Der neu gegründete Wanderverein Dahme-Seenland organisiert einen 100-Kilometer-Marsch auf Fontanes Spuren
Wenn der märkische Dichtersmann und Wanderfreund Theodor Fontane und der Wildauer Wanderwegewart Norman Siehl zur gleichen Zeit gelebt hätten, dann wären sie sich ganz bestimmt auch einmal begegnet auf ihren Streifzügen durch Wald und Flur, entlang der Seen und Flüsse im Dahme- oder im Fläminger Land. Sie hätten sicherlich angeregt geplaudert übers Entdecken und Meditieren während des Laufens auf sandigem Grund. Und wäre dann die Sprache darauf gekommen, dass es auch reizvoll ist, 100 Kilometer am Stück – sozusagen in einem Ritt – zu marschieren, dann hätte der Literat vielleicht staunend, aber doch verständnisvoll genickt. Hat er doch nur allzu gut gewusst, dass des Menschen Himmelreich ein weites Feld ist.

In diesem weiten Feld menschlicher Herausforderungen und Prüfungen, von Lust und Müh schlägt der 46jähre selbständige Ingenieur für regenerative Energien Norman Siehl mit Freunden und Partnern nun ein weiteres Kapitel auf. Sie haben für das letzte Märzwochenende die 24-Stunden-Wanderung „Fontane 200“ organisiert. Im großen Jubiläumsjahr des Autors – Brandenburg begeht in diesem Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen und Würdigungen den 200. Geburtstag von Theodor Fontane – werden Frauen und Männer aus ganz Deutschland einen Tag und eine Nacht lang auf dem zum Teil neue gestalteten Fontane-Weg zwischen Wildau und Teupitz unterwegs sein.
Zu diesem Zweck haben die Wander-Enthusiasten um Norman Siehl den Wander-Verein Dahme-Seenland gegründet, der generell das Wandern in der Region populärer machen und regelmäßige Gemeinschaftserlebnisse initiieren möchte. Den Auftakt bildet nun dieser außergewöhnliche Ausflug auf Fontanes Spuren, der zusammen mit der Technischen Hochschule Wildau und dem Tourismusverband Dahme-Seen veranstaltet wird. Drei Strecken von 25, 50 und 100 Kilometern sind vorbereitet, wobei sich alle Teilnehmer letztlich vereinen und gemeinsam ins Ziel auf dem Campus der Wildauer Hochschule laufen sollen. „Wandern verbindet, wandern motiviert, wandern macht den Kopf frei und öffnet Räume für neue Blicke nach innen und nach außen, das ist der tiefere Sinn unseres Experiments“, sagt Ideengeber Norman Siehl, der schon über einige Erfahrungen mit den Marathonstrecken verfügt. Landauf, landab gibt es schon einige 24-Stunden-Events, an denen er seit einigen Jahren regelmäßig teilnimmt. „Es geht nicht um Geschwindigkeit oder darum, der Erste zu sein, es geht darum anzukommen, innerhalb dieser 24 Stunden die 100 Kilometer zu schaffen“, erklärt er.
Zum einen liege der Reiz natürlich darin, sich einem Extrem zu stellen, ein gesetztes Ziel zu erreichen. „Aber man läuft schon mit offenen Augen und Sinnen, kann die Landschaften im Wechsel der Tageszeiten zwischen Morgendunst und Abenddämmerung genießen“, sagt Norman Siehl. Und wenn es dunkel wird, dann knipsen die Nachtwanderer einfach ihre Stirnlampen an und hören in der Stille der Finsternis umso besser in den Wald und natürlich auch in den eigenen Körper hinein. Geschlafen wird unterwegs nicht. Aber da man in der Regel einen „Fünfer-Schnitt“ über Stock und Stein läuft, das heißt, fünf Kilometer pro Stunde absolviert, bleibt genug Zeit für Erholungspausen.
Anliegen des langen Riemens im Dahmeland sei es nun, dass möglichst viele Menschen gemeinsam ihr Ziel erreichen. „Diejenigen, die die 50 Kilometer und die 25 Kilometer absolvieren, werden auf halber bzw. nach Dreiviertel der Strecke dazu stoßen, damit sie den Langstrecklern noch einmal neue Kraft geben können“, beschreibt Norman Siehl die Intention des Unternehmens, wirklich als Gruppe bestehen zu wollen. Die Teilnehmerzahl ist für diese Auftaktveranstaltung zunächst auf 100 Frauen und Männer begrenzt, die sich möglichst jeweils zu einem Drittel auf die drei unterschiedlichen Strecken verteilen sollen. „Die Resonanz ist großartig“, sagt der Organisator, „obwohl wir bislang kaum Werbung gemacht haben, verzeichnen wir schon über 80 Anmeldungen.“ Auch für den langen Kanten über 100 Kilometer haben sich schon über 20 Ausdauer-Wanderer registriert. „Wir haben unterwegs genügend Pausen- und Verpflegungspunkte, wir werden eine medizinische Betreuung vor Ort haben, bieten einen Shuttleservice für etwaige Austeiger an – niemand wird einfach so auf der Strecke zurückbleiben“, versichert der Wildauer Familienvater, der auch schon mal ganz gern seinen Arbeitsweg von rund 20 Kilometern auf Schusters Rappen absolviert. TM