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Schönefeld sucht nach Regeln für sein Wachstum

Hans-Grade-Allee wird mehr und mehr zur Lebensader von Neu-Schönefeld Kirche plant Gemeindezentrum / Ausschuss für „Bezahlbares Wohnen“ gegründet

Es ist nur eine neue Ampel, die in der vergangenen Woche an der Kreuzung Hans-Grade-Allee / Ecke Rudower Chaussee in Schönefeld in Betrieb genommen wurde. Und doch nutzte Bürgermeister Christian Hentschel den Anlass für eine kleine feierliche Zeremonie, weil für ihn die Regelung des Verkehrs an diesem Knotenpunkt des neuen Schönefelds ein symbolisches Zeichen für die weitere geordnete Enwicklung der Flughafengemeinde ist. „Diese Kreuzung gibt einen Vorgeschmack auf das, was uns in den nächsten Jahren im Gemeindegebiet Schönefeld Nord erwarten lässt. Eine rasante Entwicklung. Einen starken und schnellen Bevölkerungszuwachs“, sagte er. Allerdings sollen Wachstum und Entwicklung nicht ungebremst den Kräften des freien Marktes überlassen werden. „Sondern geregelt. Wie bei dieser Ampelanlage“, betonte Christian Hentschel.

Mit der Einrichtung von Links-Abbiegerspuren und der Installation der Ampel wurde nicht nur ein Unfallschwerpunkt entschärft, sondern auch die Anbindung der neuen Wohngebiete verbessert. Rund 520000 Euro hat die Gemeinde in den Umbau des Knotenpunktes investiert, der von der Firma PST GmbH aus Werder (Havel) geplant und von der Strabag AG, Direktion NordOst, Bereich Brandenburg-West umgesetzt worden war. Die Autos rollen aber schon seit einigen Tagen über die frischen Markierungen auf der umgestalteten Straße. Nach rund sechsmonatiger Bauzeit hatten die Baufirmen die halbseitige Sperrung bereits Ende April aufheben können. Die Hans-Grade-Allee selbst war vor fast genau zehn Jahren gebaut und am 31. Mai 2011 feierlich eröffnet worden. Die 1,2 Kilometer lange Verbindungsstraße kostete rund 3,5 Millionen Euro. Rund 730000 Euro wurden aus Fördertöpfen beigetragen. Namensgeber der Straße ist übrigens der 1945 verstorbene Maschinenbauer und Flugpionier Hans Grade.

Mit der einsetzenden Dynamik im Zuge der Flughafeneröffnung hat sich das Umfeld der neuen Magistrale schon drastisch verändert. Rathaus, Schule, Schwimmhalle, Hotel, neue Wohnviertel und Park entstanden. Ein regelmäßiger Busverklehr ist längst eingerichtet. Und es wird im rasanten Tempo weitergehen. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Schönefelder Rathaus könnte gegenüberliegend an der Hans-Grade-Allee schon bald ein neues Gemeindezentrum der Evangelischen Kirchengemeinde entstehen. Die Schönefelder Gemeindevertretung stimmte in ihrer jüngsten Sitzung einer Änderung des Bebauungsplanes zu, die der Kirche neben dem Bau eines Gemeindezentrums die teilweise Nutzung des Areals zu Wohnzwecken ermöglicht.

Die evangelische Kirche, die Eigentümerin des in Rede stehenden Grundstücks neben der Astrid-Lindgren-Grundschule ist, plant angesichts der Entwicklung eines neuen Zentrums im Schönefelder Norden, ihre Aktivitäten teils dorthin zu verlegen. Im neuen Gemeindezentrum sollen Gottesdienste und Kirchenveranstaltungen statt finden. Es soll aber vor allem auch ein offener Ort der Begegnung sein. Geplant sind multifunktionale Räume, die generationsübergreifend genutzt werden könnten. Außerdem sind Wohnungen für Menschen vorgesehen, denen das selbständige Wohnen nicht mehr möglich ist. Auch für kircheneigene MitarbeiterInnen möchte die Kirche auf dem Areal Wohnungen zur Verfügung stellen. Bei Bedarf ist zudem der Bau einer Kita für etwa 75 Kinder möglich.

Darüber hinaus gibt es für die an die Hans-Grade-Allee angrenzende Fläche, die unmittelbar an die Kreuzung und die schon vorhandene Wohnbebauung anschließt, Pläne für ein neues Wohnquartier für bis zu 11500 Einwohner. Derzeit bereitet die Gemeinde einen Ideenwettbewerb für das rund 170 Hektar große Areal vor, das sich vom Schönfelder Bahnhof über die Hans-Grade-Allee bis zur Berliner Stadtgrenze erstreckt. Aus diesem Grund wird in Schönefeld ein neuer, temporärer Ausschuss „Bezahlbares Wohnen“ seine Arbeit aufnehmen.Das haben die Gemeindevertreter beschlossen. Das Gremium, das von sieben Gemeindevertretern besetzt und bei ortsteilspezifischen Fragen jeweils von einem Vertreter des Ortsteils ergänzt wird, soll sich explizit der Preiseentwicklung auf dem Wohnungsmarkt widmen.

Derzeit lassen die preislichen Entwicklungen im Bereich der neuer Wohnbebauung befürchten, dass Familien mit geringeren Einkommen nicht mehr hinreichend mit ­Wohnraum ­versorgt werden können oder aus bestimmten Ortsteilbereichen verdrängt werden. Ziel der Gemeinde und der Gemeindevertreter ist es, eine Baulandstrategie zu entwickeln, um einerseits die städtebauliche Qualität zu erhöhen, andererseits eine verbesserte Wohnraumbildung und insbesondere preisreduzierten Wohnraum zu fördern. Dabei sollen verschiedene Rechts-Instrumente als auch Typen von Baulandmodellen berücksichtigt werden. Aufgabe des Ausschusses ist es unter anderem auch, städtebauliche Musterverträge zu entwerfen, in denen Art und Umfang der finanziellen Beteiligung an den Infrastrukturkosten durch die Grundstückseigentümer geregelt werden.

RED

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