Volleyball-Bundesligist Netzhoppers KW-Bestensee feiert den größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte und zieht ins Pokalfinale ein
Pokalfinale!! Die Netzhoppers stehen im Endspiel um den Pokal des Deutschen Volleyball-Verbandes. Man muss diesen Satz einfach doppelt und dreifach aussprechen und aufschreiben, um wirklich zu glauben, was da am vergangenen Donnerstag geschehen ist. Nach dem entscheidenden Schmetterball von Byron Keturakis zum 26:24 (!!) im Tie-Break des Halfinales gegen WWK Volleys Herrsching sank ein Teil der Spieler zu Boden, anderere knieten und reckten ihre Arme gen Hallendach der Potsdamer MBS-Arena, so als wollten sie einer höheren Macht für diesen größten Erfolg der Vereinsgeschichte danken.
Nein, es war ihr Werk, mit dem sie den kleinen Verein aus dem Dahmeland in einem Drama in fünf Akten, in 136 nervenaufreibenden Spielminuten, nach acht Matchbällen für die eigenen Farben und vier gegen sich in den Olymp des deutschen Volleyballs hoben. Noch auf dem Feld bildete sich ein Knäuel jubelnder Spieler und Verantwortlicher und all die Anspannung entlud sich in einem großen Freudentanz. Ja, Pokalspiele des Volleyball-Bundesligisten Netzhoppers KW-Bestensee sind in dieser Saison definitiv nichts für schwache Nerven. Schon im Achtel- und im Viertelfinale konnte das Dahmeland-Team gegen SWD Powervolleys Düren und beim Pokalverteidiger und Deutschen Meister BR Volleys jeweils einen 0:2-Rückstand noch in einen 3:2-Sieg umwandeln. Dieser sportliche Kraftakt gelang den Brandenburgern nun auch im Halbfinale. Sie drehten erneut die Partie und gewannen wieder mit 3:2-Sätzen (21:25, 26:28, 25:16, 25:22, 26:24). Im Finale am 28. Februar 2021 in Mannheim treffen sie nun auf die United Volleys Frankfurt am Main, die sicherlich etwas überraschend beim VfB Friedrichshafen mit 3:2 gewinnen konnten.
„Ich kann gar nicht glauben, was meine Mannschaft heute geschafft hat. Erneut einen 0:2-Rückstand in einen Sieg umzuwandeln, war einfach nur der blanke Wahnsinn“, sagte ein überglücklicher Netzhoppers-Coach Christophe Achten nach dem Endspieleinzug. „Die ganze Region kann unheimlich stolz auf die Netzhoppers sein, die alles dafür gegeben haben, um das erste Mal in der Vereinsgeschichte ein Pokalendspiel zu erreichen.“ Und die Region ist stolz. Die Bürgermeister von Königs Wusterhausen und Bestensee, die beide das Spiel live verfolgen durften, gehörten zu den ersten Gratulanten. „Obwohl die Halle leer war, gab es eine bombige Stimmung und knisternde Atmosphäre“, erzählt Klaus Dieter Quasdorf später. „Wir sind wahnsinnig stolz, dass wir diesem großartigen Verein seit zehn Jahren in unserer Arena eine Heimstatt bieten und an seiner tollen Entwicklung hautnah teilnehmen können. Wir haben uns noch am Abend nach dem Spiel vorgenommen, in Zukunft noch enger zusammenzurücken.“ Auch Swen Ennullat ist begeistert und wünscht den Netzhoppers fürs Finale: „Go wild! Das war ein typischer Pokal-Fight. Ich gratuliere dem Team und dem ganzen Verein zu diesem großartigen Erfolg. Eine bessere Werbung für unsere Stadt kann es kaum geben.“
Der Spielverlauf dieser denkwürdigen Partie glich einem Krimi. Bis zum 10:10 verlief der erste Durchgang sehr ausgeglichen. Doch dann schafften es die Gäste, sich eine Drei-Punkte-Führung zu erspielen. Ein Ausball von Johannes Mönnich sorgte für den 25:21-Satzgewinn der Oberbayern. Auch im folgenden Abschnitt verlief die Anfangsphase (10:10) wieder ausgeglichen. Mit der Einwechslung von James Jackson, der die zwei Spiele zuvor nicht eine einzige Minute auf der Platte stand, gelang Trainer Achten ein kleiner Schachzug, der sich im weiteren Verlauf der Begegnung auszahlen sollte. Der Kanadier, der vom Trainer nach dem Spiel sogar ein kleines Extralob bekam, sorgte für deutliche Belebung, auch wenn die Netzhoppers diesen Satz noch mit 26:28 abgeben mussten.
Achten appellierte in der Wechselpause an seine Spieler, noch einmal alles reinzuhauen, um doch noch die Wende herbeizuführen. Die Worte des Trainers hatten Wirkung. Die Brandenburger zeigten eine richtig starke Vorstellung, die mit einem deutlichen 25:16 belohnt wurde. Im vierten Abschnitt verwaltete das Achten-Team lange Zeit ein Zwei-Punkte-Führung, so dass am Ende der 2:2-Satzausgleich stand.
Der folgende Tie-Break wird in die Geschichtsbücher eingehen. Er dauerte mit 28 Minuten länger als die Durchgänge eins (26), drei (23) und vier (27). Die Gäste setzten sich zwar frühzeitig mit 4:2 ab, doch nach einem 5:0-Lauf lagen die Netzhoppers mit 7:4 vorn. Die folgenden Minuten waren an Spannung kaum zu überbieten. Kurz vor dem Ende des Tie-Breaks führte WWK mit 12:11, doch beim 15:15 waren die Gastgeber zurück im Geschäft. Ihren achten Matchball nutzten die Netzhoppers dann durch Byron Keturakis, der den Ball mit viel Wut im Bauch erfolgreich in die Herrschinger Hälfte jagte, zum 26:24. Der Rest – Pokalfinale! Herrschings Head-Coach Max Hauser gratulierte sportlich sehr fair: „Es ist verdient, dass die Netzhoppers im Finale stehen. Sie haben drei tolle Tiebreak-Spiele gespielt. Das muss man anerkennen.“
B.Wersinger/ TM