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Wir sagen „Tschüss!“

Fast 27 Jahre lenkten Werner und Marlies Lieckefett die Geschicke der WKW.
Nun gehen sie in den Ruhestand. Im Gespräch mit dem KaWe-Kurier ziehen sie Bilanz.

Frau und Herr ­Lieckefett, Sie wurden beide vor wenigen Wochen in Ihren wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Zuvor haben Sie von der Gründung an das Unternehmen WKW geleitet. Können Sie sich noch daran erinnern, was Sie Anfang der 90er Jahre hier vorfanden?

Marlies Lieckefett: Ich war bereits vor der Wende – also ab 1987 – bei der städtischen Wärmeversorgung hier in ­Königs Wusterhausen, die damals noch zum Energiekombinat Potsdam gehörte, tätig. Mein Arbeitsgebiet als Betriebsingenieurin war damals der Betrieb der Kohleheizwerke.

Werner Lieckefett: Ich war ebenfalls zur Zeit der Wende beim Energiekombinat und dessen Nachfolgeunternehmen, der MEVAG, in Potsdam tätig. Meine Aufgabe war es, für die marode Fernwärmeversorgung im Bezirk Potsdam zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln, unter anderem auch für Königs Wusterhausen. Anfang der 90er Jahre bin ich dann nach KW gekommen. Was wir hier vorfanden, waren zwei riesige Kohleheizwerke und ein teilweise oberirdisch verlegtes Fernwärmenetz. In der Fernwärmeversorgung arbeiteten damals sage und schreibe 72 Beschäftigte. Das alles zusammen waren eher schlechte Voraussetzungen, um hier eine moderne Energie­versorgung aufzubauen.

Was heißt das konkret?

Werner Lieckefett: Für uns stellte sich ganz konkret die Frage: Wie geht es hier weiter? Eines war uns klar: Wie bisher jedenfalls nicht! Kohle war für uns keine Zukunftsoption. Die zweite Frage, die sich uns stellte, war: Was machen wir mit dem bestehenden Fernwärmenetz? Stellen wir es ein oder halten wir daran fest? Schließlich reifte bei uns der Entschluss, am Fernwärmenetz festzuhalten, aber statt der Kohle als Energieträger auf Erdgas zu setzen.

Aber mit 72 Beschäftigten wäre eine den marktwirtschaftlichen Bedingungen entsprechende effiziente Energieversorgung ja wohl kaum möglich gewesen.

Werner Lieckefett: Das ist zweifellos richtig. Eine wesentliche Aufgabe lag darin, alle Mitarbeiter, in Kooperation mit der MEVAG, in zukunftsfähige Jobs zu vermitteln, was uns auch gelungen ist. Die einzige Mitstreiterin, die ich dabei hatte, hieß damals noch Marlies Zimmermann. Sie habe ich zurück ins Unternehmen geholt und so meine spätere Frau kennengelernt.

Marlies Lieckefett: Im Grunde haben wir uns von den meisten Mitarbeitern im Guten getrennt und teilweise bis heute Kontakt gehalten.

Wie kam es dann ganz konkret zur Gründung der WKW 1993?

Werner Lieckefett: Die entscheidende Frage lautete, in welcher Gesellschafter-Konstel­lation wir das neue Unternehmen gründen wollten. Da gab es mehrere Optionen. Auf der Basis unseres Konzepts kristallisierte sich schließlich ein Dreier-Konstrukt aus der Stadt Königs Wusterhausen, dem Gasnetzbetreiber EWE und der MEVAG, der späteren E.DIS, heraus. Das war damals eine in Ostdeutschland bisher nicht praktizierte Gesellschafter-Konstellation. Alle drei ­Gesellschafter waren sich ­darüber einig, an der Fernwärme festzuhalten mit dem Ziel, sie umweltfreundlich, versorgungssicher und preisgünstig anbieten zu können. Daran halten wir uns bis heute!

Marlies Lieckefett: Wir hatten uns von vorn herein dazu entschlossen, unsere Anlagen durch die Service-Gesellschaft der städtischen Wohnungsbaugesellschaft WoBauGe betreiben und warten zu lassen. Hier ist vor allem Holger Jäcklin zu nennen, der diese Aufgabe übernahm und so zu einem wesentlichen Pfeiler unserer Unternehmenstätigkeit wurde und es seither noch ist.

