Runter vom Abstellgleis

Land verspricht mehr Geld für den Bahnverkehr in Brandenburg

Der Nahverkehr in Brandenburg ist ein Rumpelzug. Die Signale stehen bisher nicht auf Grün. Überfüllte Pendlerzüge und viele Ortschaften werden gar nicht mehr oder nur unzureichend angefahren. Nach der Wende sollte alles besser werden, doch die Bahn geriet aufs Abstellgleis, es setzte ein Niedergang der Bahn ein. Einerseits sind immer mehr Menschen auf die Bahn angewiesen, andererseits ist zu wenig Geld für die Schiene da. Die beiden letzten Brandenburger Verkehrsminister bevorzugten den Straßenverkehr, es wurden immer mehr Güter auf die Straße verlagert. Und: Das Land gibt zu wenig eigene Mittel für den Schienen- und Nahverkehr aus. Die Korridoruntersuchungen zum Öffentlichen Personennahverkehr bis 2030 haben gezeigt, dass auf vielen Linien Handlungsbedarf besteht. Da hätte es allerdings keiner „Korridoruntersuchungen“ bedürft, sondern die Entscheidungsträger hätten einfach mal sich in die Züge setzen und durch das Land fahren müssen, um zu merken, dass es verkehrt läuft beim Verkehr. Doch nun bahnt sich was an, die Weichen werden gestellt: Der Bahnverkehr in Südbrandenburg soll nun Zug um Zug ausgebaut werden. Verkehrsministerin Kathrin Schneider hat jetzt den Entwurf für den neuen Landesnahverkehrsplan vorgestellt. Danach sollen die Zuganbindungen in der Region verbessert werden – bevor der Zug ganz abgefahren ist. Mit dem neuen Landesnahverkehrsplan soll das besser werden – doch viele glauben nicht daran. Und bereits jetzt sagen Fachleute: Der Fahrplan stimmt nicht, der neue Plan geht am Bedarf vorbei. Nicht nur die erhofften Bundesmittel, sondern auch landeseigene Mittel für den Öffentlichen Personennahverkehr sind dringend notwendig, hier sind politische und wirtschaftliche Nachbesserungen dringend nötig. Also nicht zu früh gejubelt! Noch steht das Signal auf Rot! Es sind erst einmal nur Vorschläge, einiges wird wie immer nicht umgesetzt und es wird kein Geld da sein. Das braucht es aber. Ansonsten werden die Vorschläge kaum zur Umsetzung gelangen.

Was sieht der neue Bahn-Plan nun vor? Klar ist, dass in den kommenden Jahren viel Geld in den Schienenverkehr der Region fließen soll. Gerade in den Hauptverkehrszeiten sind größere Kapazitäten erforderlich. Der Entwurf zum Landesnahverkehrsplan sieht dazu vor, die Bestellungen  deutlich auszuweiten. „Neue Linien, mehr Züge, bessere Infrastruktur – damit reagieren wir auf die steigende Nachfrage im gesamten Land. Die sogenannte Bestellleistung des Landes bei der Bahn im Regionalverkehr soll sich um 8 Prozent erhöhen und steigt von 31,5 Millionen Zugkilometern im Jahr 2016 auf etwa 34 Millionen Zugkilometer ab Dezember 2022. Wir wollen aber nicht nur ein größeres, sondern auch ein qualitativ besseres Angebot machen, mit einer besseren Vertaktung von Bussen und Bahnen, W-LAN in den Zügen und mehr Barrierefreiheit. Um dies alles zu erreichen, brauchen wir Investitionen in die Infrastruktur, die wir jetzt angehen. Der Entwurf des Landesnahverkehrsplans ist ein wichtiger Schritt zur Umsetzung der Mobilitätsstrategie 2030“, sagte Ministerin Schneider. Die Geschäftsführerin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg GmbH (VBB), Susanne Henckel verspricht: „Die Fahrgäste bekommen künftig ein deutliches Plus an Angebotsqualität: Mehr Sitzplätze in den Regionalverkehrszügen, mehr Platz für Kinderwagen, Rollstühle und Fahrräder, gleichzeitig setzen wir verstärkt auf WLAN in den Zügen und weitere digitale Angebote für die Fahrgastinformation.

Für Südbrandenburg gibt es vier Vorhaben: So sollen von Lübbenau nach Berlin künftig in der Hauptverkehrszeit drei Züge pro Stunde rollen. Außerdem soll es in Zukunft auch eine tägliche Zugverbindung zwischen Berlin, Cottbus und Breslau geben. Im Moment fährt auf dieser Strecke immer am Wochenende der Kulturzug. Das Angebot läuft noch bis Ende 2018. Eine direkte Verbindung von Cottbus zum BER ist allerdings frühestens 2025 geplant. Das Land stellt deutliche höhere Zugtaktungen zwischen Lübbenau und Berlin in Aussicht So auf  3 Züge pro Stunde in der Hauptverkehrszeit.

