Neulich fuhr ich des Abends am KWer Rathaus vorbei. In der Dunkelheit brannte unterm Dache noch ein Licht. Respekt, dachte ich. Hier wird auch noch des Nachtens für das Wohl der KWer gewerkelt. Oder war nur vergessen worden, das Licht auszuschalten?
In dem Zusammenhang fiel ein, dass es vor Jahren ein geflügeltes Wort aus dem Russenlande gab: Im Kreml brennt noch Licht, Lenin arbeitet. Die jeweilige Führung ließ zu dessen Lebzeiten verbreiten, Lenin arbeite noch, wenn das Volk längst schlief. Und deshalb würde das Licht brennen. Der Volksmund machte unter Stalin später daraus, im Kreml brennt noch Licht, Väterchen find´ den Nachttopf nicht. Er oder seine Nachfolger müssen ihn dann wohl doch gefunden haben, denn es war dunkel im Kreml, man sah kein Licht mehr, als ich anno dunnemals das Licht mal zu nächtlicher Stunde vom Roten Platz aus in Moskau sehen wollte. Es war aber auch gerade die Zeit, als im großen Sowjetreich das Licht ausging.
Im Gegensatz zur Potsdamer Außenstelle des auch großen Bundesrechnungshofes: Dort brennt nachts Licht! Ganz viel Licht. Ununterbrochen. Volle Helligkeit. 33 große Flurlichter auf drei Etagen sind an. 24 Stunden lang. An sieben Tagen der Woche. Da fragt sich natürlich die Bevölkerung: Hier brennt das Licht, find´ man den Schalter – oder auch den Nachttopf nicht? Die Bundes-Behörde jedoch nicht dumm, weiß warum: „Es müssen mehrere Schaltkreise defekt sein.“ Aha, kleine Behörden-Schlauis sind das, muss man schon sagen. Aber wie nun weiter? Schalter zum Ausschalten gebe es in dem modernisierten Gebäude nicht mehr. Stattdessen würden die Leuchten von einer elektronischen Steuerung geregelt. Und die sei – auch wenn sie so heißt – von dort weder elektronisch noch von Hand zu steuern. Und man find´ den Fehler nicht, lachen die Hühner. Mehrere Fachfirmen sowie die für die Verwaltung des Gebäudes zuständige Bundesanstalt für Immobilienaufgaben hätten sich an einer Lösung des Problems versucht. Erfolglos. Wie vor fünf Jahren am BER. Dort gingen zwar die Eröffnungslichter nicht an, aber über Monate auf 300 000 Quadratmetern Geschossfläche des Terminal-Rohbaus die Riesen-Funzeln auch nicht aus. Oder war das gar Masche: Der nächtliche Anblick der hell erleuchteten Fenster war ja weithin imposant. Eine Vortäuschung von etwas, was es gar nicht gab? Ein Terminal, das zwar so aussieht, als ob von dort schon, aber in Wirklichkeit gar nicht geflogen wird? Analog der blühenden Landschaften im Osten nun ein funktionierender Airport? Mit dem Licht war es wie mit dem ganzen BER. Man war mit der Leittechnik nicht so weit, dass das Licht zu steuern war. Ein Lichtspektakel auf Kosten der Steuerzahler. Wie jetzt in Potsdam. Eine mehr als peinliche Panne für den theoretisch so auf Sparsamkeit bedachten Rechnungshof. Dessen Motto: Wir müssen sparen – koste es was es wolle. Fragt sich: Warum macht man es beim Bundesverschwendungshof nicht wie bei den Ostfriesen? Die nehmen abends einen Stein und ein Streichholz mit ins Bett. Mit dem Stein werfen sie das Licht aus. Und mit dem Streichholz gucken sie, ob sie getroffen haben. Ob das Licht aus ist. Ganz simpel. Und überhaupt.