
Bei den Feierlichkeiten zum Aufstieg des 1.FC Union Berlin spielten Verein und Fans schon mal ganz auf ihre Art in der ersten Liga
Busfahrt durch jubelndes Spalier kann jeder glückstrunkene Sieger. Gleich zweimal Rathausbalkon und händeschüttelnde Bürgermeister, das kriegen schon nicht mehr alle erfolgreichen Recken so einfach hin. Aber einen, ja eigentlich zwei Flüsse zum Kochen zu bringen, das schaffen nur einzig wahre Helden aus dem Berliner Südosten.
Die Spree und auch die Dahme schäumten, als das Schiff „Victoria“– ach was heißt ein Schiff, eine ganze victorianische Flotte – die Mannschaft des 1. FC Union Berlin, des 56. Vereins der 1. Fußball-Bundesliga, am vergangenen Mittwoch nach einem langen Jubeltag endlich „nach Hause“ brachte. Am Zusammenfluss der beiden Flüsse feierten Zehntausende an den Ufern und auf den Brücken den historischen, erstmaligen Bundesliga-Aufstieg ihres Clubs, der seit vielen Jahrzehnten in den Herzen der Menschen zwischen Köpenick und eben auch Königs Wusterhausen seinen Platz hat. So wie sich vor den Toren der Altstadt von Köpenick schon immer die Dahme in die Spree ergießt, so geben vieler Dahmeländer ihr Herzblut scheinbar ebenso seit Urzeiten für den vermeintlichen Underdog in der Nachbarschaft. Eiserne Liebe, die Wogen bedingungsloser Zuneigung, das zeigte sich beim rotweißen Schiffscorso auf dem Wasser, kennen keine Grenzen. Außer die – bleib, wie Du bist, bewahre Deine Seele!
Als die Köpenicker Brücken leuchteten, als die Kirchenglocken läuteten, als die Wasserfontänen der spontanen Begleiterflotte dem Siegerboot einen Ehrenkranz flochten, als es Extrarunden drehte vor der Kulisse der Altstadt, damit auch jeder in der jubelnden Menge auf Tuchfühlung mit der Mannschaft gehen konnte – da war er, der besondere Geist dieses Vereins, der Gänsehaut macht und so gern besungen wird. Als Spieler, Trainer und auch der Vereinsboss – alle selber mit seeligem, breiten Grinsen – ganz ohne Absperrungen das Bad in der Menge schwitzender Leiber nahmen und gefühlte Ewigkeiten für die wenigen Meter vom Schiffsanleger am Luisenhain zum Köpenicker Rathausportal brauchten, da passte wahrlich kein Blatt Papier zwischen Fans und Profis. Das setzte sich genauso fort, da später der offene Mannschaftsbus und die Eskorte der Anhänger die Straßen von Köpenick für Stunden lahm legten und schließlich zum krönenden Abschluss im „Wohnzimmer“ von allen, im Stadion an der Alten Försterei, jeder einzelne Spieler und Betreuer noch einmal lauthals als Fußballgott geadelt wurde. Wird das halten? Zugegeben – seitdem Union ganz real am Aufstieg schnuppert, wurde auch viel gehadert und gezweifelt. Unvergessen das Plakat in der Fankurve vor zwei Jahren: „Scheiße, wir steigen auf!“ Besser kann man die Zerrissenheit zwischen Lust auf Erfolg und Sorge vor dem Ausverkauf der Traditionen gar nicht auf den Punkt bringen.
Aber ehrlich – spätestens seit dem gehaltenen Schuss von Abduallahi in der Nachspielzeit am letzten Zweitliga-Spieltag in Bochum wollte auch der letzte Fan den Aufstieg. Und was hat er nicht jetzt schon an unvergessenen Momenten gebracht. Mit dem Schlusspfiff im Stadion an der Alten Försterei im entscheidenden Relegationsspiel gegen den VfB Stuttgart blieb einfach mal die Zeit stehen. Wenn Papas weinen, Mütter sich ganz gegen ihren sonstigen Modeverstand knallrote, runde Hutkappen aufsetzen und kleine Kinder viel zu große Fahnen schwenken, wenn der Rasen geflutet und zerschnitten wird und sich trotzdem alles in friedliche Glücksseligkeit ergießt – dann kann die Welt so wundervoll sein. Es gibt Momente, da ruft der Mensch eben doch: „Verweile doch, du bist so schön.“ Der KAWE-Kurier sagt dafür im Namen aller Dahmeländer Fans dem 1. FC Union Berlin DANKE und wünscht ALLES GUTE für die 1. Fussball-Bundesliga.
TM