Das Bild von der EWE hat sich grundlegend gewandelt. War es in den 1990er und 2000er Jahren noch die Gas- und die Stromversorgung der Haushalte, kamen dann die Telekommunikation als komplexe Lösungen für Haushalte und auch Kommunen hinzu. Und war es bisher EWE- Standard, Neubaugebiete mit Gasanschlüssen zu versorgen, wird sich das in den kommenden Jahren auch ändern. Stattdessen setzt EWE in Quartieren auf klimaneutrale Energielösungen. Der Fokus der Zusammenarbeit liegt auf der Entwicklung von Quartierslösungen mit Wärmepumpen, welche die zentral gewonnene erneuerbare Energie, zum Beispiel aus Erdwärme, nutzen und über ein kaltes Nahwärmenetz verteilt. Das kommt den vielen Besitzern kleiner Grundstücke im Speckgürtel um Berlin und im Dahmeland entgegen. So können auch eng bebaute Siedlungen regenerative Wärme und auch Kälte nutzen, ohne auf dem eigenen Grundstück Erzeugungstechnik installieren und eine Energiequelle erschließen zu müssen. Wichtig sei aber nach wie vor der Erhalt des Gasnetzes, um die Infrastruktur zukunftsfähig zu machen: „Auch zukünftig muss Energie zu den Verbrauchern transportiert werden. Eine ausschließliche Energieversorgung über das Stromnetz, vor allem im Bestand, wird auf absehbare Zeit kaum möglich sein. Daher spielt das Gasnetz für die Klimawende weiterhin eine wichtige Rolle und ist auch die Basis für den Transport und die Speicherung von klimaneutralen Gasen.“ So der EWE-Vorstandsvorsitzende Stefan Dohler im Gespräch mit dem KaWe-Kurier. EWE habe in der Vergangenheit bereits frühzeitig auf alternative und nachhaltige Energieerzeugung gesetzt und geht diesen Weg nun konsequent weiter. Alles dem Ziel untergeordnet, bis 2035 klimaneutral zu sein, sagt Dohler auf der EWE-Jahrespressekonferenz des Unternehmens in Strausberg. Im Mittelpunkt stehe Versorgungssicherheit und Klimaneutralität. „Der Energiemarkt ist derzeit sehr starken Turbulenzen ausgesetzt. Die Energiepreise haben sich im letzten Jahr bereits vervielfacht und dadurch 39 Energieanbieter zur Geschäftsaufgabe gebracht. Wir haben als Grundversorger mehrere zehntausend Kunden zusätzlich aufgenommen und dafür gesorgt, dass es in den Wohnungen und Häusern hell und warm bleibt. Das hat uns aber auch zu weiteren Preisanpassungen gezwungen.“ EWE verzeichnet weiterhin Kundenzugänge und kaum Kundenverluste, da viele Kunden Dohler zufolge offensichtlich auf Sicherheit und damit auf etablierte Grundversorger setzten und die Preise bei EWE vergleichsweise günstig seien. „Daher müssen wir weiterhin auch für diese Kunden zu derzeit hohen Kosten am Markt einkaufen und dies in unseren Preisen berücksichtigen. Zusätzlich verschärft die aktuelle Lage mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine die Preissituation“, ergänzt Stefan Dohler. Um die kurzfristige Versorgungssicherheit zu gewährleisten, hat EWE vorsorglich im Herbst des vergangenen Jahres zusätzliche Mengen Erdgas eingespeichert. Es ist nicht absehbar, ob Russland die Gaslieferungen weiter drosselt. Aktuell laufen die Vorbereitungen für den nächsten Winter und die EWE-Erdgasspeicher u.a. in Rüdersdorf werden laufend gefüllt. Derzeit haben diese einen Füllstand von 71 Prozent, mit Erdgas von EWE und anderen Speicherkunden. Der Bundeschnitt aller deutschen Speicher liegt aktuell bei 55 Prozent.
Teil der langfristigen Lösungen ist die Wärmewende. Derzeit ist Erdgas wesentlicher Energieträger für Wärme. „Wir müssen unsere Wärmesysteme umbauen, uns vom reinen Heizen mit Erdgas lösen und auch hierfür verstärkt grünen Strom nutzen“, verdeutlicht Stefan Dohler. „In allen Bereichen ist unser Unternehmen derzeit intensiv engagiert. Wir bauen massiv Windkraftanlagen an Land aus. Allein in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wollen wir in den nächsten drei Jahren sieben Windparks bauen. Das Wasserstoff-Speicherprojekt im Brandenburgischen Rüdersdorf spielt eine wichtige Rolle, Wasserstoff soll in Hohlräumen unter der Erde sicher gelagert werden. Mit grünen Energielösungen macht EWE nicht nur Privathaushalte zukunftsfit. Die Nachfrage nach Ladeinfrastruktur, Photovoltaikanlagen und Energiespeichern nimmt Dohler zufolge stetig zu. In Brandenburg sind beispielsweise kürzlich 32 EWE Go-Ladepunkte am Tropical Islands in Betrieb gegangen(Foto). Für den zuverlässigen Betrieb der Wärmeanlagen und Wärmenetze sorgt die Konzern-Tochter EWE NETZ. Jörg Wieczorke, Leiter der Region Brandenburg/Rügen von EWE NETZ: „Beim Ausbau der Gas-Infrastruktur hat EWE NETZ im vergangenen Jahr vor allem die nach wie vor hohe Nachfrage nach Gashausanschlüssen bedient. Wie im Vorjahr haben wir rund 3.000 Anschlüsse vor allem im Berliner Umland installiert. Die Umstellung auf alternative Technologien, vor allem im Gebäudebestand, wird noch viele Jahre dauern. Deshalb wird Erdgas auch längerfristig noch eine Rolle spielen. Unsere Aufgabe als Netzbetreiber ist es, die Gasinfrastruktur weiterhin aufrecht zu erhalten und den gewohnt sicheren Betrieb zu gewährleisten, so lange Kunden Gas benötigen.
UR;EWE/F: EWE; ENVATO