Der bisherige Stadtverordnete von der Fraktion Bürger für Wildau/Grüne Frank Nerlich wurde Sieger der Stichwahl und zieht nun ins Volkshaus ein
Frank Nerlich ist neuer Bürgermeister von Wildau. Bei der Stichwahl am vergangenen Sonntag setzte er sich überraschend klar gegen Prof. Dr. Lázló Ungvári durch. Der Einzelkandidat Nerlich, der von der Fraktion Bürger für Wildau/ Grüne in der SVV Wildau unterstützt wurde und für diese auch seit 2019 in der SVV sitzt, erhielt 54,7 Prozent der abgegebenen Stimmen.
Auf den Einzelkandidaten Lázló Ungvári, der große Sympathien bei der Bürgerinitiative Demokratie und Transparenz in Wildau genoss und unter anderem auch eine Wahlempfehlung der Linken von Wildau hatte, kam auf 45,3 Prozent der Stimmen. Prof. Ungvari, der ehemalige langjährige Präsident der Technischen Hochschule Wildau, war bei der ersten Wahlrunde mit fünf Bewerbern noch der klare Sieger. Frank Nerlich lag da noch auf Platz 2. Da in diesem ersten Wahlgang keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht hatte, musste nun die Stichwahl entscheiden. Die Wahlbeteiligung betrug 45,1 Prozent und lag damit noch unter der des ersten Wahlganges. Frank Nerlich liegt dabei in 7 der 8 Stimmbezirke deutlich vorn, lediglich in der Schwarzkopff-Siedlung konnte Prof. Lázló Ungvári eine Mehrheit erzielen. Auch bei den über 1300 Briefwählern hatte der neue Gemeindechef Frank Nerlich ein klares Plus.
Die Bürgermeisterwahl von Wildau und die nunmehrige Entscheidung ist das Ergebnis eines langen Prozesses für einen Neustart in Wildau, der insbesondere durch die Bürgerinitiative Transparenz und Demokratie angeschoben wurde. Ein von ihr initiiertes Bürgerbegehren und ein darauf folgender Bürgerentscheid gegen die seit 2019 im Amt befindliche Bürgermeisterin Angela Homuth, der unter anderem Intransparenz und ein inkompetenter politscher Führungstil vorgeworfen wurden und die sich auch mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert sah, führten Anfang April dieses Jahres zur Abwahl der bisherigen Bürgermeisterin. Damit war der Weg für Neuwahlen frei.
Trotz seiner Niederlage verspricht Prof. Dr. Lázló Ungvári, weiter für die Wildauer da sein zu wollen. „Ich gratuliere Herrn Nerlich, wir hatten immer ein faires Verhältnis zueinander, darüber bin ich sehr froh“, sagt er. „Ich biete ihm meine Untertützung an. Aber ich werde mich auch außerparlamentarisch in der Bürgerinitiative engagieren. Wir haben schon viel erreicht für Wildau. Wir haben eine viel wachere Demokratie und wir werden auch genau hinschauen, dass es ein Zurück zu den alten Strukturen nicht gibt.“
Dem neuen Bürgermeister Frank Nerlich kommt nun die schwierige Aufgabe zu, die zerstrittenen Lager in der SVV von Wildau aufeinander zuzuführen, um viele liegen gebliebene und blockierte Projekte im Ort wie die Schulerweiterung und die ausreichende Versorung mit Kitaplätzen wieder in die Spur zu bringen. Gleichzeitig steht die Herausforderung an, wie insbesondere in Zusammenarbeit mit den Wohnungsunternehmen bezahlbare Miet- und Energiepreise erreicht werden und wie städtebauliche Fragen rund um die Sanierung des Stichkanals, die Etablierung eines Nahversorgungszentrums und die noch immer kontrovers diskutierten Entwicklungen am Dahme-Ufer Nord gelöst werden.
Gegenüber dem KaWe-Kurier nennt Frank Nerlich denn auch den Um-und Ausbau der Schule, die Sicherung des Wildorado und das Weiterschreiben am Masterplan zu Wildaus Stadtentwicklung, der 2014 zum letzten Mal ernsthaft auf der Tagesordnung stand, als wichtige erste Amtshandlungen. Er kündigt an, dass er am nächsten Montag seinen Posten im Rathaus antreten werde. Schon zum Stadtfest am Sonnabend wolle er sich aber mit ein paar Worten den Besuchern vorstellen. Anschließend werde er im Rathaus zunächst mit möglichst allen Mitarbeitern das Gespräch suchen. „Ich möchte, dass wir uns gegenseitig den Rücken stärken, nur so können wir die komplizierten Aufgaben lösen“, sagt er. Mit der gleichen Einstellung werde er auch in die SVV gehen, die bereits in der nächsten Woche wieder zusammen kommt. „Ich werde den respektvollen Austausch suchen und für ihn auch unter den Abgeordneten werben“, erklärt er. „Und ich werde dafür sorgen, dass die Öffentlichkeit noch viel mehr an dem teilhaben kann, was wir besprechen.“ TM