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Dienstag, September 26, 2023
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Willste mir smashen?

Sprache ändert sich. Vor allem die Jugendsprache. Sagte man ganz früher: „Willst du mit mir gehen?“ hieß es später dann schon eindeutiger „Wollen wir poppen?“ oder etwas umgangssprachlich-obszön “Haste Lust zu bumsen? Oder auch „Wollen wir f…“ Heute sagt die Jugend angeblich „Willst Du mit mir smashen?“ Was wohl das gleiche bedeutet. Aber wer sagt das? „Smash“ ist das Jugendwort des Jahres. Seinen Ursprung hat das Wort in einem Datingspiel fürs Smartphone, wo man Personen nach den Prinzipien „smash or pass“ als, sorry, aber in der Jugendsprache heißt das so, fickbar oder nicht fickbar bewertet. Es stammt wie so viele andere Wörter der Jugendsprache aus dem Englischen. „Smash“ setzte sich bei einem Voting des Langenscheidt-Verlags unter Jugendlichen mit 43 Prozent der Stimmen klar durch. Auf dem zweiten Platz folgt „bodenlos“ (mies, unglaublich schlecht) mit 33 Prozent, an dritter Stelle liegt „Macher“, also die Bezeichnung für jemanden, der Dinge ohne Zögern umsetzt (24 Prozent), der etwas anpackt. Doch smashen ist ein Paradoxon: immer mehr Sexualisierung in der Öffentlichkeit und immer weniger Sex im Privaten. So jedenfalls Untersuchungen. Und dadurch, dass jedes Schulkind mit dem Handy Zugang zu Sex- oder Pornoseiten hat, gibt es völlig unreale Vorstellungen von der an sich schönsten Sache der Welt. So gilt für manchen Jugendliche der „blowjob“ längst als Voraussetzung für normalen Sex. Seit 2008 veröffent­licht der Verlag Langenscheidt das Jugendwort des Jahres – damals siegte „Gammelfleischparty“. In den folgenden Jahren waren es u. a. Babo – Boss, Chef:in, fly sein – besonders abgehen, Smombie – eine Zusammensetzung aus Smartphone und Zombie, es folgten „dann läuft bei dir“ – was hieß: Du hast es drauf! Cool! Für Aufsehen sorgte das Jugendwort des Jahres 2021. Damals hatte Tagesschau-Sprecherin Susanne Daubner das damalige Jugendwort des Jahres „Cringe“ in staatstragendem Ton so erklärt: „Cringe“ ist das Gefühl, das Sie haben, wenn ich den folgenden Satz sage: „Digga, wie fly ist eigentlich die ‚Tagesschau‘, wenn sie mit Jugendwörtern flext. Läuft bei dir – ARD.“

Ob smashen Teil der jugendlichen Alltagssprache wird, darf bezweifelt werden. Aber „Willste mir smashen?“ ist erstmal unverfänglich. Und „Smash dich doch!“ klingt zumindest freundlicher als „F… dich“.

Und überhaupt.

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