Die Ortsteilgespräche zur zukünftigen Entwicklung der Flughafengemeinde machen Chancen, aber auch die Sorgen der Menschen deutlich
Mit einer Videokonferenz im Ortsteil Schönefeld wurde die Bürgerbeteiligung im Rahmen der integrierten Stadtentwicklung (INSEK) der Gesamtgemeinde Schönefeld fortgesetzt. Viele Schönefelder hatten bereits im Vorfeld der Konferenz die Möglichkeit genutzt, sich schriftlich zu beteiligen und ihre Ideen und Wünsche per E-Mail zugesandt.
Angesichts der aktuell sehr dynamischen Entwicklung vor allem in Schönefeld Nord kamen beim Schönefelder Ortsteilgespräch über Zukunftsperspektiven sowohl die Chancen des Wachstums als auch die Sorgen darüber zur Sprache. Die rasante Wohnbauentwicklung sorgte in relativ kurzer Zeit für einen enormen Bevölkerungszuwachs. So stieg die Zahl der Einwohner in dem Ortsteil in den Jahren 2014 bis 2020 um fast 2000 auf heute rund 5200 Einwohner an. Anders als andere Ortsteile verfügt Schönefeld noch über Entwicklungsflächen, auch das Problem der Überalterung stellt sich aktuell nicht. Überwiegend zieht es Familien in den Norden der Gemeinde. Der Anteil der Bevölkerung im Alter von 18 bis 43 Jahren ist vergleichsweise hoch. Schönefeld als aufstrebender Ort besitze Potenzial und Chancen. Ziel könnte es nach Ansicht des den INSEK-Prozess steuernden Erfurter Planungsbüros SÖR sein, den Ortsteil als urbanes Zentrum der Gemeinde zu entwickeln.
Der positive Blick auf die Entwicklungschancen wurde jedoch nicht von allen Teilnehmern geteilt. So wurde unter anderem die Sorge geäußert, dass zu viel Augenmerk auf die Quantität, also die Anzahl der Neubauten,und zu wenig auf die Qualität des Wohnumfeldes gelegt werde. Es fehle an sozialer Infrastruktur, Gastronomie, Einkaufsmöglichkeiten, medizinischer Versorgung und Dienstleistungen. Auch gäbe es keine Plätze zum Treffen – weder für alt noch für jung. Dies führe zu Frust, teilweise zu Wegzug. Dadurch wiederum würde eine Mietpreisspirale in Gang gesetzt. Mit jeder Neuvermietung stiegen die Mietpreise, hieß es.
Das Büro SÖR bestätigte, dass bei der sozialen Infrastruktur nachgebessert werden muss. Normalerweise werde diese realisiert, bevor der Einwohnerzuwachs da ist. Dies gelte es bei künftigen Planungen besser zu machen. Auch sollte es Ziel sein, die zugezogenen Neu-Schönefelder ins gesellschaftliche Leben zu integrieren. Angeschnitten wurden auch der Bereich Verkehr, eine der vom Büro SÖR ausgemachten Schwächen im Ort. Gewünscht wurden Konzepte für mehr E-Mobilität als auch intelligente Verkehrslösungen.
Im Anschluss an die Diskussion hatten die Schönefelder Gelegenheit, im Rahmen einer Umfrage ihren Ort mit Schlagwörtern und Merkmalen zu beschreiben. Besonders häufig wurde Schönefeld dabei mit dem Begriff Flughafengemeinde assoziiert. Thematisiert wurde auch die Trennung der Siedlung durch die Bahn. Die Schienen fungierten als Barriere zwischen altem Dorfkern und den sich neu entwickelnden Quartieren im Schönefelder Norden. Ein Gegensatz, den es zu vereinen gilt, sei die dynamische Entwicklung auf der einen Seite und die entspannende Natur sowie die noch vorhandenen Grün-Flächen auf der anderen Seite. Diese müssten erhalten und gestaltet werden.
So benannten denn auch die Schönefelder als wichtigste Handlungsfelder in ihrem Ortsteil die Bereiche Umwelt, Freiraum, Klima sowie Kultur, Freizeit und Tourismus, gefolgt vom Themenschwerpunkt Verkehr. Das Thema Wohnen/Wohnbauentwicklung spielte für die Konferenzteilnehmer nur eine untergeordnete Rolle.
Zu den weiteren Wünschen zählt der Ausbau des Radwegenetzes. Konkret wurde ein Radweg nach Rudow als auch die Nutzung des Mauerweges als Rad- und Gehweg genannt. Per Mail gingen beim Büro SÖR darüber hinaus noch Vorschläge für eine Begegnungsstätte, Spielplätze, einen Outdoorpark und ein Freibad ein. Bezüglich der Wohnbauentwicklung wurde eine Begrenzung der Neubebauung auf drei Geschosse gefordert. Daneben wurden Konzepte bzw. Maßnahmen zur Verkehrssicherung und Müllentsorgung gewünscht.
Noch bis zum 31. Mai 2021 haben alle Ortsteil-BewohnerInnen die Möglichkeit, ihre Ideen und Umsetzungsvorschläge an das Büro SÖR zu übermitteln. Vorschläge können per E-Mail an insek-schoenefeld@stadt-oekonomie-recht.de eingereicht oder auch im Rathaus bzw. beim Ortsbeirat abgegeben werden. Das ergänzte und überarbeitete Konzept soll im Sommer bzw. Herbst nochmals in den Ortsteilen vorgestellt und diskutiert werden. Alle Infos zu dieser, den bereits erfolgten und noch kommenden Videositzungen gibt es auf https://www.gemeinde-schoenefeld.de/alle-infos-zum-insek.
RED / PI Gemeinde Schönefeld