Unüberwindlich wie ein eisiger Winterberg

Ohne Treppensteigen über die Schleusenkammer von Neue Mühle davon träumen viele Fußgänger, die in Königs Wusterhausen zwischen der Kernstadt und den Ortsteilen Niederlehme, Zernsdorf und Kablow regelmäßig unterwegs sein müssen. Die Behelfsbrücke während der Bauarbeiten kann zwar keine generelle Lösung sein, sie ist aber ein Fingerzeig dafür, dass das Problem endlich angegangen werden sollte. Foto: WSA Spree-Havel

Die Schleusenbrücke von Neue Mühle in Königs Wusterhausen ist und bleibt wohl noch eine ganze Zeit ein Ärgernis für Fußgänger

Jetzt kam übers Wochenende auch noch Schnee und Eisesglätte hinzu. Für viele Passanten baut sich so der Treppengang der Schleusenbrücke in Neue Mühle in Königs Wusterhausen vor ihren Füßen damit noch mehr wie ein unpassierbarer Wintergipfel auf. Die durch die laufenden Bauarbeiten gesperrte Fahrbahn, die von gehbehinderten Menschen oft als Ausweich für die steile Gehweg-Über­brückung genutzt wurde, macht die generell unbefriedigende Situation für Fußgänger noch einmal überdeutlich.

Jetzt reibt sich mancher verwundert die Augen, dass über die Schleusenkammer doch eine Behelfsbrücke für die Bauarbeiter gelegt wurde. Beim vom Seniorenbeirat der Stadt organisierten rbb-Bürgergespräch vor Ort im Oktober letzten Jahres wurde von den Veranwortlichen beteuert, dass eine provisorische Fußgängerlösung nicht möglich sei. „Sicher kann der jetzige Übergang aus versicherungstechnischen Gründen nicht für die Allgemeinheit geöffnet werden“, sagt der Landtagsabgeordnete Ludwig Scheetz (SPD) im Gespräch mit dem KaWe-Kurier. „Aber es zeigt ja, dass es doch einen Behelf gibt. Warum hat man nicht intensiver nach einer Lösung für die Öffentlichkeit gesucht?“, fragt er. Er habe sich aus diesem Grund noch einmal an das Wasser- und Schifffahrtsamt gewandt .„Ich habe darum gebeten, dass hier noch einmal wohlwollend im Interesse aller Einwohenr geprüft wird.“ Schließlich seien ja jetzt nicht nur Menschen mit Gehhilfen oder Rollatoren und Eltern mit Kinderwagen betroffen, sondern auch Kinder mit Fahrrädern.

Beim zuständigen Wasser- und Schiffahrtsamt Spree-Havel (WSA) ist aber von einem Behelfs-Übergang auch auf Nachfrage des KaWe-Kuriers weiterhin nicht die Rede. Seit Herbst letzten Jahres wurden zwar umfangreiche Instandsetzungarbeiten durchgeführt. Zum einen seien dies Arbeiten an der Schleusenkammer, zum anderen an der Klappbrücke selbst. Dabei sei man im Plan, so Sprecher Björn Röske. „Die Montage der Brückenklappe erfolgt in der 8. Kalenderwoche“, sagt er, „nach erfolgreichem Probetrieb soll die Brücke am 31. März 2021 für den Verkehr freigegeben werden.“ Insbesondere die alte Brückenklappe war so verschlissen, dass eine Reparatur nicht mehr möglich war. Sie wurde demontiert und verschrottet. An ihre Stelle tritt eine neue Klappe, die speziell von einer Stahlbaufirma angefertigt wurde. Sie wird nun in der letzten Februarwoche per Schiff antransportiert und vor Ort eingebaut. Außerdem wurden bzw. werden noch das vorhandene Portal sowie der Waagebalken instandgesetzt und mit einem neuen Korrosionsschutz versehen.

Aber hinsichtlich der Barrierefreiheit, so teil das WSA Spree-Havel mit, habe man eben keine Veränderung durch die Baumaßnahme herbeigeführt. Die Fahrbahn der Klappbrücke sei weiterhin ausschliesslich für den Straßenverkehr gedacht. Ob es darüber hinaus künftig eine neue Lösung geben kann, ist weiterhin ungewiß. Immerhin stehen das Wasser- und Schifffahrtsamt seit dem Bürgergespräch am Blauen Bus des rbb wieder im schriftlichen Kontakt. Direkte Gespräche habe es zwar aufgrund der Corona-Einschränkungen noch nicht gegeben, seien aber in 2021 vorgesehen.

Mit dem Blick auf diesen neuerlichen Anlauf verweist Prof. Renate Grupe vom Seniorenbeirat KW im Gespräch mit dem KaWe-Kurier auf eine schriftliche Erklärung des zuständigen WSA-Fachbereichsleiter Lars Döring an den Beirat: „Das WSA nimmt das neue Angebot der Stadt an, bezüglich eines Rad- und Fußweges mit Kostenbeteiligung an einer neuen Klappbrücke nochmal zu verhandeln.“ Für die Senioren, so Renate Grupe, sei damit ihr Engagemnent trotz der derzeitigen unbefriedigenden Situation nicht völlig umsonst. Sie würden weiter für eine barrierefreie Schleusenbrücke kämpfen. Ludwig Scheetz bekräftigt, dass auch er für dieses berechtigte Anliegen weiter am Ball bleibt. „Leider haben wir es trotz intensiver Bemühungen noch nicht geschafft, hier eine gute Lösung zu erzielen. Das finde ich sehr bedauerlich, aber ich gebe nicht auf.“ TM