Ohje! Man muss ja so aufpassen, was man sagt. Ich hatte neulich in der Schlange an der Kasse in einem KWer Supermarkt zu einer Bekannten bemerkt, es sei gut, dass sehr viele Flüchtlinge Arbeit gefunden haben. Eine zuhörende Kundin schnarrte mich an: „Es heißt nicht Flüchtlinge, sondern Geflüchtete!“ Gerne wird ja gesagt, früher im Osten wurden wir in allem überwacht und reglementiert. Sogar, was wir sagen. Der Staat ließ grüßen und redete überall rein. Da wurde aus einem Christengel eine geflügelte Jahresendfigur, dem Weihnachtsmarkt ein Wintermarkt. Und heute? Da haben wir eine meist grüne Sprachpolizei am Hacken. Was ist es anderes, wenn wir auch im offiziellen Sprachgebrauch gehalten sind, dass es nicht Flüchtlinge zu heißen hat? Schnell wird man als Rassist abgestempelt. So die Linkspolitikerin Sarah Wagenknecht jetzt in einem Interview. „Viele trauen sich gar nicht mehr, in einem öffentlichen Raum ihre Meinung zu sagen, weil sie Angst haben, das Gefühl haben, oh Gott, da stoße ich vielleicht wieder irgendwo an.“ Migranten und Migrantinnen? Wer sind die? Die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte, 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen haben einen Migrationshintergrund. Und dabei habe sie „die Ossis noch nicht mitgerechnet.“ Wissen Politiker wie die – zum Glück heißt sie nicht nur Göring – noch, welch strohdummes Zeug sie hochbezahlt quatschen? Gibt es bei denen keine Nachdenk-Polizei?
Bei der Genderei ist die Sprachpolizei überall zur Stelle. Neulich beim Politischen Aschermittwochvorabend im Jugendklub ProFete in KW zum Beispiel hielten Vertreter einiger Parteien mehr oder weniger launige Büttenreden. Und was macht die Vertreterin der Unabhängigen Frauenliste? Sie musste sich sogar hier wie immer allen Ernstes über den ihrer Meinung nach noch nicht ausreichenden Gebrauch der Gender-Endung „-in“ auslassen: Also Teilnehmer und TeilnehmerInnen. Die Sprachpolizei sagt, dass es auch nicht Studentinnen heißt, sondern nur Studierende. Was aber bekloppt und falsch ist und was SprachpolizistInnen und -richterInnen, die unser höchstes Kulturgut, die Sprache, verschandeln, nicht wissen. Denn das Partizip 1 der deutschen Grammatik drückt sprachlich aus, dass gerade etwas passiert. Zum Beispiel studierend, zuhörend, trinkend. Etwas, was aber kein Dauerzustand ist. Ein Studierender ist nur einer, wenn er gerade studiert, aber nicht, wenn er feiert oder Sport treibt. Mann/Frau wundert sich auch über die mangelnde Konsequenz der SprachverstümmlerInnen. Wann wird denn sprachlich aus einem Lehrling der Gelehrte oder die Gelehrte, aus einem Vergewaltiger der Vergewaltigende? Wir sollen sprachpolizeilich korrekt Bürgerinnen – oder mit Sternchen – Bürger*innen, Bäcker*innen und Bäcker*innenbeauftragte schreiben. Man(?) kann ja sagen, lass die Sprachpolizei und die GenderInnen oder meinetwegen Gender*innen reden, was sie wollen. Wenn alle dazu angehalten werden, von „Lehrerinnen und Lehrern“ zu sprechen, werden sie trotzdem, wie gewohnt von „Lehrern“ sprechen. Welche Eltern werden jemals ihr frisch eingeschultes Kind fragen, wie denn seine „Lehrerinnen und Lehrer“ so sind? Welcher Dozent wird stets von seinen „Studierenden“ sprechen, wird er nicht auch von “Studenten“ sprechen – ohne das geschlechtsdiskriminierend zu meinen?
Ich meine, wir haben es nicht mit Sprachaktivist*innen, sondern vielmals mit Sprachdiktatoren oder Sprachdiktatur*innen zu tun. Ich nenn sie jedenfalls so. Und überhaupt.