Manche Leute gehen zum Lachen in den Keller. Manche aber auch in die Kirche. Verstärkt zu Ostern. Das Osterlachen ist ein alter Brauch vor allem im Süden. Seit dem 14. Jahrhundert war es meist in Regionen um Bayern herum bei Osterpredigten fester Bestandteil und ein fester Ritus. Amüsante Geschichten dienten dabei der Osterfreude und behandelten auch zeitkritische Themen. Nach der siebenwöchigen Fastenzeit sollte zum Osterfest mit Hilfe dieser Tradition das Lachen in der christlichen Kirche wieder Einzug halten. Das Lachen sollte mit der Auferstehung Christi den Sieg vom Leben über den Tod symbolisieren. Die Kirche lud die gläubigen Christen dazu ein, während der Ostermesse über den Tod zu lachen, da der besiegt und diesem dadurch der Schrecken genommen wurde. Der Pfarrer erzählte in seiner Osterpredigt bewusst ein Ostermärlein. Oft waren es frivole Geschichten, die auch durch besondere Mimik, Lautmalerei oder Gestik vorgetragen wurden. Alles war Ostern erlaubt, was die Gläubigen zum Lachen brachte: Denn Christus ist auferstanden, der Teufel hat nichts mehr zu lachen, die Erlösten umso mehr. Beim Osterlachen wurde die Kanzel zur Bühne. Da gackerten Pfarrer wie Hennen, krähten wie Hähne, blökten wie Lämmer, schnitten Grimassen oder erzählten Witze – damals keine Seltenheit. Heute schwer vorstellbar. Kein Freund des Osterlachens war Martin Luther. Und viele Kirchenlehrer auch nicht. Er hat das Osterlachen aufs Übelste beschimpft und als teuflisch dargestellt. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde das Osterlachen tabuisiert und dann per Erlass verboten: Zu klamaukig schien es den Kirchenherren. Später wurde diese saloppe Art des österlichen Gottesdienstes in Kirchen teilweise verboten, so dass das Ostergelächter als Brauch immer seltener praktiziert wurde. Dass Lachen auch im Mittelalter schon verdächtig war, zeigten manche Strafen: Fasten für einen Lachausbruch, drei Tage Kirchenausschluss. Über viele Jahre herrschte praktisch ein Lachverbot. Lachen in der Kirche, lachende Mönche – unvorstellbar. Lachen tötet die Furcht, so die Kirche und wenn es keine Furcht mehr gibt, wird es keinen Glauben mehr geben. Wenn über alles gelacht wird, dann am Ende auch über Gott. Und das gehörte bestraft. In der einstigen DDR wurden Witze über die Partei ja auch bestraft, weil sie als staatszersetzend und somit als gefährlich sein galten. Das Gelächter zu Ostern in der Kirche nahm aber teilweise auch Formen an, die wenig mit der Freude über die Auferstehung Christi zu tun hatten. Es wurden von Pfarrern Kopfstände auf dem Altar gemacht oder „Kuck-Kuck-Rufe“ schallten von der Kanzel. Das muss saukomisch gewesen sein und das Volk beölte sich wie Bolle. Manches war richtig „fettes Lachen“, heftiges Gelächter, ein kaum zu kontrollierendes Losprusten. Etwas, was heute in unseren Kirchen schwer vorstellbar ist. Keine Probleme mit öffentlichem Lachen hatte das katholischen Kirchenoberhaupt Papst Johannes XXIII. (1881-1963), ebenso Papst Franziskus. Er lacht gerne und auch der einstige im Glauben stocksteife Papst Benedikt XVI. soll wohl Humor gehabt und manchmal sogar gelacht haben. Allerdings waren ihnen Zoten so fremd wie die Osterliturgie heilig. Nun entdecken jetzt manche Gemeinden das Osterlachen wieder. Mit zarten Witzen im Gottesdienst. Der Kirche selbst ist allerdings nicht zum Lachen zumute angesichts der vielen Missbrauch-Skandale und Kirchenaustritte. Dafür lacht das Volk über die geistigen Verrenkungen der Kirche zu den Problemen. Ich musste auch lachen, als ich las, dass mal in Bayern an einer Tankstelle eine Nonne aufkreuzte. Sie war unterwegs wegen Benzinmangels mit ihrem Auto liegengeblieben. Mit einem Nachttopf wollte sie Benzin holen. Der Tankwart irritiert: „Schwester, ob Sie da nicht die Kraft Ihres Glaubens überschätzen?“ Sie lachte. Wir hier haben wenig zu lachen mit der hiesigen Politik und den nicht enden wollenden Forderungen nach Milliarden für die Rüstung, Waffenlieferungen und den Krieg in der Ukraine – und sonst an allen Ecken fehlendem das Geld für kommunale Aufgaben. Lassen Sie es sich zu Ostern an nichts fehlen, was Leib und Seele erfreut. Ihnen „Frohe Ostern“ und ein teuflisch fettes Lachen. Und überhaupt.