Der Unternehmer Christian Fuchs organisiert seit Kriegsbeginn in der Ukraine Lebensmitteltransporte nach Charkiw LDS-Kommunen geben Spenden an ihn weiter
Christian Fuchs ist aufgeregt. Schließlich wird man nicht alle Tage von sieben Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern auf einmal eingeladen. Er hat in den letzten Monaten viele aufwühlende, emotionale Momente erlebt.
Dieser im Rathaus von Königs Wusterhausen, bei dem ihm die Verwaltungschefs von Zeuthen, Eichwalde, Schulzendorf, Schönefeld, Wildau, Königs Wusterhausen und Mittenwalde – Maja Buße konnte aus persönlichen Gründen leider nicht vor Ort sein – Danke sagen sowie Anerkennung für seinen Mut und sein Engagement zollen, ist einer der schöneren Augenblicke der letzten Zeit. Er kann eine Geldspende in Höhe von 8000 Euro entgegen nehmen, die ihn in die Lage versetzt, seine sehr persönliche und direkte Ukrainehilfe fortzusetzen. Das Geld stammt aus den Einnahmen des Friedens- und Solidaritätskonzertes, das die nördlichen LDS-Kommunen zusammen mit dem Landkreis spontan im April dieses Jahres auf dem Funkerberg organisierten. Dabei traten unter anderem auch ukrainische und russische Künstler gemeinsam auf.
Christian Fuchs fährt seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar dieses Jahres regelmäßg in das geschundene Land, in dem er bis zum 20. Februar lebte und das so etwas wie sein zweites Zuhause geworden war. „Ich habe in Irpin gewohnt“, erzählt er. „Niemand kannte diesen Ort. Jetzt kennt ihn jeder.“ Er hat dort in den letzten drei Jahren mit seiner Firma Rohstoffe für die Lebensmittelproduktion in Deutschland importiert. Unmittelbar nach Kriegausbruch hat er Menschen bei der Flucht geholfen und sie mit dem eigenen Auto über die ukrainisch-polnische Grenze in Sicherheit gebracht. „Ich konnte nicht anders“, berichtet der heutige Berliner Unternehmer mit Wurzeln in Heidesee, „ich bin zwar am 20. Februar auf Bitten meiner Eltern gegangen, aber ich habe es trotzdem nie für möglich gehalten, dass es Krieg geben würde. Als dann die ersten Raketen flogen, musste ich sofort dahin zu den Menschen, die ich kenne und schätze.“
Nach dem Chaos der ersten Tage und der zunehmenden Zerstörung im Land stellte Christian Fuchs regelmäßig mit Freunden und zahlreichen Unterstützern Lebensmittellieferungen zusammen, die er eigenhändig mit dem LKW direkt nach Charkiw in eine provisorische Großküche brachte. Dort wurde und wird mit den Spenden aus dem Dahmeland bis in den Spätsommer hinein für Hunderte von Menschen täglich eine warme Mahlzeit zubereitet. „Aber je mehr die Nachrichten zur Alltäglichkeit wurden, umso mehr nahm auch die Spendenbereitschaft ab“, berichtet der 40jährige, der bislang vier Transporte im Wert von rund 20000 Euro in die zur Fürsorgestation umgewandelten Schule in einem Vorort der Großstadt im ukrainischen Osten steuerte.
Seine Basisstation dafür hat er in einem Lager in Wildau, das ihm die Wildauer Firma AneCom Aero Test zur Verfügung stellt. Dort stapeln sich auch jetzt noch einige Konserven, Nudeln, Reis und weitere haltbare Lebensmittel. Auch Windeln sind noch in den Beständen. Aber sowohl die Güter als auch das Geld reichten nicht mehr für den nächsten Transport. „Ich war am Aufgeben“, gesteht Christian Fuchs, „aber von der Gemeinde Zeuthen wurde mein Hilferuf, den ich hundertfach abgesetzt habe, doch noch erhört.“
Jetzt können er und seine Helfer weiter machen. Die Spende der Bürgermeister, die ja eigentlich die Spenden der Leute aus der Region sind, reicht zumindest erstmal für zwei weitere Fuhren.

Beim Friedenskonzert auf dem Funkerberg kamen insgesamt 13836 Euro zusammen. 6000 Euro haben die Kommunen dem Landkreis übergeben, die übrigen 7835 gehen an das Spendenkonto des Vereins „Signal of Solidarity e.V.“, über den Christian Fuchs seine Hilfsaktion finanziert und abrechnet. Während der Scheckübergabe im Königs Wusterhausener Rathaus, bei der Christian Fuchs auch bewegende Videos und Fotos aus der provisorischen Charkiwer Versorgungseirichtung zeigt, runden die Bürgermeister die Summe spontan aus eigener Schatulle auf 8000 Euro auf. „Sie sind der Richtige“, sagen sie einhellig in Richtung des engagierten Mannes, der seinerseits sichtlich berührt ist. „Ich möchte allen, wirklich allen, sehr danken“, sagt er. „Die Menschen in der Ukraine brauchen unsere Solidarität, auch und gerade jetzt.“ TM