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Freitag, März 29, 2024
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Sport frei!

Der Comedian Bernd Stelter lästerte mal bei einer Veranstaltung über den schon zu Ostzeiten bestehenden Sportverein Wacker Motzen: Wacker motzen – durfte man denn in der DDR überhaupt motzen? Die Frage ist aber: Gab es so einen wackeren Sportverein, gab es Freizeitsport im Osten überhaupt? Wie ich jetzt darauf komme? Wegen Frau Merkel. Sie hat rausgehauen, dass man in der DDR selten Sport in einem Sportsverein, in einer Sportstätte, machen konnte, wenn man nicht olympiaverdächtig war. Waren die Motzener Freizeit-Sportler also olympiaverdächtig? Ich frage mich schon: Ist es eine Frage des Alters wie bei Angela M. und man/frau alzheimert schon ein bissel, wenn man sich im Laufe der Jahre an manches nicht mehr erinnern kann? Oder will. Ich weiß allerdings nicht: Habe ich selbst nun Erinnerungslücken zu damals – oder die Merkelin? Dass die vielleicht in ihrer Jugend nun nicht unbedingt wie ein Reh um die Aschenbahn gesprintet ist oder ihren jungfräulichen Body am Barren geschwungen hat, sondern mehr über dem Russischbuch gesessen hat, ist leichter vorstellbar. Ich weiß aber für mich, dass ich als märkischer Spund bei den Leichtathleten der Sportgemeinschaft von Einheit Jüterbog zweimal die Woche nach der Schule unter Übungsleiteranleitung Sport gemacht habe. Kumpels von mir kickten – ohne Nationalmannschaftsambition – bei Lok Jüterbog. Einfach so. Wir waren wohlgemerkt alle keine Olympiaverdächtigen. Es ging um den Kreismeistertitel oder so. Wir fuhren zu Wettkämpfen und Ausscheiden. Sporthallennutzung war frei. Für erste Plätze gab es Urkunden oder Wimpel – und es gab viel Spaß. Und wir waren von der Straße runter und die ehrenamtlichen Übungsleiter bewegten uns dazu, uns zu bewegen. Der Sportspaß kostete symbolische 50 Pfennige im Monat. Wir hatten ja damals nichts. Keine Spielkonsolen, keine Computer, keine Handys. Aber wir waren keine Bewegungsidioten wie manche heute. Der Volkssport in der DDR war recht verbreitet, Betriebe und der Staat – „jedermann an jedem Ort einmal in der Woche Sport“ – unterstützten ihn. Sport zu treiben war keine Sache des Portemonnaies der Eltern.

Die selbst im Osten aufgewachsene Angela Dorothea Merkel wird sagen: Aber von wegen Sport frei – auch der Sport im Osten war nicht frei! Ihr fehlt da erinnerungstechnisch ein Stück der eigenen und der DDR-Geschichte. Oder sie will sie nicht mehr wissen. Wie vieles von damals. Sport frei! Und überhaupt.

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