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Mittwoch, September 27, 2023
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Und der Gewinner ist – die Stadt Wildau

Drei Kandidaten, die sich um das Amt des Bürgermeisters bewerben,
stellten sich in der vergangenen Woche den Fragen der Einwohner

Der Termin für die Bürgermeisterwahl in Wildau rückt heran und es wird so langsam auch spürbar in der Stadt. Am 28. August entscheiden die Einwohner darüber, wer ins Rathaus als neue Spitze der Verwaltung einzieht. Eins steht fest – es wird ein Mann, fünf Kanidaten haben sich beworben.

Drei von ihnen – die Einzelbewerber Axel Corte, Frank Nerlich und László Ungvári – stellten sich und ihre Programme am vergangenen Donnerstag auf einem sommerlichen Open-Air-Forum den Wildauern vor. Eingeladen hatte die Bürgerinitiative Transparenz und Demokratie in Wildau und die Wohnungsgenosssenschaft Wildau, die den stellvertretenden Kreistagsvorsitzenden Karl Uwe Fuchs (FDP) als Moderator gewinnen konnten. Wie von den Veranstaltern zu erfahren war, hatten der Einezelkandidat Martin Stock und der von der SPD nominierte Bewerber Enno von Essen aus Termingründen abgesagt. Dass die Personalentscheidung sowohl im Ort, aber auch darüber hinaus als eminent wichtige Weichenstellung gesehen wird, unterstrich die große Resonanz beim Publikum, unter das sich auch die Bürgermeister der Nachbargemeinden Schulzendorf, Eichwalde und Zeuthen gemischt hatten.

Das vielleicht wichtigste Fazit dieser gut zweieinhalb Stunden – ein Gewinner dieser Wahl zeichnet sich womöglich schon ab: Es könnte die Stadt selbst sein. Aus der Art, wie sich zumindest diese drei Bewerber präsentierten und miteinander umgingen, erwächst die berechtigte Hoffnung, dass das politische Klima Wildaus künftig wieder von Sachthemen geprägt ist, um die aus fachlicher, faktenbasierter Sicht gerungen wird. Es war ein überaus konstruktives, von der Suche nach konkreten Antworten und Lösungen für die Probleme des Ortes geprägtes Forum, bei dem sowohl die Kandidaten selbst als auch die Einwohner tatsächlich miteinander sprachen und sich gegenseitig zuhörten.

Ein gut vorbereiteter, ausgewogener Moderator brachte alle den Ort bewegenden Themen wie den Wohnungsmarkt und die damit verbundenen Sorgen um bezahlbare Mieten, Schul- und Kitaentwicklung, die städtische Gesamtentwicklung des „unteren“ und des „oberen“ Wildaus, den Politikstil des künftigen Stadtoberhaupts, die Zusammenarbeit mit den Stadtverordneten oder die interkommunale Kooperation zur Sprache. Zu denen konnten sich dann die Bürgermeisterkandidaten und das Publikum in verschiedenen Frage- und Antwortrunden zu Wort melden. Zugegeben, große Unterschiede wurden in den Antworten von Axel Corte, Frank Nerlich und László Ungvári gar nicht deutlich. Aber alle drei negierten die bestehenden Probleme nicht und sprachen sich für ein behutsames Wachstum aus, das zum Beispiel eben nicht nur Belastung, sondern auch Entlastung für den angespannten Wohnungsmarkt bringen würde. Insbesondere in der Gewichtung der einzelnen Themen zeigten sich aber auch Nuancen von Unterschieden. Axel Corte will vor allem die städtische Wohnungsbaugellschaft stärker in die Pflicht nehmen. Mit ihr könne man besser steuern, dass vor allem für Wildauer und deren Kindern oder für Zuzügler, die in Wildau arbeiten, Wohnraum entsteht. So würde auch Pendler-Verkehr vermieden. Ähnlich äußerte sich László Ungvári. Er plädiert für ein ganzheitliches Wohnraum-Management, das sowohl Anreize für den Umzug älterer Menschen von größeren in kleinere Wohnungen schaffe, als auch die Angst vor moderatem Wachstum nehme, indem Wohnungsbau vor allem auch Studenten oder Beschäftigten von Unternehmen, die schon in Wildau sind und auch bleiben wollen, zugute komme. Von ihm kam das klarste Bekenntnis dazu, dass beispielsweise die Entwicklung des Dahme-Ufers Nord in dieser Hinsicht eine große Chance für Wildau sei. „Seit 30 Jahren, seitdem ich hier in der Stadt bin, ist das Thema. Ich wundere mich, warum das immer noch nicht angegangen ist“, sagte er. Für Frank Nerlich ist es wichtig, zunächst erst einmal eine konkrete, übergeordnete Stadtplanug zu haben: „Wir müssen wissen, wo was hinkommt hinsichtlich Wohnen, Gewerbe, Einkaufen“, sagte er. Dann sei auch klar. „Wir werden nicht alles zubauen.“ Er setzt sich explizit für einen zweiten Schulstandort ein, sieht großen Bedarf für Spiel- und Sportplätze für jung und alt und will auch für den Fuß- und Radwegebau, für den schon viele einzelne Abschnitte in der Planung sind, einen ganzheitlichen Ansatz. Als erste Schritte seiner Bürgermeisterarbeit bezeichnet er im übrigen noch die Einrichtung einer Energie- und einer Nahversorgungs-Taskforce.

Alle drei Kandidaten versprechen darüber hinaus, unbedingt den Dialog mit den Abgeordneten der Stadtverordnetenversammlung zu suchen. Dabei sollen fachliche Expertisen von außen als auch der Sachverstand der Wildauer selbst helfen, die starren Blöcke aufzubrechen. „Ich bin da sehr zuversichtlich“, sagt Frank Nerlich, der seit 2019 Stadtverordneter ist. Es habe schon in der ­Vergangenheit bei guter Vorbereitung und unvoreingenommenen Gesprächen vorab in vielen Einzelfragen Verständigung über die Fraktionsgrenzen hinweg gegeben. Auch hinsichtlich der Bürgerbeteiligung sind sich die drei Kandidaten weitgehend einig. Zu jedem größeren Thema und Vorhaben soll es öffentliche Informations- und Mitspracheangebote geben. Das Beispiel der Einwohnebeteiligungssatzung in Zeuthen wurde von allen begrüßt. Und letztendlich wollen alle drei auch stärker als in der Vergangenheit geschehen auf die Nachbargemeinden zugehen. László Ungvári nannte ganz konkret einen weiteren Tunnel unter der Bahnschiene und eine Zukunftslösung für das Wildorado als überörtliche Herausforderungen. Frank Nerlich sieht den ZEWS-Bereich nicht nur in der Kultur, sondern auch „gewerbe- und siedlungstechnisch“ vielfältig verflochten. Und Axel Corte betonte, dass Schluss damit sein müsse, auf die anderen zu verweisen, die ihre Hausaufgaben machen müssten. Wildau sei keine Insel, die sich einfach mal von allen anderen abkoppeln könne.

TM

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