Von der Badewiese ins Rathaus

Selbst im Winter ist die Badewiese ein gut besuchter Ort. Fotos: T. Müller
Seit einer Woche ist Jörg Jenoch Bürgermeister von Eichwalde. DT | KaWe-Kurier online

Der Gymnasiallehrer Jörg Jenoch von der Wählerinitiative Eichwalde (WIE) hat sein Amt als Bürgermeister angetreten 

Jetzt ist es ernst geworden für Jörg Jenoch. Nach mehr als viermonatiger Wartezeit seit seiner Wahl im September 2017 führt der 52jährige seit letztem Donnerstag als neuer Bürgermeister die Amtsgeschäfte von Eichwalde.  54,9 Prozent der Eichwalder Wähler stimmten damals für den Gymnasiallehrer und Mitbegründer der Wählerinitiative Eichwalde, die 2003 auf den Plan trat und in die Gemeindevertretung einzog. Sie ging aus einer Bürgerinitiative hervor, die sich erfolgreich gegen die Bebauung der Badewiese an der Lindenstraße wandte. Nun stellt sie den Amtschef.

Die ersten Tage im neuen Job von Jörg Jenoch waren lang – er hat unzählige Gespräche mit den Fachbereichsleitern und Mitarbeitern im Rathaus geführt, sich mit Vertretern aus allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens von Eichwalde und der Region getroffen und erste Einrichtungen der Gemeinde besucht. „Das habe ich mir für die ersten Tage besonders  vorgenommen – zu den Leuten hingehen und ihnen zuhören“, sagt er, „wir sind mit unseren knapp 6500 Einwohnern eine relativ kleine Gemeinde, da sollte direkte Kommunikation nicht so schwer sein.“

Dabei lassen Eichwaldes aktuelle Probleme dem neuen Amtschef, der seit vielen Jahren als Gemeindevertreter in den Mühen des politischen Tagesgeschäftes drin steckte, gar nicht viel Zeit zum Eingewöhnen. Schon in diesem Monat steht die schwierige finanzielle Lage des Ortes und mit ihr der Beschluss des Haushaltsplans 2018 ganz oben auf der Tagesordnung. Die neuen Entwürfe des Zahlenwerkes werden sowohl im Hauptausschuss (13. Februar) als auch in der Gemeindevertretersitzung (27. Februar) vorgelegt. „Ich denke, es ist jetzt solide und tragfähig gerechnet“, sagt Jörg Jenoch, „mit der Konsequenz, dass es in diesem Jahr weniger Investitionsspielraum geben gibt. So um die 600000 bis 800000 Euro stehen zur Verfügung. Aber es gibt keine neue Kreditaufnahme. Ich betrachte den aktuellen Haushalt als eine Art Übergangslösung, um dann für das nächste Jahr mit den Gemeindevertretern eine Grundlage zu schaffen, die zeigt, wohin die Reise gehen kann und soll.“

Jörg Jenoch hat zum Beispiel im Wahlkampf dafür  geworben, dringende Aufgaben gemeindeübergreifend mit den Nachbarkommunen anzugehen. „Ich werde ganz schnell meine Kollegen besuchen, um mit ihnen zu erörtern, wo sie Möglichkeiten zur Zusammenarbeit sehen.“ Dabei schließt er nicht nur Zeuthen und Schulzendorf, sondern auch Wildau, also den alten ZEWS-Gedanken, ausdrücklich in seine Überlegungen ein. Braucht es zum Beispiel wirklich in allen Gemeinden einen IT-Sachbearbeiter? Wie kann man noch besser als geschlossene Einheit gegenüber Flughafen, Land oder Kreis auftreten? Jörg Jenoch wird sich zum Beispiel auch sehr schnell darum bemühen, zusammen mit Zeuthen  einen gemeinsamen Schulneubau auf der Gemeindegrenze zu besprechen. „Wir haben in Eichwalde eine Variante für einen Schulanbau vorliegen,“ sagt er, „aber wenn in Zeuthen Interesse besteht, würde ich gern eine entsprechende  gemeinsame Neubau-Variante als Vergleichsmöglichkeit erarbeiten lassen. Ähnlich möchte ich auch bei der Lösung des Kita-Problems vorgehen. Ich kann nichts beschließen, aber ich möchte Anregungen geben, neue Wege zu denken.“

Als Vorsitzender des Heimatvereins von Eichwalde und Organisator des Rosenfestes hat Jörg Jenoch bewiesen, dass er auf  Menschen zugehen und sie im Interesse eines Eichwalder Wir-Gefühls auch einbinden kann. Er will sich auch daran messen lassen, dass die Verwaltung wirklich mehr Verantwortung übernimmt für die Unterstützung von Gewerbe und Handel – zum Beispiel im Zentrum auf der Bahnhofstraße und dem Marktplatz. „Es gibt Ideen von Ladenbesitzern und Marktbetreiber, da mehr Leben rein zu kriegen, für die ich mit der Verwaltung die Voraussetzungen schaffen will.“ Die Gemeinde werde künftig auch das ehrenamtliche Engagement im Ort, das für ein durchaus florierendes kulturel­les und soziale Leben sorgt, stärker würdigen. „Wir sollten nicht nur einen Tag des Ehrenamtes einführen, sondern auch darüber reden, ob ehrenamtlich arbeitende Vereine und Verbände gemeindeeigene Räume nicht doch gebührenfrei nutzen können“, sagt der Gemeindechef – wohl wissend, dass das bei klammen Klassen kein leichtes Unterfangen ist.  Aber wenn Jörg Jenoch zu seinem liebsten Platz im Ort, dem Ufer am Zeuthener See auf der Badewiese, geht und sieht, wie dort selbst im Winter Kinder spielen und Enten schnatternd unter dem Rutschenturm hindurch ziehen, dann weiß er, dass man mit Hartnäckigkeit und Überzeugungskraft doch etwas gestalten kann.

TM

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