Die deutliche Verbesserung des Angebots stößt auf einigen Strecken an die Grenzen der vorhandenen Infrastruktur. Diese Engstellen müssen schneller beseitigt werden. Dazu haben die Länder Brandenburg und Berlin sowie die Deutsche Bahn AG eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet, um den Ausbau der Infrastruktur in acht Korridoren voran zu bringen. So auch auf der Strecke Berlin-Cottbus/Bahnhof Königs Wusterhausen. Mit der Eröffnung des BER wird die Schienenanbindung der Terminals 1 und 2 (BER und Schönefeld) fertig. Dabei werden mehrere Betriebsstufen umgesetzt: Ab Eröffnung BER soll alle 60 Minuten ein Zug von Potsdam-Golm-BER-Königs Wusterhausen fahren. Dieses Angebot wird nach Inbetriebnahme der Dresdner Bahn, voraussichtlich 2025, noch einmal verändert: Neben den Verbindungen aus Potsdam, Eberswalde, Ludwigsfelde, Oranienburg. Von Oranienburg und Königs Wusterhausen ist dann auch ein Regionalexpress von Cottbus über den BER nach Berlin geplant. Doch wie kommen die über den Engpass der Eingleisigkeit am Bahnhof KW, der jetzt schon kaum Änderungen zulässt? Das Land bekennt sich endlich auch zum zweigeleisigen Ausbau des Bahnhofs Königs Wusterhausen. Der Bahnhof KW soll, was schon seit Jahren versprochen wurde, zu einem der wichtigsten Projekte aufrücken. KW gilt schon lange als Nadelöhr, weil der Bahnhof bislang nur eingleisig ist und deshalb die Zugtakte nicht weiter verdichtet werden können. Das wäre aber notwendig, denn Königs Wusterhausen gehört zu den Bahnhöfen mit dem größten Passagieraufkommen. Hinter Potsdam und Schönefeld hat er das höchste Passagieraufkommen. Und der Bedarf steigt weiter. Spätestens ab 2022 soll deshalb die Zahl der Züge, die in der Hauptverkehrszeit nach Berlin und zurück fahren, von zwei auf drei erhöht werden. Der RE2 soll dann zwischen Lübbenau und Berlin im Halbstundentakt verkehren. Dafür sei aber zwingend eine Erweiterung des Königs Wusterhausener Bahnhofs notwendig, weiß auch der Sprecher des Infrastrukturministeriums, Steffen Streu. Im Bundesverkehrswegeplan gibt es noch keine verbindlichen Termine für Änderungen oder Verbesserungen. Entsprechend sieht der Nahverkehrsplan bereits bis Ende 2022 den Neubau eines zweiten Gleises und eines Wendegleises im Bahnhof vor. Damit das tatsächlich innerhalb von fünf Jahren geschehen kann, will das Land selbst die Vorplanungen übernehmen. „Wir sind ganz optimistisch, dass wir den Ausbau des Bahnhofs bis 2022 hinbekommen“, so Streu. Das waren jedoch schon viele Minister, Bundestagsabgeordnete und Landräte der Region. Doch nach wie vor ist KW eine der neuralgischen Stellen des  Nahverkehres im Land. Wie sagte Norbert Blüm mal: „Wenn der Zug auf dem falschen Gleis steht, erübrigt sich jede Diskussion über den Fahrplan.“

Auch eine Verbesserung der Angebotsqualität ist geplant: Beispielsweise soll die Höhe der Bahnsteigkanten weiterhin angepasst werden, um den barrierefreien Einstieg in die Waggons zu gewährleisten. Angestrebt werden durchgängig Höhen von 76 cm oder 55 cm, angepasst an die jeweils auf den Strecken eingesetzten Fahrzeuge. (Einstöckige oder Doppelstockwagen). In den Zügen soll mehr Platz für die Beförderung von Rollstühlen, Fahrrädern, Kinderwagen und sperrigem Gepäck geschaffen werden. Dabei ist geplant, für Kinderwagen und Fahrräder bevorrechtigte Bereiche im Zug auszuweisen.

Bei dem neuen Landesnahverkehrsplan handelt es sich zunächst um einen Entwurf. Zu diesem können jetzt Kommunen, Unternehmen und Verbänden sechs Wochen lang Stellung nehmen. Bis 2022 sollen die Maßnahmen dann umgesetzt werden.

Bis zum 4. Dezember 2017 können alle Interessierten den Entwurf des neuen Landesnahverkehrsplanes 2018 einsehen und Anregungen sowie Hinweise geben. E-Mail-Adresse:
LNVP@mil.brandenburg.de

UR; RED/F: UR

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