Da braucht es keins.
Und überhaupt.