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Ups, der BER kommt ja doch

Verkehrsstudie im Auftrag des Dialogforum Airport Berlin Brandenburg benennt Versäumnisse und formuliert 12-Punkte-Plan

Es ist voll auf den Straßen rund um Schönefeld. „Und es wird noch voller“, sagt Verkehrsplaner Bertram Teschner als Fazit der Studie, die sein Büro SPV-Spreeplan Verkehr GmbH gerade vorgelegt hat. Nachdem die Firma bereits Anfang des Jahres zusammen mit der Industrie- und Handelskammer Cottbus eine alarmierende Verkehrs- und Engpassanalyse zur Flughafenregion zog, ist sie nun noch einmal im Auftrag des BER-Dialogforums aktiv geworden und hat dabei den dringenden Handlungsbedarf weitaus detaillierter untersetzt.

Die vorangegangene Untersuchung basierte vor allem auf den langfristigen Prognosen der Landesentwicklungsplanung. In der jetzigen Zusammenarbeit mit den im Dialogforum vertretenen Kommunen konnten die Verkehrsplaner im Austausch mit den Rathäusern vor Ort noch einmal viel genauer auf die aktuellen Entwicklungen und Erwartungen schauen. „Man muss es so deutlich sagen – vieles von dem, was vor fünf Jahren galt, ist heute längst überholt, obwohl der Flughafen noch nicht einmal eröffnet ist“, sagt der Bürgermeister von Ludwigsfelde Andreas Igel in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des Dialogforums. „Die Bundes- und Landespolitik wollte diesen Flughafen in diesem verdichteten, verflochtenen Ballungsraum. Nun ist sie auch mit in der Verantwortung, das Umfeld für die hier wohnenden und arbeitenden Menschen umwelt- und lebensverträglich zu gestalten.“

Die Studie geht vor Ort davon aus, dass bis 2030 knapp 40000 neue Einwohner und rund 85000 zusätzliche Beschäftigte gegenüber dem jetzigen Ist-Zustand in der Flughafenregion hinzukommen werden. Das habe ein zusätzliches Verkehrsaufkommen von täglich 220000 Fahrten auf der Straße zur Folge. Im öffentlichen Verkehr wird mit einem Zuwachs von 124000 Fahrgästen täglich gerechnet. „Wir stehen nicht vor einer rasanten Entwicklung, sondern wir sind schon mittendrin“, konstatiert Spreeplan-Geschäftsführer Betram Teschner. Der Flughafenbau habe trotz aller Pannen und Verzögerungen längst seine Wirkung entfaltet. Da die Kapazitäten des Straßenverkehrs schon jetzt zu Spitzenzeiten an mehreren Knotenpunkten nicht mehr ausreichen würden und auch die Züge überlastet seien, müsse dringend gegengesteuert werden. Daher formuliert die Studie ein 12-Punkte-Paket, um die Probleme wenigstens mittelfristig in den Griff zu bekommen. „Es sind mindestens zehn Jahre Planungszeit versäumt worden und jetzt sind wir in der Situation – ups, der Flughafen kommt ja doch“, beschreibt der Verkehrsexperte die Lage. „aber trotzdem ist es besser, jetzt zu handeln, als gar nichts zu tun.“

Zu den Forderungen der Studie gehören unter anderem, die Inbetriebnahme der Dresdner Bahn bis 2025 sicher zu stellen oder zur Verlängerung der U7 von Rudow nach Schönefeld, die ausdrücklich begrüßt wird, endlich eine Entscheidung seitens des Bundes und der Länder zu treffen. „Wenn man sie will, muss man mit den Vorbereitungen und Planungen beginnen“, so Andreas Igel, „wenn nicht, muss man sagen, wie man auf anderem Wege die Autos von der Straße holen will.“ Hinsichtlich des Schienenverkehrs müssten auch die Görlitzer und die Anhalter Bahn dafür ausgestattet werden, um erhebliche Angebotserweiterungen zu ermöglichen. Und auch der alte Schönefelder Regionalbahnhof solle keinesfalls aufgegeben werden. Weiterhin wird für den öffentlichen Nahverkehr ein erheblicher Ausbau der Buslinien, sowie eine Anbindung der neu entstehenden Gewerbegebiete gefordert. „Während mit dem Schienenausbau lange Planungszeiten verbunden sind, könnte man beim Busverkehr durchaus schneller zu Ergebnissen kommen, wenn man dies nicht allein den Landkreisen aufbürdet“, sagt Bürgermeister Andreas Igel, der sehr gut über die aktuellen Probleme der kommunale Verkehrsbetriebe im Bilde ist.

Auch die meisten der auf den Straßenausbau gerichteten Forderungen der aktuellen Verkehrsstudie sind nicht kurzfristig umzusetzen. „Aber mit einer optimierten Verkehrssteuerung ließe sich auch schneller der eine oder andere Knotenpunkt entlasten“, sagt Betram Teschner. Manchmal reiche schon die Veränderung eines Ampelintervalls. „Der Wille, etwas zu tun, muss endlich spürbar sein“, ergänzt Andreas Igel. „Das ist das politische Signal dieser Studie, das wir an Bund und Länder senden wollen.“ Zu den langfristigen Erfordernissen zählen laut der Verkehrsplaner sowohl neue Autobahnanschlüsse als auch die Beseitigung von beschrankten Bahnübergängen – beispielsweise in Eichwalde, Wildau oder Königs Wusterhausen. Zusätzliche Park & Ride-Plätze, Radwege und Fahrradstraßen und Radparkhäuser gehören ebenso zum Forderungskatalog. „Im Prinzip sind der neue Flughafen und die Region hinsichtlich des verkehrstechnischen Grundgerüstes gar nicht so schlecht aufgestellt“, sagt Bertram Teschner. „jetzt muss es aber fit gemacht werden für das, was schon da ist und was noch kommt.“ TM

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