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Scheinheilige

Man muss nicht in Italien sein, wo man überall Heilige als Skulpturen findet. Nicht nur in Kirchen, auch auf vielen öffentlichen Plätzen. Wie bei uns. Hier kleben sie auf Straßen. Und dass es lebendige sind: Schein-Heilige. Sie kleben sich in berechtigter Sorge fürs Klima fest, protestieren gegen das Autofahren und gegen das Fliegen – und fliegen dann aber nach Asien in den Urlaub. Wie die beiden Aktivisten Yannick S. und Luisa S. Wegen der Blockade einer Bundesstraße sollte ihnen jetzt der Prozess gemacht werden. Doch sie machten Urlaub in Fernost. Zunächst in Thailand, dann auf Bali. Insgesamt jetteten sie 23.000 Kilometer hin und zurück. Sie tun derzeit also genau das, wogegen sie protestierten: CO2 in die Atmosphäre ballern. Der CO2-Ausstoß für diese Langstrecken-Flüge liegt bei 7,9 Tonnen. Die Klima-„Aktivisten“ sind aber moralisch darüber erhaben und fühlen sich überwertig. Denn sie sind schließlich Heilige. Wenn auch nur Scheinheilige. Und gerade die Klima-Kleber brauchen Sonne und Erholung vom Festkleben auf der kalten Straße. Kann man ihnen es da übelnehmen, wenn sie Sonne tanken wollen und ihren Gerichtstermin platzen lassen? Für die Klimaaktivisten ist die Reise angesichts der drohenden Menschheitskatastrophe nur ein „Haar in der Suppe“. Oder ein Fliegenschiss wie ein brauner Aktivist mal über die Nazizeit sagte. Außerdem braucht man ein Flugzeug, um schnell nach Asien zu gelangen. Denn wer wochenlang mit dem Schiff unterwegs ist, verliert schließlich Zeit für die nächste Fahrbahn-Klebe-Blockade.

Die „Letzte Generation“ begründet ihre Klimakillertour auch damit, dass solche Reisen nur „ein wohlhabendes Prozent der Bevölkerung“ unternehmen könne. Sie schon. Ein Sprecher verteidigte die Doppelmoral der Klimakleber: „Sie haben den Flug als Privatleute gebucht, nicht als Klimaschützer. Das muss man auseinanderhalten.“ Aha. Privat ist weniger schädlich.

Luisa Neubauer, Sprecherin von „Fridays for Future“, ist von ähnlichem falschem Kaliber. Sie hat nach eigenen Angaben mit ihren 26 Jahren bisher mindestens Indonesien, China, Kanada, Hongkong, Marokko und Namibia beflogen. Deshalb hat man ihr in den sozialen Netzwerken den Spitznamen „Langstrecken-Flug-Luisa“ verpasst. Ein König der Doppelmoral ist der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck. Hat er doch die bundesweite Kampagne gegen den schädlichen CO2- Ausstoß und ein Tempolimit initiiert. Aber die Dienstwagen seines Ministeriums dürfen volle Pulle brettern. Wie die von 14 der 15 Bundes­ministerien.

Wasser predigen und Wein trinken wie es diese angeblichen Klimaaktivisten und Politiker tun – deren Doppelmoral ist an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten. Wie es schon Heinrich Heine in „Ein Wintermärchen“ beschrieb: „Sie sang das alte Entsagungslied, das Eiapopeia vom Himmel, womit man einlullt, wenn es greint, das Volk, den großen Lümmel. Ich kenne die Weise, ich kenne den Text, ich kenn’ auch die Herren Verfasser; ich weiß, sie tranken heimlich Wein und predigten öffentlich Wasser.“ Heimlich Wein zu süffeln sei ihnen gegönnt – aber sie sollen uns damit in Ruhe lassen, uns vorzuschreiben, was wir tun dürfen oder nicht. Was aber nicht für sie gilt. Der Aktivisten-Sprecher kündigte weitere Störaktionen im ganzen Land an. „Wir werden überall dort stören, wo wir eine Störung des öffentlichen Lebens erzeugen können.“ 2800 Anzeigen gab es gegen sie allein im letzten Monat. Manch einer, der wegen solcher Störungen feststeckte, war schon geneigt, Klimaklebern ein paar zu kleben. Zu hoffen, dass auch das Leben und die Scheinheiligkeit der Kleber gestört werden, sie irgendwo kleben bleiben, wo sie niemanden stören können. Und überhaupt.

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