Verkehrspolitischer Rundgang der Bündnisgrünen in Eichwalde
Verkehrswende, Taktverdichtung bei der Bahn, Bahnübergänge, Ausbau der Radwege-Infrastruktur – an Themen mangelte es nicht beim verkehrspolitischen Spaziergang in Eichwalde, zu dem jüngst die Bündnisgrünen um die Fraktionsvorsitzende in der Eichwalder Gemeindevertretung Andrea Lübcke einluden. An dem Rundgang nahmen etwa 30 interessierte Einwohnerinnen und Einwohner von Eichwalde und Zeuthen teil, darunter auch Bürgermeister Jörg Jenoch von der Wählerinitiative Eichwalde (WIE), Reinhard Kähler (Vorsitzender ADFC Königs Wusterhausen), die Kämmerin von Eichwalde Karolin Langner sowie GemeindevertreterInnen der Gemeinden Zeuthen, Eichwalde und Schulzendorf.
Schon zu Beginn des Rundgangs wurde deutlich, dass die Mobilitätswende in Eichwalde ein wichtiges Thema ist. Die TeilnehmerInnen zeigten sich beeindruckt von den bereits vorhandenen Fahrradabstellmöglichkeiten im Bahnhofsumfeld. Mit dem Abschluss der Bauarbeiten am S-Bahnhof Eichwalde soll das Bike-and-Ride-System zur noch besseren Fahrradanbindung ausgebaut werden. Fördermittel sind dafür beantragt. Die Radwege selbst müssten aber noch deutlich ausgebaut werden. „Perspektivisch sieht der Nationale Radverkehrsplan vor, dass Kommunen jährlich 30 Euro pro Einwohner für die Förderung des Radverkehrs einsetzen“, erklärte Reinhard Kähler vom ADFC. „Dies fordert große Anstrengungen der Kommunen, wird aber zu sicheren Wegen nicht nur für Schulkinder führen.“
Beim Rundgang vom Bahnhof Eichwalde zum Bahnübergang Friedenstraße wurde ein gravierendes Problem von Eichwalde angesprochen: Die Bahnstrecke zerschneidet den Ort. Davor dürfe man nicht die Augen verschließen. „Verkehrswende bedeutet unter anderem, dass es ein attraktiveres Bahnangebot geben muss“, betonte Andrea Lübcke. „Dafür braucht es eine Taktverdichtung bei S-Bahn und Regionalverkehr. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass die Bahn-Schranken noch häufiger unten bleiben werden.“ Aktuell sind die Schranken in der Eichwalder Friedenstraße etwa 28 Minuten pro Stunde am Übergang geschlossen. In Zeuthen sind es sogar 40 Minuten pro Stunde. In Zeuthen ist auch der Busverkehr besonders betroffen.„Wir müssen verhindern, dass aufgrund langer und wiederholter Wartezeiten an den Schranken die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Mobilitätswende sinkt. Zumal davon ja alle VerkehrsteilnehmerIinnen betroffen sind – von der Radfahrerin über den Fußgänger bis hin zu Autofahrern“, so die Grünen-Politikerin weiter. „Wir brauchen eine Lösung, die alle mitnimmt.“
Ein neuer Übergang ohne Schranken müsste geschaffen werden. Doch wie genau kann der Bahnübergang an der Friedensstraße gewährleistet werden: mit Tunnel, Brücke oder Trog? Bürgermeister Jörg Jenoch wies auf die Probleme einer Brückenlösung hin: Für mobilitätseingeschränkte Menschen würde die lange Steigung ein echtes Problem werden, die Feuerwehrzufahrt für einzelne Häuser wäre nicht mehr gegeben. Er gab auch zu Bedenken, ob eine solche niveaufreie Querung unter Umständen nicht sogar noch mehr Verkehr zum Beispiel von Kiekebusch, wo sich das Amazon-Verteilzentrum befindet, oder von Grünheide mit dem Tesla-Werk anzieht. Die Teilnehmer des Spaziergangs äußerten auch die Sorge, dass die Bahn nicht die beste, sondern einfach die billigste Variante beim Bahnübergang wähle und die Gemeinde nicht mitreden dürfe.
Auch der immer wieder von Landesebene ins Gespräch gebrachte Ausbau zu einer ICE-Strecke führt in Eichwalde nicht zu „Begeisterungsstürmen“. Ob der ICE jedoch wirklich kommt, stehe noch in den Sternen, informierte Heide Schinowsky, Strukturwandelexpertin der Lausitzer Bündnisgrünen. „Die Landesregierung hat den Bahnausbau erstmal unter Vorbehalt gestellt und begründet dies mit offenen Finanzierungsfragen.“ Die Lausitz soll im Rahmen des Strukturwandels besser an die Metropole Berlin angeschlossen werden. Mehr sei derzeit noch nicht bekannt, sagte sie. „Egal ob ICE oder nicht. Eine Taktverdichtung im Regionalverkehr der Bahn wird kommen müssen, und dann stellt sich auch die Frage mit den Bahnübergängen“, betonte aber Andrea Lübcke. Allein im Raum Berlin-Grünau bis Königs Wusterhausen gibt es sechs Bahnübergänge. Bis an die Landesgrenze zu Sachsen kommen dann noch einmal 29 Bahnübergänge dazu. „Wir brauchen endlich Klarheit vor Ort, was nun wirklich geplant ist. Da ist die Landesregierung in einer Bringschuld“, so die Eichwalder Grünen-Fraktionsvorsitzende.
RED / PI Bündnis 90/ Die Grünen