20.2 C
Königs Wusterhausen
Montag, September 25, 2023
Mitarbeiter gesucht
StartBauen & WohnenStadt KW fordert gerechte Verteilung des Fluglärms

Stadt KW fordert gerechte Verteilung des Fluglärms

Bürgermeisterin kündigt neue Arbeitsgruppe und neue Messstation an, betont aber auch den kommunalen Dialog

Das Flugwesen, es entwickelt sich – so kann man getrost mit einer Anleihe aus Michail Sostschenkows Kult-Erzählung „Die Kuh im Propeller“ den aktuellen Betrieb am Flughafen BER beschreiben. Am vergangenen Montag meldete die Flughafengesellschaft, dass erstmals seit der Eröffnung des neuen Airports mehr als zwei Millionen Fluggäste im Monat gezählt wurden. Im September 2022 waren es genau 2.066.204 Fluggäste, die in Berlin starteten und landeten. Das letzte Mal wurde ein solches Passagieraufkommen von mehr als zwei Millionen im Februar 2020 ­registriert.

DT | KaWe-Kurier online Knapp 16000 Maschinen starteten und landeten im Monat September 2022 auf der Nord- und der Südbahn des BER. Foto: FBB


Im September 2022 haben somit sogar mehr Passagiere den BER genutzt als in den zurück liegenden Sommerferien. Damit waren auch der Start und die Landung von 15900 ­Flugzeugen verbunden. Und für die Herbstferien, die nun in Berlin und Brandenburg beginnen, wird ein weiter starker Reiseverkehr am BER erwartet. Insgesamt rechnet die BER-Betreibergesellschaft FBB nun mit rund 18,6 Millionen Passagieren im Gesamtjahr 2022, womit die ursprünglichen Nach-Corona-Prognosen bei weitem übertroffen werden.

Diese Entwicklung hat natürlich auch Auswirkungen auf den Fluglärm in der Region. Und so richtet sich die Stadt Königs Wusterhausen zum wiederholten Mal mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit, die sich insbesondere zu der derzeitigen Verteilung der Lärmbelastungen kritisch äußert und entsprechende Veränderungen einfordert. „Insbesondere die nach Süden abknickende Hoffmann-Kurve und die nach Osten führende S-Kurvenvariante, die direkt über Wildau und Schönefeld verläuft und die den Großteil der nach Osten und teilweise Süden verlaufenden Flüge abwickelt, verzeichnet eine deutliche Zunahme der Flugbewegungen“, heißt es aus der Stadtverwaltung. „Deutliche Lärmbelastungen entstehen vor allem dann, wenn die Flugbewegungen auf der fliegerisch anspruchsvollen Hoffmann-Kurve nach Süden oder auf der entlang Wildau, Königs Wusterhausen und Zernsdorf verlaufenden S-Kurvenvariante zu niedrig oder nicht innerhalb der vorgesehenen Korridore verkehren. Darüber hinaus ist zu beobachten, dass auch Flugzeuge mit Ziel Richtung Norden oder Süden die nach Osten führende S-Kurvenvariante fliegen und somit einen Umweg vor allem über Wildau und Königs Wusterhausen nehmen.“ Dies führe dazu, dass auch kritische Infrastruktur wie das Achenbach Krankenhaus in Königs Wusterhausen oder Seniorenpflegeeinrichtungen überdurchschnittlich stark von Fluglärm betroffen seien.

„Das können wir so nicht laufen lassen, die Belastung des Krankenhauses ist für uns ein No Go“, erklärt Königs Wusterhausens Bürgermeisterin Michaela Wiezorek auf Nachfrage gegenüber dem KaWe-Kurier. Die Stadt strebe keineswegs einen Alleingang an. Sie wolle auch nicht die Zusammenarbeit mit den anderen Kommunen aufkündigen und sehe deren Belastungen. „Wir wissen natürlich, was Eichwalde oder Schulzendorf zu schultern haben“, sagt sie, „aber das, was jetzt die ­Königs Wusterhausener Kernstadt, Zernsdorf oder Diepensee abbekommen, war so nicht in den ursprünglichen Flugroutenverhandlungen angekündigt. Deswegen ist Königs Wusterhausen ja auch überhaupt nicht Teil des geförderteen Lärmschutzgebietes.“ Zusammen mit der Stadt Wildau wolle man nun aussagekräftige Daten ermitteln und eine gemeinsame dauerhafte Fluglärm-Messstation auf dem Funkerberg betreiben.

Ziel sei es, in Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der Fluglärmkommission und der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH Vorschläge für eine gerechte Verteilung des Fluglärms zu erarbeiten. „Mögliche Flugroutenanpassungen oder alternative Flugbetriebsvarianten müssen in diese Betrachtung selbstverständlich mit eingeschlossen sein und ernsthaft geprüft werden“, so das Königs Wusterhausener Rathaus. Die Bürgermeisterin Michaela Wiezorek kündigt daher an, eine Arbeitsgruppe mit sachkundigen Personen gründen zu wollen, um gemeinsam über Lösungsmöglichkeiten nachzudenken. Ihr werde auch eine Bürgerinitiative aus Zernsdorf angehören, die sich gerade gebildet hat und sich heute in der Ortsbeiratssitzung im Bürgerhaus Zernsdorf vorstellt.

Weiterhin wird betont: „In der Fluglärmkommission werden Königs Wusterhausen und Wildau zunächst den Antrag von Mittenwalde unterstützen, der eine Berechnung bzw. Überprüfung des sogenannten BER DROps Verfahrens beinhaltet. Dabei geht es im Wesentlichen um die Erzeugung von Lärmpausen am BER durch entmischten Betrieb der Pisten, um so eine Entlastung für die vom Fluglärm Betroffenen herbeizuführen.“ Michaela Wiezorek weiß, dass dies bei anderen Kommunen auf wenig Gegenliebe stößt, trotzdem stehe sie dazu, dass neue Entwicklungen auch neu betrachtet werden müssen. „Wir suchen den aktiven Dialog“, versichert sie. „Einer der wichtigsten Standortvorteile und größte wirtschaftstreibende Kraft für die RWK-Kommunen Königs Wusterhausen, Wildau und Schönefeld ist der Flughafen BER. Uns geht es nicht darum, wer kriegt das Meiste und wer das Wenigste ab. Es geht auch nicht darum, die Auslastung des Flughafens zu verringern, sondern vielmehr darum, Möglichkeiten für eine gerechte Verteilung der Lärmbetroffenheiten und eine Minimierung der Gesamtlärmbelastung für die einzelnen Gebiete zu finden.“ TM

Vorheriger Artikel
Nächster Artikel
RELATED ARTICLES

Meist gelesen

Kommentare