Auf welche Aufgaben konzentrierte sich das neugegründete Unternehmen in den ersten Jahren?

Werner Lieckefett: Wir haben von Anfang an sukzessive an der Sanierung und Erweiterung des bestehenden Fernwärmenetzes gearbeitet, die oberirdischen Fernwärmetrassen entfernt, weitere Trassen gebaut und sowohl neue als auch ältere Gebäude an die Fernwärme angeschlossen. Dann haben wir 1994 unser erstes Erdgasheizwerk in der Schillerstraße in Betrieb genommen. Aufsehenerregend war sicher die Abschaltung und der spätere Abriss des alten Kohleheizwerks in der Luckenwalder Straße im selben Jahr. 1995 ging unser zweites Erdgasheizwerk im Schenkendorfer Flur ans Netz. Und nun waren wir plötzlich modern, wohl wissend, dass, wer heute modern ist, es aber schon morgen nicht mehr sein muss.

In den Jahren danach sind wir dann kontinuierlich gewachsen, haben bis Ende der 90er Jahre weitere 2.000 Haushalte an unsere Fernwärme angeschlossen.

Welches Ereignis würden Sie als Meilenstein der Entwicklung der WKW in den 2000er Jahren bezeichnen?

Werner Lieckefett: Einen Schub in unserer Entwicklung brachte der Bau des Flughafens BER. Das Dorf Diepensee lag ja auf der geplanten Landebahn des neuen Flughafens und musste umgesiedelt werden. Die Diepenseer haben sich für eine Umsiedlung ihres Dorfes nach KW entschieden. Die darauf folgende europaweite Ausschreibung für den Bau und die Vermietung der Häuser von Neu-Diepensee haben wir gemeinsam mit der Wohnungsgenossenschaft KW gewonnen. Kurz vor Weihnachten 2003 sind dann die ersten Diepenseer in ihre neuen Häuser und Wohnungen eingezogen.

Marlies Lieckefett: Ich musste mich damals erst einmal in das Gebiet des Mietrechts einarbeiten. Das war etwas völlig Neues für mich. Aber die Mühen haben sich gelohnt. Wir haben immer noch zahlreiche Anfragen nach Wohnungen in Diepensee. Und wenn man dort heute mal durchfährt, kann man nur sagen, dass Diepensee ein wahres Schmuckstück geworden ist.

Sie können nicht nur auf eine berufliche Karriere als Chef der WKW, sondern auch bei der E.DIS zurückblicken. Wie kam es dazu?

Werner Lieckefett: Durch meine engen Verbindungen zu unserem Hauptgesellschafter E.DIS hatte ich Zugang zu externem technischen Know-how, was wiederum der WKW zu Gute kam. So haben wir 2005 unser erstes Blockheizkraftwerk (BHKW) in der Schillerstraße in Betrieb genommen. Die Technologie des neuen BHKW basierte auf der damals noch relativ neuen Kraft-Wärme-Kopplung, die sich durch eine hohe Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit auszeichnete. Das hieß, dass wir nun erstmals in der Geschichte der WKW neben Fernwärme auch Strom produzierten.

2007 wurde ich dann zum Geschäftsführer der edistherm berufen. Die edistherm war damals unter anderem zuständig für die Produktion von Bio-Methan (Bio-Erdgas) in Brandenburg. Also für die Herstellung eines Energieträgers aus nachwachsenden Rohstoffen aus der heimischen Landwirtschaft. In meiner damaligen Tätigkeit habe ich mich intensiv mit diesem völlig neuen Energieträger und seinen Möglichkeiten befasst. So ist die Idee entstanden, unser Heizwerk im Schenkendorfer Flur um ein ganz neues Bio-Erdgas-Blockheizkraftwerk zu ergänzen. 2008 ging dann das erste Bio-Erdgas-BHKW des Landes Brandenburg hier in Königs Wusterhausen in Betrieb.

Über welche Highlights können Sie aus Ihrer Tätigkeit bei der E.DIS-Gruppe berichten?

