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Saubere Sache: Bachmuschel reinigt die Dahme

Start eines EU-Gewässerprojektes für eine ökologisch wertvolle Reinigungskraft in Brandenburger Flüssen

„LIFE Bachmuschel“ heißt ein Projekt der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg, das jetzt gestartet wurde und auch in der Dahme und im Spreewald das Vorkommen der Muschel erhalten sowie wieder deutlich vergrößern soll. Die Muschel ist für die Sauberkeit der Gewässer essentiell.

Insgesamt wurden elf Fließgewässer – neben Dahme und Spree sind das unter anderem die Stepenitz und die Dosse in den Landkreisen Prignitz und Ostprignitz-Ruppin oder der Rhin in Oberhavel – ausgewählt. Hier sollen geeignete Lebensräume sowohl für die Muscheln als auch für ihre Wirtsfische geschaffen werden. Dazu werden vor allem Kies und Totholz für mehr Strukturen und Dynamik in die Gewässer eingebaut sowie bei der Begradigung der Gewässer stillgelegte Altläufe wieder angeschlossen. In vielen Einzugsgebieten sollen zudem nicht mehr benötigte Entwässerungsgräben verschlossen werden. Die Pflanzung von Hecken und weiteren Ufergehölzen und die Anlage von Gewässerrandstreifen sollen zukünftig Sediment- und Nährstoffeinträge minimieren. Der Schatten der Gehölze verhindert überdies, dass sich das Wasser zu stark erwärmt.

Hierfür fließen in den kommenden zehn Jahren mehr als acht Millionen Euro aus dem LIFE-Programm der Europäischen Union für Natur-, Arten- und Gewässerschutz nach Brandenburg. Dieses Großvorhaben der Stiftung NaturSchutzFonds ist das einzige deutsche LIFE-Projekt, das im vergangenen Jahr den Zuschlag für die Förderung durch die EU erhielt. „Die Bachmuschel ist von enormer ökologischer Bedeutung. Jedes einzelne Exemplar filtert pro Tag etwa 85 Liter Wasser und reinigt so Flüsse und Bäche“, sagt Umweltminister Axel Vogel. „Wo sie vorkommt, sind unsere Fließgewässer weitgehend gesund. Etwas für die Bachmuschel zu tun, heißt also vor allem, etwas für unsere Gewässer zu tun.“ In Zeiten von Hitze und Trockenheit müsste alles daran gesetzt werden, jeden Tropfen Wasser, der auf märkischen Boden fällt, so lange wie möglich in der Landschaft zu halten. „Dazu leistet das neue Projekt des NaturSchutzFonds einen wichtigen Beitrag“, so der Minister.

Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts war die Bachmuschel oder Gemeine Flussmuschel (Unio crassus) eine der häufigsten Muschelarten in Brandenburg und kam in nahezu allen Fließgewässern vor. Ihre Bestände waren in einigen Regionen so groß, dass sogar Hühner und Schweine damit gefüttert wurden. Heute ist die Bachmuschel deutschlandweit – auch in Brandenburg – vom Aussterben bedroht. Die Gründe für diesen Rückgang sind vielfältig: So haben vor allem der Ausbau und die Begradigung von Gewässern mit der Beseitigung von Totholz, Wasserpflanzen und Ufergehölzen die Lebensräume und -bedingungen der Bachmuschel deutlich verändert. Weil Gewässerrandstreifen und Gehölze an vielen Flüssen und Bächen fehlen, gelangen nicht nur Sedimente, sondern auch Nährstoffe und Reste von Pflanzenschutzmitteln von den Feldern direkt in die Gewässer. Auch das Fehlen geeigneter Wirtsfische setzt den Muschelbeständen zu.

Stiftungs-Geschäftsführer Dr. Holger Rößling macht auf eine weitere Besonderheit von „LIFE Bachmuschel“ aufmerksam: „In Fließgewässern, wo die Bachmuschel heute ausgestorben ist, werden wir sie wieder ansiedeln. Damit betreten wir in Brandenburg Neuland und wenden dafür bereits in Schweden bewährte Methoden an. Dabei werden wir auch den Wirtsfischen Groppe und Elritze helfen. Unser besonderer Dank gilt hierbei dem Landesanglerverband, der uns bereits bei der Antragstellung beraten hat und auch im Projekt unterstützen wird.“ Neben der Expertise der Angler hat sich die Stiftung das Wissen und die Erfahrungen des Instituts für Binnenfischerei aus Potsdam-Sacrow sowie von Muschel-Expertinnen vom Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart ins Boot geholt. Zudem sind zahlreiche Gewässerunterhaltungs- und Fischereiverbände für das „LIFE Bachmuschel“-Team wichtige Partner vor Ort.

Neben den 8,7 Millionen Euro der EU steuert die Stiftung weitere bis zu vier Millionen Euro für das aktuelle Artenschutzvorhaben bei. Die Projektmittel der Landesstiftung stammen aus den Ersatzzahlungen für Eingriffe in die Natur wie beispielsweise die Versiegelung von Böden oder dem Bau einer Windenergieanlage. Die Stiftung verwaltet die Gelder treuhänderisch und sorgt durch ihre Arbeit dafür, dass die Mittel wieder in den Landkreisen und Naturräumen eingesetzt werden, in denen die Eingriffe verursacht wurden. Weitere Informationen finden sich auf https://www.naturschutzfonds.de.

RED / PI Landesregierung

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