Tiefenforschung rund ums alte Gaswerksgelände von KW

Stadt und Investor bekräftigen trotz Verzögerungen Pläne für attraktives Wohnviertel am Nottekanal / Bohrungen zur Altlastensanierung abgeschlossen, aber Denkmalschutz redet mit

Das Gelände des ehemaligen Königs Wusterhausener Gaswerks an der Scheederstraße fristet noch immer ein trauriges Dasein. Die alten Gebäude sind marode und zeigen Spuren von Vandalismus, betonierte Flächen verlieren sich im Gestrüpp. Wildwuchs breitet sich auf der Brachfläche aus. Wenn man es positiv sehen will, so hat das dichte Grün am nördlichen Ufer des Nottekanals vom Wasser aus gesehen auch eine etwas romantische Seite.

Aber so war das an diesem attraktiven innerstädtischen Kanalabschnitt nicht gedacht. Vor mehr als einem Jahr hatte die Stadtverwaltung Pläne für ein neues Wohnviertel vorgestellt, das sich von der Scheederstraße bis zum Nottekanal ziehen soll und dort einen öffentlichen Zugang zum Wasser mit zahlreichen Freizeitangeboten schafft. Dafür hatte auch die Stadtverordnetenversammlung grünes Licht gegeben. Sie hatte nach einem Ausschreibungsverfahren dem Verkauf der 3 Hektar großen Fläche zwischen Scheederstraße, Am Amtsgarten und Nottekanal an den Investor ANTAN Recona Investment GmbH& Co KG zugestimmt. Das städtebauliche und architektonische Konzept mit knapp 150 Wohnungen und zahlreichen Grün- und Wasserflächen wurde damals als das Beste von rund 20 Entwürfen auserkoren.

Da seitdem zumindest nichts Sichtbares geschehen ist, fragte der KaWe-Kurier nun bei der Stadt und dem Investor nach. Der Tenor von beiden Seiten: Das Projekt steht und soll nun mit neuer Dynamik weiter voran getrieben werden. Die Stadtverwaltung informiert, dass der Grundstücks-Kaufvertrag bereits am 29. August 2019 entsprechend des SVV-Beschlusses abgeschlossen wurde. „Es bedurfte dazu eines Genehmigungsverfahrens durch die Kommunalaufsicht des Landkreises Dahme-Spreewald“, so der Büroleiter des Bürgermeisters Raik Anton. „Die Genehmigung der Kommunalaufsicht, für die ursprünglich rund sechs Wochen veranschlagt waren, wurde letztlich erst am 6. Oktober 2020 erteilt. Der Besitzübergang des Grundstücks an den Investor erfolgt nach Eintritt der Kaufpreisfälligkeit, die nunmehr kurzfristig erwartet wird.“

Da es sich bei dem Gelände um eine „Altlastenverdachtsfläche“ handelt, hatte der Investor in seinem Angebot auch eine entsprechende Altlastensanierung zugesagt. „Die Bohrungen – es waren mehrere Hundert auf der gesamten Fläche – sind abgeschlossen, das Sanierungskonzept wird gerade erstellt und mit der Unteren Abfallwirtschafts- und Bodenschutzbehörde des Landkreises Dahme-Spreewald eng abgestimmt“, sagt ANTAN-Geschäftsführer Ralf Eric Nestler. Er bestätigt, dass die Firma im Frühjahr 2020 diese Arbeiten eingestellt hatte. „Wir hatten bereits rund 1 Million Euro investiert, uns fehlte dann aber aufgrund der Verzögerungen der Kaufgenehmigung die Rechtssicherheit.“ Fest steht nun, dass auf Teilbereichen der Fläche ein Bodenaustausch stattfinden muss. Wie mit dem kontaminierten Aushub zu verfahren ist, das wird nun im Sanierungskonzept detailliert festgelegt.

Als größeres Problem könnten sich noch die alten Gaswerksgebäude erweisen. Der Sprecher des Bürgermeisters Raik Anton teilt dazu mit, dass „entgegen früherer Aussagen der Unteren Denkmalschutzbehörde, die Gebäude des ehemaligen Gaswerks durch die Obere Denkmalschutzbehörde Brandenburg (BLDAM) als Denkmal festgesetzt und in die Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragen“ wurden. Durch die Stadtverwaltung wurde ein Abrissantrag für die Haupthalle einschließlich der Nebengebäude gestellt. „Im engen Austausch mit der Oberen Denkmalschutzbehörde wurden nun vertiefende Altlastenuntersuchungen zu den Gebäuden veranlasst, um weitere Maßnahmen festlegen zu können“, heißt es dazu aus der Stadtverwaltung. ANTAN-Geschäftsführer Ralf Eric Nestler wird konkreter: „Es wurden im Bereich der Gebäude Geruchsproben genommen, bei denen Teer- und Ammoniakrückstände festgestellt wurden.“ Wenn der Denkmalschutz einem Abriss der Gebäude nicht zustimme, müsse das gesamte Vorhaben neu geprüft werden. „Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Stadt Königs Wusterhausen, die sich unheimlich für das Projekt engagiert“, sagt er. „Es ist für mich aber nicht so richtig nachvollziehbar, wie es entgegen des Kaufvertrages zu dieser Denkmalproblematik gekommen ist.“

Sowohl die Stadt KW als auch der Investor betonen, dass weiterhin das städtebauliche Konzept vom 30. August 2017 verfolgt wird. Es stammt aus der Feder des Berliner Büros Milkoweit Architekten Cohrs Plaasch GbR. Es sieht an den Straßen Scheederstraße und Am Amtsgarten barrierefreie drei- und viergeschossige Häuser mit Zwei- bis Vier-Zimmerwohnungen vor. Auf dem mittleren Teil des Geländes sollen zwei- bis dreigeschossige Townhäuser entstehen. Für den Bereich direkt am Nottekanal sind Terrassenhäuser mit Blick aufs Wasser geplant. Grün- und Wasserflächen zwischen den Häusern sowie eine größere Gemeinschaftsfläche mit Sitzbänken, Sport- und Spielplätzen sollen das neue Wohnviertel auflockern. Das I-Tüpfelchen soll die öffentliche Steganlage am Nottekanal sein. Ursprünglich war vorgesehen, dass zum Jahresende 2023 die ersten Wohnungen bezogen werden können. Der Fahrplan, so die Stadtverwaltung, werde sich aber voraussichtlich um mindestens ein Jahr verschieben.

TM