Städtebauliches Schmuckstück für Wildau

Attraktives Wohnen mit einer öffentlichen Flaniermeile am Wasser verspricht das Konzept der BAUWERT AG. Fotos/Abb.: BAUWERT AG

Die Entwicklung der Brache am Dahme-Nordufer 
zu einem attraktiven Stadtquartier wurde gestoppt. Warum?

Gemeinsam mit der Wildauer Wohnungsbaugesellschaft (WIWo) plante die BAUWERT AG auf dem kontaminierten Areal am Dahme-Nordufer ein Projekt für ein lebendiges Stadtquartier. Das Ziel der weit vorangeschrittenen Planungen war, ein attraktives Wohnangebot für alle Bevölkerungsgruppen direkt am Wasser zu schaffen. Dann wurde das Projekt Ende vergangenen Jahres abrupt gestoppt.

Wir sprachen mit Dr. Jürgen Leibfried, dem Vorstand und Gründer der BAUWERT AG, über das Bauvorhaben und die Frage, warum die Realisierung bis heute nicht vorankommt.

 

KaWe-Kurier: Wie sind Sie auf das Dahme-Nordufer-Areal in Wildau gestoßen?

Dr. Jürgen Leibfried: Wir bei BAUWERT sind immer wieder auf der Suche nach Flächen, die sich für die Entwicklung anspruchsvoller Immobilien erschließen lassen. Wildau ist da ein besonders gutes Beispiel: Wohnen und Arbeiten im Berlin-nahen Umfeld ist für immer mehr Menschen eine attraktive Alternative zum Leben direkt in der Großstadt. Kommen dann noch eine besondere Lage zum Beispiel im Grünen oder am Wasser sowie eine gute Verkehrsanbindung hinzu, ist die Entwicklung eines neuen Quartiers umso interessanter. All dies ist für das Gebiet am Dahme-Nordufer in Wildau gegeben. Also: Praktisch ideale Voraussetzungen, um ein ambitioniertes Projekt zu entwickeln!

 

Warum liegt das Areal am Dahme-Nordufer 30 Jahre nach der Wende noch immer im Dornröschenschlaf?

Die Stadt bzw. die städtische WiWo haben ja über viele Jahre hinweg vergeblich versucht, einen Partner für dieses Areal zu finden. Das Gelände ist durch eine alte Vornutzung belastet, das heißt, es ist kontaminiert. Das macht eine aufwändige Vorbereitung und Erschließung erforderlich, die jeder Nutzung zwingend vorausgehen muss und die sehr viel Geld kostet. Das ist auch der Grund, warum dieses herrliche Areal derzeit abgesperrt und nicht zugänglich ist.

Warum wollen Sie dort trotzdem ein ganz neues Stadtquartier bauen?

Weil wir glauben, dass sich der Aufwand lohnt. Was heute – sagen wir es klar und deutlich – ein städtebaulicher Schandfleck ist, kann in einigen Jahren ein Quartier sein, welches seine Strahlkraft weit über Wildau hinaus entfaltet. Mit einem attraktiven Mix aus Wohnungen für jung und alt, aus Gewerberäumen bzw. Büros für Forschung und Entwicklung, kurz ein Wissenschaftszentrum am Stadtplatz, aus Geschäften, einer Uferpromenade mit Bootsanleger, aus sozialer Infrastruktur, Arztpraxen und dergleichen sowie Gastronomie. Am Ende soll ein lebendiger Stadtteil entstehen, in dem Vielfalt ihren Platz hat und der allen Bürgern offensteht. Deswegen wollen wir zum Beispiel auch dafür sorgen, dass hochwertige Wohnungen für Familien ebenso entstehen wie kostengünstiger Wohnraum für Menschen mit niedrigerem Einkommen. Das Ganze kann natürlich nur in Abschnitten realisiert werden, auch um feststellen zu können, ob etwas am Konzept zu ändern ist, ob es Vorschläge oder Anregungen aus Wildau gibt, die einfließen müssen, etc.

Warum geht es mit der Entwicklung des Projektes derzeit nicht voran?

Diese Frage stellen wir uns auch praktisch jeden Tag! Wir haben unsere Pläne gemeinsam mit der städtischen WiWo entwickelt und ständig mit den Gremien der Stadt abgestimmt. Bis Mitte 2020 lief alles nach Plan. In zwei Notarverträgen waren die planerischen Vorgaben der Stadt, die Fragen der Dekontaminierung, der Erschließung, der Schaffung des Uferwanderweges und die Fragen der Kostentragung verbindlich festgehalten. Der Erwerb von Teilen des Grundstückes war mit der WiWo geregelt, alle nötigen Gutachten und Vorleistungen liegen vor bzw. wurden von BAUWERT erbracht und bezahlt. Bis heute haben wir in das Projekt fast vier Millionen Euro an Vorlaufkosten investiert. Noch in der letzten gemeinsamen Besprechung am 14. September 2020 im Rathaus haben Herr Scheiner und Frau Homuth erklärt, dass das neue Konzept nunmehr allen Vorgaben zu 100 Prozent entsprechen würde.

 

Trotzdem hat die Stadt die weitere Entwicklung im Dezember vergangenen Jahres abrupt gestoppt …

… eine Entscheidung, deren Hintergrund wir bis heute nicht begreifen! Uns wurde untersagt, dazu vor der Stadtverordnetenversammlung eine Stellungnahme abzugeben. Zwei von der Stadt (!) in Auftrag gegebene Gutachten, die die Bedeutung unseres Vorhabens belegen, werden von Bürgermeisterin Angela Homuth bis heute nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Warum? Ich weiß es nicht! Die Begründungen der Lokalpolitik sind jedenfalls nicht stichhaltig und wahrscheinlich vorgeschoben: Da erklärt die Bürgermeisterin, das Dahme-Nordufer lieber in einen Park umgestalten zu wollen – obwohl sie weiß, dass das vollkommen illusorisch ist. Alleine die Kosten der Dekontaminierung würden sich auf über 20 Millionen Euro belaufen und dann hätte man eine leere Fläche, die erst noch mit Bäumen bepflanzt werden müsste, was ebenfalls zu großen Zusatzkosten führen würde. Tatsächlich scheint sich in der Stadt auf Betreiben der Bürgermeisterin eine Koalition gebildet zu haben, deren einziges Ziel es neuerdings ist, unser Vorhaben zu verhindern.

 

Die Staatsanwaltschaft Neuruppin hat gegen Bürgermeisterin Homuth Anklage wegen des Verdachts der Bestechlichkeit erhoben. Vermuten Sie da einen Zusammenhang mit der Kehrtwende in Sachen Dahme-Nordufer?

Der zeitliche Zusammenhang ist uns natürlich aufgefallen. Aber wir wollen nicht spekulieren. Unser Ziel besteht einzig darin, das Projekt schnellst möglich fortzusetzen, damit Wildau nach so vielen Jahren endlich das städtebauliche Schmuckstück bekommt, das wir am Dahme-Nordufer entwickeln wollen. Vielleicht gibt es ja doch irgendwann wieder eine Dialogbereitschaft der Bürgermeisterin.

Die Fragen stellte Vesa Elbe