Werner Lieckefett: In meine Zeit bei der E.DIS-Gruppe fiel die europaweite Ausschreibung für die Energieversorgung des neuen Flughafens BER. Als Projektmanager war ich für E.DIS dafür verantwortlich und wir haben die Ausschreibung gewonnen. Seit 2012 sind die von uns gebauten drei Energiezentralen, die sowohl den neuen BER als auch den bestehenden Flughafen Schönefeld mit Strom, Wärme, Kälte und Notstrom versorgen, in Betrieb. Und das störungsfrei!

Zurück zur WKW. Der KaWe-Kurier hat in den letzten Jahren den Ausbau und die Erweiterung des Fernwärmenetzes der WKW begleitet.

Werner Lieckefett: Das ist richtig. Seit 2013 haben wir unser Fernwärmenetz zunächst auf das Gebiet des historischen Stadtkerns erweitert und schließlich bis zum neuen Technologiepark Funkerberg verlängert. Eine technische Herausforderung war dabei die Unterquerung des Notte-Kanals mit unserer Fernwärmetrasse. So konnten wir weitere Gebäude wie das neue Rathaus und das Amtsgericht, aber auch das Neubaugebiet am Mühlenfeld an die Fernwärme anschließen. Inzwischen haben sich auch mehrere Investoren im Technologiepark für unsere umweltfreundliche Fernwärme entschieden.

Die WKW ist in Königs Wusterhausen auch als großer Förderer des Breitensports bekannt. Wie kam es zu diesem Engagement?

Marlies Lieckefett: Wir sind ja beide immer sportlich aktiv gewesen. Zunächst beim Volleyball, später beim Tennis und jetzt beim Golf. Außerdem haben wir ganz privat über unsere Kinder und unsere mittlerweile sieben Enkel erlebt, welch tolle Arbeit gerade im Nachwuchsbereich in den Sportvereinen der Stadt geleistet wird. Da war es für uns selbstverständlich, diese Arbeit auch zu unterstützen.

Werner Lieckefett: Unser Engagement für den Sport in der Stadt geht auch auf den ehemaligen Bürgermeister von KW, Jochen Wagner, zurück. Er war ja damals bei der Gründung der WKW mit dabei und hat mir gesagt: „Du musst aber auch etwas für die Region tun!“

Das haben wir dann auch von Anfang an gemacht. Zunächst beim Volleyball als Sponsor des Beach-Volleyball-Cups der Netzhoppers und später auch bei den Basketballern der Red Dragons. Seit 2010 sind wir Hauptsponsor der Initiative „SportInKW“, die ja auch federführend von Jochen Wagner aus der Taufe gehoben wurde. Wir sind davon überzeugt, dass die Arbeit in den Vereinen gerade im Nachwuchsbereich essentiell ist. Unser Engagement für den Sport in der Stadt – speziell für „SportInKW“ – wird auch nach unserem Eintritt in den Ruhestand nicht aufhören. Aktuell sind wir in unserem Lieblingssport Golf ehrenamtlich tätig. Marlies zum Beispiel als Ladies-Captain und ich als Senior-Captain.

Wenn Sie auf Ihre berufliche Karriere bei der WKW zurückblicken, wie fällt Ihre Bilanz aus?

Werner Lieckefett: Ich glaube, dass wir wirklich zufrieden und beruhigt in unseren neuen Lebensabschnitt gehen können. Wir haben unseren Nachfolgern ein in jeder Hinsicht gesundes und zukunftsfähiges Unternehmen hinterlassen. Mit Blick auf das, was wir uns zur Gründungszeit vorgenommen hatten, können wir sagen, dass wir unsere Ziele erreicht haben. Die WKW steht heute für eine 100-prozentige Versorgungssicherheit und verfügt über top-moderne technische Anlagen. Die von uns produzierte Energie ist umweltfreundlich und preiswert. Im landesweiten Ranking der Fernwärmeversorger belegt die WKW aktuell den dritten Platz. Mit diesem Fazit ist es für uns nun an der Zeit, „Tschüss!“ zu sagen.

Es fragte: Vesa Elbe;

Foto: Matthias Fuhrig

An dieser Stelle möchten wir uns ausdrücklich bei allen unseren Geschäftspartnern und Wegbegleitern für die teilweise jahrzehntelange, erfolgreiche Zusammenarbeit
bedanken!

Marlies & Werner Lieckefett

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