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StartBauen & Wohnen… und der Stichkanal von Wildau muffelt still

… und der Stichkanal von Wildau muffelt still

Warum kündigt die WiWO eine weitere Machbarkeitsstudie zur Sanierung des brachliegenden Gewässers an, da es doch von ihr bereits fast fertige und einmütig beschlossene Pläne gibt?

In Wildau fängt das politische Jahr 2022 so spannend an, wie es aufgehört hat. Zum einen ist das Bürgerbegehren zur Abwahl der Bürgermeisterin Angela Homuth nach Prüfung durch die Wahlleiterin als erfolgreich gewertet worden, so dass sich nun die Stadtverordentenversammlung mit dem weiteren Procedere beschäftigen muss (siehe nebenstehenden Beitrag). Und zum anderen warten Einwohner, Fachleute und auch Stadtverordnete gespannt und immer noch etwas verwundert auf die Machbarkeitstudie zum Stichkanal, die überraschend während der Jahres-Pressekonfezenz der Wildauer Wohnungsbaugesellschaft (WiWO) im Dezember 2021 vom Ausichtsratsvorsitzenden Mark Scheiner für Anfang 2022 angekündigt wurde.

Man kann das faulige, stehende Gewässer, das kurz vor 1900 als rund 500 Meter langer schiffbarer Güter-Transportweg vom Schwartzkopff-Werk zur Dahme angelegt wurde, getrost gerade an lauen Sommertagen das größte Ärgernis der Stadt nennen. Das Thema ist deshalb auch seit rund einem Jahrzehnt im Rathaus und in den Gremien ausführlich behandelt worden. Es gibt bereits zig Untersuchungen, Studien, Pläne und auch von der Stadtverordnetenversammlung abgesegnete Beschlüsse zur Sanierung und Gestaltung der Brache, die auch städtebaulich die Entwicklung des Ortes ­behindert.

Zur Erinnerung – es gab bereits einen Beschluss zur Rekonstruktion und naturnahen Gestaltung des Areals, der mit schon bewilligten Landes-Fördermitteln von mehr als 600000 Euro die Sanierung auf den Weg bringen wollte und sollte. Schon für 2019 war der Baubeginn avisiert worden. Das Geld wurde ­letztlich liegen gelassen und statt dessen weitere Mittel für die nächsten Neu- und Umplanungen ausgegeben. Immerhin gab es dann am 30. April 2019 in der letzten Stadtverordnetenversammlung vor der Neuwahl in Wildau einen nächsten einmütigen Beschluss unter der damaligen Vorsitzenden der SVV Angela Homuth, wonach eine Kanalsanierung mit einem umfangreichen Bebauungskonzept umgesetzt werden sollte.

Die Pläne waren zuvor von der WiWO unter dem damaligen Chef Frank Kerber und dem Berliner Büro m2r architecture entwickelt und mit den Anliegern wie ALDI abgestimmt und durch die Bauverwaltung der Stadt bestätigt worden. Sie sahen neben der Sanierung des Stichkanals eine neue Unterführung unter der Bahn für Fußgänger und Fahrradfahrer, die Altlastensanierung des Grund und Bodens, einen moderneren und größeren ALDI-Markt und ein Parkhaus auch für die Bestandsmieter der Wohnungsbaugesellschaft vor. Außerdem äußerten die Stadtverordneten damals mit dem Beschluss auch noch das Interesse, dort ein Hotel anzusiedeln. Danach wurde das Thema nie wieder in der SVV verhandelt. Noch bis zum Jahresende 2019 brachte die WiWO die Pläne soweit voran, so dass ein Bebbauungsplanverfahren hätte beginnen können. Doch dazu kam es unter der neuen Rathausspitze nie!

Selbst mit dieser zweiten Planung könnten die Arbeiten also längst laufen. Der Sommer 2020 oder das Frühjahr 2021waren im Gespräch. Statt dessen aber ruht der muffige Kanal weiter still. Und es besteht die fragwürdige Realität, dass es zwar einen bis heute nicht verworfenen detaillierten SVV-Beschluss und nun die Ankündigung einer nächsten Machbarkeitsstudie gibt.

Das klingt – wie bei der Kita am Hasenwäldchen, wie beim Schulausbau – wieder nach dem Prinzip „Alles auf Anfang“. „Es ist das typische Vorgehen der jetzigen Stadt- und WiWO-Führung“, sagt Heinz Hillebrand, Vorsitzender der SVV-Fraktion der Linken. „alle vorangegangenen Konzepte der Vorgänger werden gecancelt. Statt weiterer Verzögerung muss nun schnellstens eine Lösung her, die ökologisch einwandfrei ist, eine attraktive städtebauliche Gestaltung beinhaltet und den Wohnungsbau nicht vergisst.“

In Wildau fragt man sich nun, was soll eigentlich die angekündigte – neue, überarbeitete, aktualisierte?? – Machbarkeitsstudie prüfen? Immerhin liegt eine des Fachbüros Vössing, die auch die Unterführung unter der Bahn betrachtete, vor. Geht es um ökologische Aspekte, um Baurecht, um Eigentumsfragen? Die Unterführung wird im Ort, für dessen Bewohner die Teilung durch die Bahnschienen ein großes Problem ist, allgemein begrüßt. Ein Hotel wird auch von den Wirtschaftsbetrieben und der TH Wildau herbeigesehnt. Ein Standort am Stichkanal, so war man sich schon vor mehr als zwei Jahren einig, wäre für alle perfekt. Auch die untere Abfallwirtschafts- und Bodenschutzbehörde hatte seinerzeit die Verfüllung des hinteren Teil des Stichkanals und den Bau der Unterführung als sehr gute Lösung hinsichtlich Altlastensanierung und Wirtschaftlichkeit bezeichnet. Und für den inzwischen viel zu kleinen ALDI-Markt ist die Situation seitdem auch nicht besser geworden. Sowohl die Kunden als auch der Marktbetreiber sind mit den jetzigen Gegebenheiten höchst unzufrieden. So bleibt die Frage: Warum wird ein bereits abgestimmtes und einstimmig beschlossenes Konzept nicht umgesetzt und seit inzwischen über zwei Jahren verzögert? Und wie steht eigentlich die WiWO von heute zum Bearbeitungsstand der WiWO-Pläne von Ende 2019?

TM

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