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Freitag, Dezember 8, 2023
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Wärme und Geborgenheit für den Winterschlaf

In der Igelrettungsstation von KW bekommen kleine stachlige Gesellen,
die auf Hilfe angewiesen sind, jetzt wieder ein Obdach bis zum Frühjahr

„Ach, herrjeh, ist der noch klein“, sagt Britta Herter beim Blick auf den jüngsten Neuankömmling in der Igelrettungsstation von Königs Wusterhausen. Ihre Kollegin Cathrin Paschke hat den Igelwinzling, der sich gerade in seinem kleinen Stall vorsichtig an den bereitgestellten Futternapf heranwagt, gerade erst gewogen und nickt. „Ja, der hat gerade mal 111 Gramm“, sagt sie. „Ich werde ihm wohl noch einen zweiten kleinen Freund ins Gehege setzen, da können sie sich ein bisschen gegenseitig wärmen.“

Wenn man den beiden Frauen bei der Arbeit auf dem Gelände des Arboretums in der Erich-Weinert-Straße neben der Gesamtschule zusieht und zuhört, dann wird einem tatsächlich auch gleich warm ums Herz. Rund 30 Tiere haben sie derzeit in den Gattern ihres auf 20 Grad gewärmten Überwinterungsraumes zu Gast. Und jedes einzelne wird mit Behutsamkeit umsorgt und gepflegt, damit es noch bis zum Winterschlaf ab November ordentlich zulegt. Es sind alles untergewichtige, kränkelnde oder auch verletzte Igel, die von aufmerksamen Menschen aus der Umgebung gebracht werden. Die meisten werden im Garten oder auf einer Wiese im öffentlichen Straßenraum gefunden und brauchen Hilfe. In der Igelstation bekommen sie Futter oder auch Medikamente, Wärme und eine artgerechte Unterbringung in einem Gatterbau für bis zu 80 Igel. Sie werden von den Tierpflegern regelmäßig begutachtet und gesäubert, täglich mit verschiedenen Mischungen an Katzenfutter, auch mal mit einer Portion Rührei oder einem Stückchen abgekochten Hühnchen versorgt und einmal pro Woche gewogen. Ideal ist, wenn sie dabei so um die 70 bis 100 Gramm zunehmen. „Das ist wichtig, damit sie über genug Energiereserven verfügen, um über die kalte Jahreszeit zu kommen und dann im Frühjahr wieder ausgewildert werden zu können“, erklärt Cathrin Paschke. Auf um die 500 Gramm will sie zusammen mit der Leiterin und Begründerin der Station Britta Herter und dem derzeitigen Helfer im freiwilligen Jahr Sven Ole Schulze aus Zeuthen die stachligen Gesellen aufpäppeln.

Das gelingt in den meisten Fällen ganz gut, so dass dann ab März, April des nächsten Jahres die Igel den umgekehrten Weg gehen können. „Wir haben eine Liste von vielen Paten aus der ganzen Region und bis nach Berlin hinein, die ein Tier wieder abholen und es bei sich in die Natur entlassen“, sagt Britta Herter, die in der benachbarten Schule Biologie- und Chemielehrerin ist. So wird die Station natürlich auch für die pädagogische Arbeit mit Kindern oder die Beratung von Erwachsenen intensiv genutzt. Besonders schön ist es für die Igelretterinnen, wenn sich auch Leute Tipps abholen, um selber ein Tier über den Winter zu bringen.

Zwischen ihrer Arbeit an den Igelställen muss Cathrin Paschke, die über die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Regionalverband Dubrow, den Träger der Einrichtung, eine 30-Stunden-Stelle finanziert bekommt, in diesen Tagen immer wieder zum klingelnden Handy greifen. Gerade hatte sie die Besitzerin eines Berliner Pferdehofes an der Strippe, die ein Fundtier selber versorgen möchte und gern noch ein, zwei weitere Igel aus der Station übernimmt. „Das ist naürlich ein Idealfall, denn unsere 80 Plätze werden sich jetzt schnell füllen“, sagt Cathrin Paschke. „Über solche Angebote freuen wir uns daher besonders.“ Zudem entlastet es auch das arg begrenzte Budget der Station, die sich ausschließlich aus Spendengeldern finanziert. So sind Zugaben für die Kosten von Futter, Medikamenten oder verschiedenste Materialien immer gern gesehen und helfen dabei, den einen oder anderen Igel mehr ein Leben in der freien Natur zu ermöglichen. Grob geschätzt sind pro Igel rund 100 Euro für die Zeit in der Station nötig.

Cathrin Paschke schaut noch einmal in alle Igelverschläge. Hier schmatzt einer ohne Scheu an seinem mit Haferflocken versetzten Katzenfutter, da streckt einer nur ganz schüchtern die Nase aus seiner aus Streu gebauten Burg. Oft haben sich die kleinen Tiere ganz versteckt. Aber es ist auch zu sehen, wie sich zwei aneinander kuscheln. Die Futternäpfe sind alle noch gut gefüllt. Für heute kann die fürsorgliche Igelkümmerin ihre Schützlinge in den Abend und in die Nacht entlassen.

TM

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