
Architekt Martin Navratil ist seit 25 Jahren selbständig – sein Fazit lautet: Weitermachen!
Eigentlich wollte Architekt Martin Navratil seine 25jährige Selbständigkeit im März groß feiern. Aber dann kam ihm der Corona-bedingte Lockdown in die Quere und die geplante Feier musste abgesagt werden. Im Gespräch mit dem KaWe-Kurier blickt der Wildauer Architekt nun auf seine wechselvolle berufliche Selbständigkeit zurück, während der er nicht nur in unserer Region seine „Handschrift“ hinterlassen hat.
Vor seiner Selbständigkeit arbeite Martin Navratil von 1991 bis 1994 als angestellter Architekt für die Firma Studio Woltersdorf, die in erster Linie im Bereich der Objekteinrichtung und im Messebau tätig war. Nach einer kurzen Arbeitslosigkeit entschloss er sich 1995 sein eigenes Architekturbüro zu gründen. Seine Arbeitsschwerpunkte lagen nun in der klassischen Architektur, in der Innenarchitektur samt Möbeldesign und ab 1997 in der Tätigkeit als Sachverständiger für bebaute und unbebaute Grundstücke.
Sein erstes größeres Projekt war der Umbau und die Erweiterung eines Wohnhauses am Nikolas-See in Berlin, das er zur großen Zufriedenheit des Bauherrn realisierte. Dass das Projekt nicht nur dem Bauherren gefiel, belegt die Wahl des umgestalteten Gebäudes zur Immobilie der Woche in der Berliner Morgenpost. Ein ebenso aufsehenerregendes Projekt war dann der Um- und Ausbau einer alten Lagerhalle zum Feuerwehrgebäude in Brusendorf. Nach der Fertigstellung der Feuerwache 2002 wurde die Stadt Mittenwalde als Bauherr dafür mit dem Landesbaupreis Brandenburgs geehrt.
Neben der Arbeit für öffentliche Träger war Martin Navratil vor allem für private Bauherren tätig. So entstanden nach seinen Entwürfen unter anderem mehrere Wohnhäuser direkt am Krummen See. Trotzdem wurde es nun immer schwieriger, genügend Aufträge zu bekommen. „Mir wurde nun klar, dass ich etwas Neues brauche“, sagt der Architekt im Rückblick.
Neue Herausforderungen in Moskau und Graz
Das besagte „Neue“ fand Martin Navratil im Ausland. „2007 bekam ich die Chance, nach Moskau zu gehen“, berichtet er. „Das war wie ein Sprung ins kalte Wasser! Alles war auf einen Schlag anders“, erzählt er. Das Projekt, für das er engagiert wurde, war der Bau eines exklusiven Wohnhauses direkt an der Moskwa ganz in der Nähe des Kremls. „Der Architekt war ein Deutscher, die Statik und Konstruktion hatte eine Firma aus Österreich übernommen, die Gebäudeausrüster kamen aus dem ehemaligen Jugoslawien und die Bauausführung oblag russischen Unternehmen. Und ich arbeitete als Projektsteuerer. Das war wie einen Sack Flöhe hüten“, erinnert er sich mit einem Schmunzeln. „Später stieg auch noch der Architekt aus dem Projekt aus und der russische Bauherr sagte zu mir: Dann machst du das! Und so haben wir es schließlich auch gemacht“, erzählt Martin Navratil.
Die nächste Wendung in seiner beruflichen Karriere war der Ruf nach Österreich im September 2010, wo er von Anfang an am Bau des Hauses der Ingenieure in Graz beteiligt war. Seine Aufgabenfelder lagen in der Konstruktion, der Hochbauplanung und der örtlichen Bauaufsicht. Weitere interessante Projekte folgten. So zum Beispiel der Bau des Landespolizeikommandos der Steiermark, großer Industriegebäude und des Campus der medizinischen Universität, der damals größten Baustelle der gesamten Steiermark. Darüber hinaus war der Architekt auch für private Bauherren tätig. So entstand beispielsweise nach seinen Entwürfen aus einem ehemaligen Schweinestall ein helles Atelier- und Gästehaus nördlich von Graz.
Wieder zu Hause – Zeit der Kontinuität
2014 kehrte Martin Navratil wieder nach Wildau zurück. Da er auch in seiner Zeit im Ausland seine hiesigen Kunden weiterbetreut hatte, fiel ihm der Wiedereinstieg in seinen Beruf in der Heimat nicht schwer. „Ich musste mir seit meiner Wiederkehr nie Gedanken machen, dass es für mich eng werden könnte“, stellt er zufrieden fest. „Nach fast 25 Jahren im Beruf hatte ich mir einen Namen erarbeitet“, erklärt der Architekt. Die meisten Aufträge erhielt er auf Empfehlung. Wobei Empfehlung auch die Verpflichtung beinhaltet, denjenigen, der einen empfohlen hat, nicht zu enttäuschen, betont Martin Navratil. So wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Wohnhäuser wie etwa ein Einfamilienhaus am Krummen See ganz im Bauhaus-Stil, ein 4-Familien-Haus in Rangsdorf, 2 Häuser mit je 6 Wohnungen in Groß Machnow sowie 2 Doppelhäuser in Zeuthen nach seinen Entwürfen gebaut. Dazu kamen zum Beispiel auch der Erweiterungsbau der Tischlerei Meinert in Kablow, der bei laufendem Betrieb realisiert wurde, und der Bau des neuen Firmensitzes für die Märkische Projektbau in Wildau. „Alle Gebäude sind Visitenkarten ihrer Bauherren und sie sind grundsätzlich Zweckbauten. Dabei kommt es darauf an, dass Harmonie herrscht zwischen Funktion, Form, Technik, Konstruktion, Material und Farbe. Erst dann kann man von einer guten Architektur sprechen“, beschreibt Martin Navratil seinen Anspruch an seine Arbeit und fügt hinzu: „Schönheit ist Ergebnis, nicht Selbstzweck!“ Sein Fazit nach 25 Jahren als selbständiger Architekt heißt: „Weitermachen! Das Wort Ruhestand hat für mich nichts Verlockendes, weder im Klang noch in seiner Bedeutung!“
Schließlich hat Martin Navratil noch einige interessante Projekte in Arbeit. Unter anderem sein eigenes Haus in Wildau. VE